Glanz & Elend Magazin für Literatur und Zeitkritik |
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Glanz und Elend der künstlichen Paradiese
Nur selten
hat ein Schriftsteller mit solcher Nüchternheit, leidenschaftslos und souverän
über den Rausch geschrieben wie Ernst Jünger zwischen 1968 und 1970 in seinem
Buch Annäherungen. »Der Rausch« heißt es dort, »bleibt eine der Stationen
auf dem Weg zum Nullpunkt, eine flüchtige Herberge, ein buntes Zelt, das für
eine einzige Nacht aufgeschlagen wird. (…) Der Nullpunkt ist auch Gefrierpunkt,
und obwohl die Atome ihr Gewicht behalten, ändert sich ihre Anordnung.«
Das Buch von 1970 war
insofern eine konsequente Fortsetzung seiner Rausch-Studien. Dieses Mal kommen
die Drogen unmittelbar zur Sprache. Ursprünglich war der Essay nur als
thematischer Abstecher gedacht. In gekürzter Fassung lag er bereits 1968 vor und
war dem rumänischen Autor Mircea Eliade gewidmet. Die gesamte Abhandlung
erstreckte sich dann jedoch über nahezu drei Jahre. Jüngers Buch ist aber nicht
nur Erfahrungsbericht, sondern poetisches Geschichtsbuch zugleich. Insbesondere
zu Beginn seiner anekdotischen Erzählungen nimmt er ausführlich Bezug zu de
Quincey, Baudelaire, Poe und rekurriert auf das Zeitalter des Rausches, das 19.
Jahrhundert. Auch sucht er die Nähe der griechischen und römischen Götter immer
wieder auf. Dionysos ist allgegenwärtig. Wenn aber alles zum Surrogat wird auf dieser Welt, so bleibt die Frage offen: Surrogat für was? Der Rausch ist insofern intensivierte Suche nach dem Eigentlichen: »Wir hatten die Schuhe ausgezogen; es war ein Ausflug, zu dem man weder Stab noch Stiefel, weder Rad noch Flügel braucht. Der Hausherr (Hofmann) brannte ein Räucherstäbchen an. Der Rauch stieg auf, ein Seidenfaden, dessen Grau sich in ein feinstes Blau verwandelte. Zunächst erhob er sich senkrecht in der fast unbewegten Luft. Doch dann begann er zu zittern, sich zu drehen und zu kräuseln zum schwerelosen Figurenspiel. Er wollte zeigen, was der Tanz bedeutet und was er bieten kann.« An dieser Stelle wohnt dem beginnenden Rausch noch ein gewisser Glanz inne. Doch das Elend des Drogenkonsums wird sogleich mitgeliefert: »Es wurde kälter. Nicht nur die Nüstern wurden gefühllos, der Mund, der Gaumen auch. Zuweilen biss ich auf die Lippen wie ein Pferd, das an der Kandare kaut. Ich ging zum Spiegel; die Pupillen waren groß wie Nachtfalteraugen; dunkel und weit geöffnet vom Alkaloid. Das Gesicht war starr, gefroren wie auf einer Kurierfahrt jenseits des Polarkreises. (…) Die Nachtschattengesichter glichen Gespenstermasken mit dunklem, in den Stoff geschnittenem Visier. (…) Sonst saß ich im Sessel, die Hände auf der Lehne, während Stunde um Stunde verrann. (…) Visionen von widerlichem Ungeziefer, das sich auf und unter der haut einnistet. Es ist nicht zu vertreiben, selbst wenn der Betroffene es mit Messer und Schere herauszuschneiden sucht. Wäre es wirklich, würde ihm leichter beizukommen sein.«
Jünger hat nie das
Schicksal eines Hans Fallada, eines William Burroughs oder Jörg Fausers teilen
müssen. Er stand selten in Gefahr, wirklich drogensüchtig zu werden. Seine
Drogenexzesse waren ihm vielmehr im Voraus verbrauchte, geliehene Zeit. Sucht
hingegen erinnere an Suchen und sei, so Jünger, etymologisch verwandt mit »krank
sein«. Weder suchte Jünger, noch war er drogenkrank. Er fand auch ohne Suche –
und der Rausch half ihm ein wenig dabei – eine eigene Sprache für ganz
persönliche Erlebnisse. So war ihm das »wahre Glück« auch »grundlos; es kommt
wie eine Welle, die uns überrascht. Wir kennen die Ursache nicht. Vielleicht
stürzte in der Ferne ein Meteor ins Meer. Vielleicht standen auch nur die
Gestirne günstig; es ist die Art Glück, die immer seltener wird.« |
Ernst Jünger |
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