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In den 70er Jahren gab es
im deutschen Fernsehen eine Sendung mit dem Titel
Das ist ihr Leben. Prominente
wurde unter einem Vorwand in ein Studio gelockt. Dort wartete ein aufgekratzter
Moderator mit einem Mäppchen auf sie, ging die einzelnen Stationen des Lebens
dieses Prominenten durch, lud ehemalige Freunde und sogenannte Weggefährten des
Gastes ein (typische Körperbewegung: die Umarmung des seit Jahren nicht mehr
Gesehenen) und frischte die Karrierehöhepunkte auf (seltener die Rückschläge). Das hatte irgendwie den Charme von Klassentreffen, Stammtisch
und vorweggenommener Grabpredigt. Unvergessen die Persiflage von Loriot auf
diese Sendung, in der der Moderator dem fiktiven Schauspieler "Ted Brown"
mangels Verfügbarkeit keinen Schulkameraden aus der eigenen Klasse präsentieren
konnte, sondern nur jemanden, der zur gleichen Zeit in einer anderen Stadt zur
Schule ging. "Er ist Ihnen also völlig unbekannt" – und trotzdem heute im
Studio. "Können wir jetzt gehen" fragt dann irgendwann Ted Brown, als die
Rekonstruktionen immer abstruser wurden.
Hoffmeister bemüht sich
chronologisch zu erzählen, schweift jedoch häufig ab, weiß etwas, was man damals
noch gar nicht wissen konnte und erhebt sich ab und an fast prahlerisch über die
Protagonisten. Am Anfang das Verhältnis Fischer und Ibsen (auch hier viel
Spekulation). Man lernt den alten Fontane en passant als Kritiker und wachen
Geist kennen (und schätzen). Autoren wie Jakob Wassermann, Max Halbe, Moritz
Heimann (der auch Fischer-Lektor war), die heute kaum bekannt sind. Natürlich
Gerhart Hauptmann, der Fixstern von Fischer. Bis ins (unwichtigste) Detail geht
die Autorin hier. Später dann Thomas Mann (Heinrich Mann bei Wolff). Auch hier
lange Exkurse: über das Verhältnis der beiden Brüder; Abhängigkeiten,
Gegnerschaften und doch ein stilles aber festes Band der Zuneigung auch im
Zwist. Zu selten gibt es Momente des erhellenden Versinkens. Etwa, wenn geschildert wird, wie Fischer bei den designierten Schwiegereltern um seine Hedwig geworben hat. Was für ein drollig anmutendes, aber doch zartes 19. Jahrhundert-Casting. Fischers Kinder, vor allem Gerhart (der Vorname!), sein musikalisches Wesen, seine Erziehung (wieder ganz ausführlich die Schulen und Internate, die er besuchte). Die Kriegsjahre und Verblüffendes über das geistig-kulturelle Leben in dieser Zeit. Aber immer mal wieder geht dieser affektierte Sarkasmus mit Hoffmeister durch. Etwa wenn Gerhart mit 19 Jahren an einer rätselhaften Krankheit binnen weniger Tage stirbt und dies schmissig mit dem Geburtstag der Mutter in Verbindung gebracht wird: …und wie um die Mutter zu schonen, starb das Sorgenkind fünf Minuten nach Mitternacht.
Schon Ende des 19.
Jahrhunderts macht Hoffmeister als prägnante Zeitströmungen
Modernisierungskritik, Interessenpolitik und Judenfeindschaft aus. Fischer
ist das, was man einen deutschen Patrioten nennen könnte; den immer weiter
schwelenden Antisemitismus will er in diesem Ausmaß offensichtlich nicht
wahrnehmen. Er schreibt Thomas Mann eine zustimmende Postkarte auf seinen
Artikel gegen (den Juden) Theodor Lessing, der in einer Satire angeblich
antisemitische Klischees bediente. Ansonsten heißt es über Fischer noch 1934
(also in seinem Todesjahr), dass er "sich eher mit Knüppeln totschlagen
lassen" würde "als Deutschland zu verlassen."
Die kursiv gesetzten
Stellen sind Zitate aus dem besprochenen Buch. |
Barbara
Hoffmeister |
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