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Literaturkritik |
mit der derzeitigen Qualität der Literaturkritik in den Feuilletons. Die klassischen Literaturkritiken verschwinden. Das hat teils ökonomische Gründe. Aber was ist bloß mit der literaturpolitischen Einstellung los? Von Jörg Sundermeier |
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Thierry Chervel hat kürzlich aufgezeigt, dass sich die Anzahl der täglich erscheinenden Literaturkritiken, die auf seiner Webseite perlentaucher.de zusammengefasst werden, in den letzten zehn Jahren halbiert hat. Stattdessen liest man in den Feuilletons nun viel darüber, wie die Autoren rauchen, oder erfährt, dass ein Literaturspektakel »umstritten« sei. Warum aber ein Roman gut oder schlecht ist, wird immer weniger begründet. Dafür gibt es diverse Gründe. Das »Zeitungssterben« allein erklärt nicht, warum auch die Rezensionen in den öffentlich-rechtlichen Sendern durch Interviews mit Autoren ersetzt werden oder viele Internetuser gleich nur noch über ihre Gefühle reden. Der
Literaturwissenschaftler Jörg Drews hat einmal aufgezeigt, dass die
Literaturkritik kaum mehr in der Lage sei, schwierige Romane zu kritisieren. Er
begründete das ökonomisch. Der freie Rezensent wird pro Rezension bezahlt, warum
also sollte er sich auf den komplexen Roman stürzen, wenn er in der Zeit, die er
für dieses Buch braucht, mehrere simplere Bücher lesen könnte. Die
festangestellte Redakteurin wiederum muss immer mehr Texte selbst schreiben,
folglich hat sie nicht mehr die Zeit für anstrengende Lektüren. Und der Blogger
braucht Klicks und muss daher regelmäßig liefern. Daher ist nun vieles einfach »furios«, »brillant« oder »schon jetzt das Buch des Jahres« – am Jahresende erinnert sich dann selbst derjenige, der das ausgerufen hat, nicht mehr daran. Das führt (wenn es um komplexere, hart erarbeitete Bücher geht) nicht nur bei Autoren und in den Verlagen zu Frust, auch die Leser misstrauen der Kritik zunehmend. Sie ziehen sich zurück. Die Literaturkritik aber hat die Möglichkeit, die Gegenwartsliteratur zu beeinflussen, eigentlich soll sie die Maßgaben, an denen sich die Literatur messen lassen muss, anwenden. Wenn die Literaturkritik aber die Literatur verlässt und den Autor um ein »Statement« zum Buch bittet (oder gleich die Presseabteilung des Verlags), schadet das der Literatur. Und der Kritik selbst. Sie arbeitet an ihrer Abschaffung. Artikel online seit 29.01.15 |
Jörg
Sundermeier (*1970) leitet als |
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