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Eine
kleine Materialsammlung
Man schaut und hört wie gebannt, und weiß doch nie, ob er einen
gerade auf den Arm nimmt, oder es ernst meint mit seinen grandiosen
Monologen über Gott und Welt. Ja, der Bernhard hatte schon einen
Humor, gelt?
Hörprobe

Die Fluchtbewegungen des Bob Dylan
»Oh
my name it is nothin'/ My age it means less/ The country I come from/
Is called the Midwest.«
Ulrich Breth über die
Metamorphosen des großen Rätselhaften
mit 7 Songs aus der Tube
Glanz&Elend -
Die Zeitschrift
Zum 5-jährigen Bestehen
ist
ein großformatiger Broschurband
in limitierter Auflage von 1.000
Exemplaren
mit 176 Seiten, die es in sich haben:
Die menschliche
Komödie
als work in progress
»Diese mühselige Arbeit an den Zügen des
Menschlichen«
Zu diesem Thema haben
wir Texte von Honoré de Balzac, Hannah Arendt, Fernando Pessoa, Nicolás
Gómez Dávila, Stephane Mallarmé, Gert Neumann, Wassili Grossman, Dieter
Leisegang, Peter Brook, Uve Schmidt, Erich Mühsam u.a., gesammelt und mit den
besten Essays und Artikeln unserer Internet-Ausgabe ergänzt.
Inhalt als PDF-Datei
Dazu erscheint als
Erstveröffentlichung das interaktive Schauspiel »Dein Wille geschehe«
von Christian Suhr & Herbert Debes
Leseprobe
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Edition
Glanz & Elend
Martin Brandes
Herr Wu lacht
Chinesische Geschichten
und der Unsinn des Reisens
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Neue Stimmen
Die
Preisträger
Die Bandbreite der an die 50 eingegangenen Beiträge
reicht
von der flüchtigen Skizze bis zur Magisterarbeit.
Die prämierten Beiträge
Nachruf
Wie
das Schachspiel seine Unschuld verlor
Zum Tod des ehemaligen Schachweltmeisters Bobby Fischer
»Ich glaube nicht an Psychologie,
ich glaube an gute Züge.«
Wir empfehlen:
kino-zeit
Das
Online-Magazin für
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Mit Film-Archiv, einem bundesweiten
Kino-Finder u.v.m.
www.kino-zeit.de




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Das
Echtzeitmonster
Köln, Winnenden, Amstetten
im Vor-Frühling 2009
Ein Statement von
Peter V. Brinkemper
Die Figur ist klar umrissen und doch innerlich leer und brüchig. Eine Art
ausklappbares Centerfold, eine virtuelle Seite 1, eine schnell ausfahrbare
Schießscheibe, changierend zwischen Opfer und Täter, Defensivität und
Aggression, Mitleid und Hass, eine militante Schmerzensikone, ein Mützenmann und
ein gruselmärchenhafter pervertierter Interpenetrator.
All dies schießt einem durch den Kopf, und noch dazu Schutt und Geröll sowie
einstürzende alte Neubauen, denen Bagger und Kräne auf selbstverschuldet
aufgeweichtem Grund nicht beikommen. Die Wolke der auf uns niederprasselnden
Nachrichten im Netz verlangt ein Ende des Papiers, des Buches, der Familie und
der Schule, sie lagert die Ereignisse und ihre Betrauerung aus dem Raum der
Öffentlichkeit heraus in die verdunkelte Stadthalle, in der ein
Trauergottesdienst aus einer mit Promis besetzten katholischen Medien-Kirche
live übertragen wird, Public Viewing hinter dem protestantischen Theatervorhang,
während in St. Karl Borromäus Kerzen mit den Namen von Opfern zum Altar getragen
werden. Kein
Christlicht für den Täter, für ihn eine einsame Fürbitte ins Dunkel, wie für
einen Heiden.
Ein Traum wird beerdigt, der Traum einer behüteten Jugend in Hoffung.
Bilderverbot und spartanisches Trauerritual in einer Gesellschaft, in der der
kannibalische Bilderhunger des Alles-erleben-, aber Nichts-begreifen-Wollens den
unentwegten Katastrophen-Zuschauer lüstern umlagert. Gesucht wird die Intimität
einer nackt bis auf die Knochen ausgezogenen Öffentlichkeit, die noch Leben,
Trost und Orientierung spenden könnte, wenn Individual-Interessen,
Gruppen-Bedürfnisse und Allgemeinwillen ein harmonisch-dynamisches Ganzes, ein
frei ausschwingendes »Gewand« (Büchner) ergäben. Aber dergleichen ist totaler
Schein, wenn sich Manager mit Millionen und Milliarden davonmachen, und
Firmenbelegschaften als Verzweifelungsgemeinschaften und Selbstmordsekten
hinterlassen.
Die Egosphäre wird von den Netzimperien als Shopping-Mall verwaltet, das
öffentliche Interesse und die Volonté générale sind konturlose Fiktionen in
einem Universum der statistischen Ungleichzeitigkeiten geworden, in denen die
Anti-Public-Interest-Hero-Villain-Monade ihre schaurigen Triumphe von Far Cry zu
Far Cry feiert. Der Papst und seine peinlichen Berater beklagen sich wehleidig
über den Popularitätsschwund, den ihre spirituelle Anti-Kondomologie und ihre
postfaschistische Verbrüderungspolitik mit notorischen Holocaust-Leugnern
anrichten. Sie bekunden im besten katholischen Sinne eine selektiv globalisierte
und antiökomenische Teilwelt, die nicht verstehen kann, wie ein
Internet-trainierter Papst den Wellness-Faktor des Weltjugendtages von Köln
verspielen kann, wenn er nur noch die Binnenversöhnung mit der Reaktion auf
Kosten des interreligiösen Weltdiskurses der Zukunft sucht. Währenddessen
verlangen in einem Trauerbrief die Hinterbliebenen von Winnenden von den Medien
die zukünftige Nicht-Nennung von Attentäter-Namen, als ob sie damit irgendetwas
an der perversen Berühmtheit eines jungen Vereinsschützen ändern und einen Damm
zwischen Opfer und Täter konstruieren könnten. Sie haben noch nicht begriffen,
dass der todbringende Versager auf Kosten des Lebens und der Namen ihrer Kinder
bekannt wurde und nicht aufgrund eigener positiver Leistungen.
Das Grauen bleibt formlos und höhnisch präsent, weil es sich in Standards der
Betroffenheit und der Entrüstung äußert, die ihm und seinem Medienhype nicht
beikommen. Umgekehrt schreit der mordende Jungschütze wie ein Kaspar in die
Klassenräume, in denen bereits tödlich Verwundete liegen, »Seid ihr immer noch
nicht alle tot?« Im gleichen Sinne fordert die Tochter des Ungeheuers von
Amstetten für ihren liebeskranken Peiniger die ewige Verdammnis der ab jetzt
lebenslänglichen Internierung, obwohl der betagte Familienschänder auch nach 15
Jahren bereits wieder die Chance hätte, auf die bis dahin weiter aufgeheizten
Medien losgelassen zu werden. Das Echtzeitmonster kennt das Sofort als
Notschrei, die viagröse Brunft im Mediendschungel. In ihm sind kulturelle
Ordnungen, Grenzziehungen und Archive, wie in Köln, beim klüngelig geplanten,
hastig betriebenen und nachlässig überwachten U-Bahn-Bau, längst zum Einsturz
gebracht und damit jener Auslöschungsprozess in Gang gesetzt, der auf Literatur,
Fotografie und Briefwechsel im Sinne öffentlich richtungsweisender Stimmen und
Perspektiven von Heinrich Böll bis L. Fritz Gruber verzichten kann.
Übrig bleiben phantasielose Szenarien von Erniedrigung und Beleidigung, mit
denen selbstsüchtige und argwöhnische Teilgruppen sich an ihren engen Horizont
festkrallen und ihn mit aller ihnen zu Gebote stehenden Ohnmacht verteidigen -
bevor das Echtzeitmonster in neuer Gestalt wieder auftaucht. Am leeren Platz der
entvölkerten Öffentlichkeit wird es wieder ausholen - zum nächsten blanken
Zufallsschlag.
Hinter dem Monster könnte sich eine neue Turbo-Kindheit verbergen,
die, von den Medien beschleunigt, längst in eine von Erwachsenen nicht mehr
kontrollierte Parallelwelt abgedriftet ist. Mit ihr müssen Familie, Eltern,
Schule, Arbeitswelt, Gesellschaft, Wissenschaft und Politik intensiv Kontakt
halten. Und es müssten an dieser Nahtstelle neue institutionelle Brücken und
Übersetzungen geschaffen werden. Damit ein medienbewusster Realismus einsetzt,
der im sozialen Hier und Jetzt und im utopischen Datenrausch gleichermaßen für
Aufklärung, Verbindung und Verlangsamung sorgt. |
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