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gerade auf den Arm nimmt, oder es ernst meint mit seinen grandiosen
Monologen über Gott und Welt.
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Is called the Midwest.«
Ulrich Breth über die
Metamorphosen des großen Rätselhaften
mit 7 Songs aus der Tube
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Gómez Dávila, Stephane Mallarmé, Gert Neumann, Wassili Grossman, Dieter
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Vom
Ertrinken im Lichtermeer
Georg Seeßlen über
Peter Dörflers
Dokumentarfilm »Achterbahn«
Vom Rummelplatz kommt und zum Rummelplatz will das Kino. Nicht nur, weil es
einst eine Attraktion auf dem Jahrmarkt war, und nicht nur weil es umgekehrt in
seine Bewegungsbilder so viel Jahrmarktattraktion als möglich packt. Sondern vor
allem weil der Rummel zu den magischen Orten gehört, wo es immer zugleich das
öffentliche Schauspiel zu bestaunen und das einzelne Leben zu erahnen gibt.
Oberflächenreiz und Tiefenschärfe. Hinter den fliegenden Teppichen und
Schießbuden, hinter den Lichtern und dem Lärm können sie nur warten, diese
Lebensgeschichten, die so tragisch wie Shakespeare-Dramen und so grotesk wie
Pulp Fiction sind. Melodramen von der anderen Seite des Spiegels. Ohne
verläßliche moralische Endungen.
Dies ist so eine
Geschichte. Die Geschichte von Norbert Witte und seiner Familie. Ganz ohne
verläßliche moralische Endung. Überhaupt ohne Ende. Wenn das alles nicht
wirklich passiert wäre, gäbe es den perfekten Stoff für einen deutschen film
noir.
Der
Film beginnt entsprechend mit einer eher wehmütigen Einstellung. Ein leeres
Riesenrad, Saurier-Monsterfiguren auf einem Ödland; ein magischer Ort, der seine
Bestimmung verloren hat. Ein Friedhof der Träume. Ein Vergnügungspark an der
Spree, der Plänterwald, der in der DDR eingerichtet und nach der Wende
privatisiert wurde. Norbert Witte, so erfahren wir von der freundlichen
Spree-Ausflugsschiffbegleiterin, habe das auch nicht so auf die Reihe gebracht.
Er habe dann mit dem Schmuggel von Rauschgift versucht, seine Schulden zu
bezahlen. Jetzt sitzt er im Gefängnis. Das ist gleichsam die offizielle
Kurzfassung der Geschichte, so wie man andernorts die Kurzfassungen des Lebens
von Jesse James oder dem Wildschütz Jennerwein erzählt. Aber hinter solchen
Geschichten stecken immer mehrere andere.
Norbert
Witte lebt nun im Freigängerheim. Er darf das Land nicht verlassen,
auch nicht um zu seinem Sohn zu gelangen, der in einem Gefängnis in Peru sitzt,
wegen des Vergehens, das sein Vater eingefädelt hat. Was er als Techniker
verdient, geht für die Anwälte drauf. Zwanzig Jahre, so lautete das Urteil für
Marcel Witte, es bedeutet für den jungen Mann, das ganze Leben verlieren. Die
Mutter hat diese Situation wohl nie verkraftet, sie verzeiht dem Vater nicht,
auch wenn die Töchter an ihrem Vater hängen.
Wir begleiten Norbert auf
seinen Wegen zu seiner alten Schausteller-Heimat. »Einmal Schausteller, immer
Schausteller«, sagt er und will zurück. Aber auch da gibt es für seine Taten
eigentlich kein wirkliches Verzeihen. Nachdem der Sohn einen Selbstmordversuch
unternahm fliegt der Schwiegersohn nach Peru. Man hofft auf eine Revision, die
Anwältin verlangt 12.000 Euro.
Der Film begleitet dann Mutter und Tochter nach Peru, das wir erst einmal mit
einem touristisch-neugierigen Blick (zur passenden Musik) sehen, dann aber auch
Guerilla-Aufnahmen aus dem Inneren des Gefängnisses. Dort kann Marcel Witte nur
überleben, weil er sich eine Zelle kaufen konnte. Wenn das Geld ausbleibt, ist
er der Brutalität der Wärter und Mitgefangenen schutzlos preisgegeben. Pia Witte
besucht das alte Haus, das leergeräumt ist, sie fahndet nach den Resten ihrer
Fahrgeschäfte. Noch ein Friedhof der Träume. Sie wäre bereit, noch einmal
anzufangen, hier in der Fremde, wenn sie dem Sohn helfen könnte. Aber womit?
Rückblick in bessere Zeiten. Norbert Wittes Vater hatte mehrere
Striptease-Lokale, und der Sohn ist zwischen diesem Milieu und dem Rummel
aufgewachsen. Seine Frau ist auf dem Auto-Scooter groß geworden, sie haben dann
weitere Fahrgeschäfte gekauft. So wurde er einer der Großen im
Schaustellergeschäft. Zehn Jahre vor dem Spreeparkprojekt gab es eine Zäsur
durch ein Unglück auf dem Hamburger Hummelfest, bei dem sechs Menschen ums Leben
kamen, als die Achterbahnkabinen gegen einen Wartungskran prallten. Die neue
Schuld überlagert eine alte. Und beides mal geht viel mehr kaputt als Biographie
und Karriere. Norbert Witte ist zugleich ein »König« des Rummels, und einer, der
unwillentlich aber konsequent an seiner Zerstörung arbeitet.
Danach
mußten sich die Wittes langsam wieder aus der Pleite herausarbeiten, durch
Reisen mit ihren Unternehmungen in Deutschland Jugoslawien und in Italien, mit
neuen Fahrgeschäften. Das sind wieder eigene Geschichten, Geschichten vom
Sich-Verlieren. Nach vielen Krisen hat er sich schließlich um den VEB Kulturpark
bemüht. Die Familie, nach dem ersten Gefühl der Ruhelosigkeit, hat endlich ein
Empfinden, zuhause angekommen zu sein. Es entstand ein kleines berliner
Disneyland mit sehr unterschiedlichen Attraktionen. Die anfängliche
Erfolgsgeschichte dreht sich bald um. Ein Hang zum Größenwahn ist daran schuld,
vielleicht ebenso die Behördenwillkür, die Parkplätze und Zufahrtswege
blockiert. Das Unternehmen steht vor der Pleite. Norbert Witte hört, daß man in
Peru mit Fahrgeschäften sein Glück machen kann. Fluchtartig wird das Land mit
den Fahrgeschäften verlassen, in der Presse wurde Witte zum »Rummelkönig, der
die Flucht ergriffen« oder den »Spreepark heimlich nach Peru verschifft« hat. In
Südamerika läuft alles schief. Der Zoll hält die Container zurück, das restliche
Geld geht für Schmiergelder drauf, die Familie hungert, und Norbert Witte
bekommt auch in Deutschland keinen Fuß mehr in die Tür. Am Ende, als er die
Familie schon verloren hat, läßt er sich, zusammen mit seinem Sohn, der als
letzter bei ihm geblieben ist, auf einen verhängnisvollen Drogenschmuggel ein:
Kokain im Wert von vier Millionen, verborgen im »Fliegenden Teppich«. Das konnte
nicht gut gehen.
Nun kämpfen Mutter und Tochter darum, Marcel Witte aus dem Gefängnis frei zu
bekommen. Und wären wir wirklich in einem »film noir«, so käme es wohl zu einem
gewalttätigen Befreiungsversuch, geträumt wird jedenfalls davon. Aber das Leben
ist finsterer als ein »film noir«. Der Versuch der Wiederaufnahme des Verfahrens
scheitert, das Geld ist fort, und der Vater träumt derweil schon wieder, oder
doch wahrscheinlich zum letzten Mal, von neuen Unternehmungen, einer
Großraumdisko, einem Zirkus. Hauptsache: Ein Lichtermeer.
»Achterbahn« erzählt von den Versuchen der mittlerweile verstreut lebenden
Familie, untereinander heillos entzweit und doch untrennbar verbunden, das Leben
des Sohnes zu retten, von der Erinnerung und davon, wie man an Träumen genau so
kaputt gehen kann wie am Leben. »Einmal Schausteller, immer Schausteller«, das
ist zugleich Bekenntnis und Fatalität. Die einfachen Geschichten, die man in der
Presse liest und vor Gericht trägt, taugen nicht. Aber die wahren Geschichten
gehen einfach nicht auf.
Wie bei allen guten Dokumentarfilmen gibt es auch hier mehrere Bezugspunkte.
Personen, Orte, eine Geschichte, die einander bedingen, ohne eine einfache
»Einheit« zu bilden. Vieles wird indirekt erzählt, vieles bleibt offen. Es gibt
ein paar »plot points«, und es gibt schließlich jene Gestaltungsmittel, ein
Träumen und Fantasieren der Kamera inmitten unbestreitbarer Realität, was einen
Dokumentarfilm so entschieden von einer Fernsehdokumentation trennt. Peter
Dörfler ist auch in seinem zweiten Film ein Mann mit der Kamera. Er macht uns
keine »Objektivität« vor. Einen Film wie »Achterbahn« kann man auch sehen wie
einen Spielfilm. Wenn er doch nur die Spur von einem Happy End hätte.
Georg Seeßlen
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ACHTERBAHN
von Peter Dörfler,
D 2009, 87 Min.
Dokumentarfilm
strandfilm
Trailer
Filmstart & KINOTERMINE
am 1. Juli 2009
BERLIN Open Air im Freiluftkino Friedrichshain
ab 2. Juli 2009
BERLIN Hackesche Höfe Filmtheater I Babylon Kreuzberg I Kino in der
Kulturbrauerrei
LEIPZIG Kinobar Prager Frühling
HALLE/SAALE Puschkino
FRANKFURT/MAIN Orfeo Kino
4.-6. Juli 2009
POTSDAM Open Air auf der Freundschaftsinsel
6. und 7. Juli 2009
BERLIN b-ware!
ab 9. Juli 2009
HAMBURG 3001 Kino DRESDEN
Metropolis KARLSRUHE Schauburg
ab 10. Juli 2009
FREIBURG Friedrichsbau-Apollo
ab 12. Juli 2009
ASCHAFFENBURG Casino
ab 16. Juli 2009
KÖLN Filmpalette
ab 23. Juli 2009
MÜNSTER Cinema
ab 24. Juli 2009
MÜNCHEN Monopol Kinos
ab 30. Juli 2009
AACHEN Apollo Kino & Bar
am 17. August 2009
BERLIN Open Air FLK Insel
ab. 20. August 2009
BOCHUM Endstation Kino i. Bhf. Langendreer |