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Die Haut des Terminators
Der ultimative Schlüssel zum
Film »T-4: Die Erlösung«
Von
Peter V. Brinkemper
Kino-Serienfortsetzungen,
zwischen Sequel und Prequel, scheinen derzeit überall nachzuwuchern. Nach der
George Lucas’ Prequel-Kino-Staffel von „Star Wars“ I bis III, die den Klassikern
IV-VI wichtige Motive zum Verständnis von Anakin Skywalker/Darth Vader
unterlegte, und der neuen „Batman“-Serie von Christopher Nolan, die die ältere
Vierer-Version aus der Urszene der Geburt des jungen Batman und aus dem
ambivalenten Geist der Ermordung seiner Eltern minutiös neu konstruiert, taucht
nun „Terminator – die Erlösung“ („T-4“) (2009) auf und beeindruckt zumindest
die älteren Fans mit der Paradoxie, dass nun der bisher geschlossene „Vorhang
der Nacht“ aufgezogen wird, um uns eine taghelle Zukunft zu zeigen, in dem
überlebende Menschen gegen Skynet und seine Roboteragenten verzweifelt zu Felde
ziehen.
Die Presse und das Internet
hinken einmal wieder hinterher, auf der Suche nach Land. Joseph "McG" McGinty
Nichols „Terminator 4“ ist kein Film mit sinnlosem Geballer und wenig Handlung
und wenig Spannung und auch nicht mit einem blassen Christian Bale. Und schon
gar nicht mit einer existenziell-pessimistisch verzweifelten Handlung zwischen
Stalingrad und Dostojewski. Mit dergleichen Oberflächenwahrnehmungen kommt man
keinen Schritt weiter. Aber die Frage ist, ob die Personen, die dergleichen im
Tagesgeschäft besprechen sollen, noch Zeit haben, ihr Gehirn zu benutzen, oder
schon längst selbst zu Presseprintern mutiert sind. Es geht doch um Module,
Varianten, Versionen und evolutionäre Blockaden oder Bahnungen. Das
entscheidende Kriterium ist: Was bringt der Film an logischen Zusammenhängen im
Bereich Action und Drama auf? Wie lassen sich diese Fäden mit der bisherigen
Logik verbinden? Oder gerade nicht? Gib es eine neue rekonstruierbare Logik?
Gibt es plausible Gründe für die Befunde und Annahmen? Das Filmgucken wird auch
in der großen Unterhaltungsindustrie immer hypothetischer, wider Willen
intellektueller. Und lassen sich diese Terminatoren-Trends mit anderen Prequel-
und Sequel-Strategien vergleichen? Einmal mehr ist entscheidend, Pop-Kultur
nicht nur auf der bornierten Ebene von Gewohnheitskonsumenten mit
Nostalgie-Kino-Kriterien wiedererkennbarer Kitsch- und Trivial-Ikonen
wahrzunehmen, sondern auf einem KONZEPTUELLEN und FORMALEN Niveau.
Der Terminator-Plot: Ein Porno mit
Zeitschleifen-Zeugung
In der „Terminator“-Saga
1-3 ging es darum, einen völlig unwahrscheinlichen B-Movie-Plot zwischen der
verhakten Zukunft und der bedrohten Gegenwart zu installieren: Ein Mensch und
feindliche und später ein freundlicher Roboter werden aus der Zukunft geschickt,
um Zeugung und Aufwachsen von John Connor zu verhindern oder zu verteidigen.
Denn Connor ist, zukunftsgewiss, der spätere Anführer des Aufstandes der den
atomaren Erstschlag im eigenen Land überlebenden Menschheit gegen Skynet und
seine mörderischen Maschinen. Der entscheidende Kniff bei dieser Schleife
zwischen 2029 und 1984 - aus der Zukunft in die Vergangenheit zu reisen, um
diese zu verändern und die Zukunft erfolgreich zu manipulieren -, besteht aber
nicht nur in einem Zeitparadoxon, wie oft gehabt. Sondern darin, sich gleich
selbst von einem anderen beschützen, was noch o.k. wäre, und dann auch noch
erzeugen zu lassen, womit der identitäre Unsinn oder der transformative Sinn
einsetzt: Der Widerstandskämpfer John Connor schickt den jüngeren Mitstreiter
Kyle Reese (Michael Biehn) in der entscheidenden Endphase der Auseinandersetzung
mit Skynet zurück in die Vergangenheit, um Sarah Connor, die zukünftige Mutter,
zu beschützen und seine Zeugung rechtzeitig in Gang zu bringen. Die Mission
nimmt ihren Lauf, verfolgt von einem wütenden Killer-Terminator (Arnold
Schwarzenegger) lernen sich Sarah und Kyle kennen, verlieben sich ineinander und
haben, ob nun auftragsgemäß oder im Gegenteil, Widerstands-Sex, aus dem der
spätere Menschheitsretter John entspringen soll. Es ist deutlich, dass bezogen
auf die Logik der biologischen Evolution und der bisherigen normalen Zeitachse
von Zeugung, Genetik, Entwicklung, Mutation usw. eine einmalige Form der
paranoid-anfälligen Selbstbefruchtung aufgrund von Auserwähltheitswahnsinn
vorliegt, bei der man alles und nichts in das Wurmloch der eigenen Entstehung
und der auferlegten Mission hineinprojizieren kann. Der von James Cameron
erfundene „Terminator“-Mythos ist so etwas wie der Porno der
Superhelden-Zeitschleifen-Zeugung und der jungfräulichen
Gottes-Geburts-Verkündigung. Die Mutter wird zur Fertilisationsmaschine einer
brutal umkämpften Technoevolution zwischen Organik und Transorganik, und die
Zeit selbst wird zur beliebig manipulierbaren Hure von Wunschvorstellungen und
Aggressionsphantasien, weil die Realität selbst nur noch Vorhang und Korridor
für endogene Phantasmen ist. Man könnte nun so argumentieren, dass John Connor
zunächst natürlich von irgendeinem anderen Mann als Kyle Reese in Vereinigung
mit Sarah gezeugt worden ist. Der besondere Status von John Connor müsste sich
in dieser Ur-Version der Geschichte erst später, oder vielleicht zunächst in
abgeschwächter Form ergeben haben. Skynet beabsichtigte demnach durch die
Entsendung des Schwarzenegger-T-800 in die Vergangenheit die Mutter (vor der
Zeugung und Geburt des Sohnes durch einen beliebigen Partner) zu töten und damit
die Entwicklung eines Rebellen und die Evolution eines erfolgreichen
Rebellionspotentials gegen den Aufstand von Skynet und den Maschinen zu
verhindern.
Die paradoxe Logik von John Connor 1 und 2
Indem nun Kyle Reese von John Connor dem Terminator in die bedrohte
Vergangenheit nachgeschickt wird, wird der Zeugungspartner auf jeden Fall in
einer zweiten und modifizierten Version der Ereignisse ausgetauscht und damit
die Identität von John Connor 1 aufgehoben. Connor rettet seine Mutter, um die
Option ihres (neuen) Sohnes als zukünftigem Widerstands-Anführer zu sichern.
Aber damit gibt er sich höchstselbst zugleich als Nachfolger in der Logik von
Raum und Zeit auf, wohingegen er zuvor in Fassung I ohne Zeitschleife und
Zeittransfer in der Normalzeit in einer gewöhnlichen Begegnung gezeugt werden
musste. Indem ein Beschützer und Erzeuger aus dem zukünftigen Widerstandspool
des erwachsenen Sohnes bei seiner Mutter Sarah einspringt, ist Johns bisherige
individuelle Entwicklungslinie bereits infragegestellt. Es sei denn, es gäbe
noch eine kleine ausgleichende, oder klonartig oder zwillingshaft verzweigte
Nebengeschichte.
Natürlich läge der Fall
komplizierter, wenn der John Connor im ersten Film 2029 bereits ein paar Mal die
Zeitschleife durchzogen hätte, so dass wiederholt Menschen und Maschinen um die
Mutter in der Vergangenheit gerungen hätten. Aber dann würde sich ja der Kampf
der Fronten in und um L.A. 2029 immer mehr auf den Zeittunnel der
Umgebungszeiten verlagern. Die Filme „T-1“ und „T-2“ lösen dieses Dilemma durch
die abrupte Brutalität der Entscheidungen, also durch starke Selektion und
spärliches Überleben: Kyle Reese stirbt noch in Teil 1, also 1984 als
Beschützer, Erzeuger und Held am Ende im Kampf, Sarah entwickelt sich vom 80er
Locken-Girl zur verrückten Widerstandskämpferin. In „T-2“ ist sie, immer noch
dargestellt von der unvergleichlichen Linda Hamilton, 1995 in der Psychiatrie
eingesperrt, während ihr junger Sohn (Edward Furlong) bei Pflegeeltern lebt; und
nun folgt der aufgestufte Kampf der Maschinen, T-1000 gegen Sarah und John,
T-800 diesmal als Beschützer. Aus dem Chip des ersten T-800 hat die Firma
Cyberdyne Knowhow für die Entwicklung ihrer elektronischen Produkte ziehen
können, die zwischen Markt und Militär, den Trend in Richtung von Skynet und
transnationale elektronisch-atomare Hegemonie bewirken können. Und Sarah, John
und der T-800 bilden eine terroristische Familie, die alles daran setzt, um den
flüssigen Morphing-Terminator 1000 (Robert Patrick) und die Firma Cyberdyne und
ihre Zukunfts-Technologie zu vernichten, einschließlich des human
umprogrammierten Chips des T-800-Schutzengels, der am Ende Selbstmord im
Flüssigstahlbad zu den Klängen von Brad Fiedels Titel-Ballade begeht. Wie auch
immer, das Evolutionsprogramm von John Connors Erzeugung ist durch die
Zeitschleife und den Doppelangriff der Maschinen T-800 und T-1000 sichtlich
unter Druck geraten. John Connor ist der Name eines Mannes und eines Projektes,
der in der umkämpften Zukunft eine Hauptrolle spielt und der nun in der
veränderten Vorgeschichte das Evolutionsprogramm einer kontrollierten Zeugung
und Mutterschaft installiert, um das Überleben eines Sohnes zu sichern, der im
Kampf der Menschen gegen die Maschinen noch vehementer auftreten kann, weil
seine Gene nun aus zwei Zeiten stammen, aus der normalen Vergangenheit seiner
kampfüberholten Mutter und von einem qualifizierten Mitkämpfer in der Eigenzeit,
Kyle Reese, aus der späteren Zukunft, der sich in der Vorzeit-Schlacht opfern
wird.
Es ist also deutlich, dass
die Terminator-Logik eine absurde Spannbreite von Modellen in sich
abgeschlossener Handlungs-Entscheidungs-Inseln und endloser Kausalketten und
Vernetzungsmöglichkeiten enthält, die das einfache Zeit-Paradoxon und Dilemma
des Zeiteingriffes älterer Science Fiction Modelle immer weiter auffächern.
Entsprechend lässt sich auch die eigenartige Erweiterung und Abschwächung des
Plots in „Terminator 3“ verstehen: Nun erleben wir den erwachsenen John Connor
(Nick Stahl) 2004, nach dem Tod seiner Mutter, mit seiner Freundin Kate Brewster
(Claire Danes) in einem erneuten Angriffszenario eines weiblichen T-X (Kristanna
Loken) sowie ein Verteidigungsmodell T-850 (Arnold Schwarzenegger beim Dreh 2002
auf dem Weg zum kalifornischen Governator) und den Beginn des atomaren Krieges,
der von Skynet über andere Wege doch ausgelöst wird. Die temporalen
Möglichkeiten der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft scheinen breiter angelegt
zu sein und kaum über die Entscheidungsinseln begrenzter Situationen,
Knotenpunkte, Hauptrechner sowie Superroboter und Helden beeinflussbar. Dadurch
verliert aber die verrückte Eleganz und enggeschnürte Metaphysik des
Terminator-Gedankens an Charisma und Faszination.
Ein Kriegsfilm als terminatorische Diaspora
In „Terminator 4“ wird das Stadium des Endkampfes zwischen Mensch und Maschine
nicht mehr als die kompakte schmale Mauerschau wie in den ersten Filmen
dargestellt. Und sie wird auch in den Finalkämpfen nicht mehr allein auf die
industriellen Komplexe von Stahl und Bits konzentriert, hinter denen die
heimtückisch menschenfeindliche Zukunft lauert. Das Szenario bietet Zerstreuung,
eine terminatorische Diaspora. Man ist noch uneins im Glauben an den Sinn und
über die Methoden und Strategien des Kampfes angesichts der unterschiedlichen
Maschinen und Programme, die über das Land Unheil aussäen oder auch wieder
liquidiert werden. Der Krieg erweist sich hier eher als ein ausgedehntes
postatomares Testgelände für digitale Kampfführungen und unbarmherzige
Menschenverwertung. „Apocalypse Now“ und „War of the Worlds“ lassen grüßen, und
das ist intendiert. Es wird in exemplarischen Situationen in den verwüsteten
oder industriell zweckentfremdeten Metropolen L.A. und San Francisco und in der
Einöde ein zersplitterter und deregulierter Kriegsfilm vorgeführt, dessen
Action-Szenen immer wieder in Ruhe und Bedachtsamkeit beginnen und sich dann
erst aufschaukeln, und die ihren dramaturgischen Sinn haben, um die Rolle der
Menschen als wehrlose zivile Opfer, Testmaterial und Flüchtlinge, bewaffnete
Wegelagerer und marodierende Banden am Rande der ausgelöschten Zivilisation und
als semiprofessionell organisierte Soldaten des Widerstandes zu zeigen. John
Connor ist im Jahre 2018 noch nicht der unangefochtene Held und Anführer des
Endkampfes von 2029. Er ist ein geachteter, aber auch umstrittener Exponent und
Rebell unterhalb der Führungsriege des Widerstandes, in gewisser Weise das, was
Morpheus in Teil 2 und 3 von „Matrix“ darstellt. An seiner Seite steht wieder
die Freundin Kate Brewster Connor (Bryce Dallas Howard), diesmal schwanger. Und so ist John Connor
auf der Suche nach einem Weg durch den Krieg und über den Krieg hinaus. In
seinen heldenhaften Aufklärungseinsätzen dringt er in verschiedene Skynet-Basen
ein. Es geht darum, den sehr einseitig geführten Krieg in seinem Sinn und in
seiner Form allererst zu begreifen. Skynet treibt mit den verschiedenen
Maschinen auch die bellizistische Evolution eines erstmal kaum spezifisch auf
den antihumanen Nachkrieg bezogenen Zerstörungsszenarios voran. Zeit scheinen
die Rebellen durch den sichtlich langwierigen Spezifikationsbedarf der
Internet-Programme zu gewinnen. Es werden Pläne zur erst noch anstehenden
Produktion des T-800 (hier als Modell 101, später dann haptisch in einer Fusion
von Roland Kickinger als Bodydouble mit digitaler Gesichtsmaske von Arnold
Schwarzenegger) gefunden und eine Todesliste sichergestellt, auf dem die
Anführer des Widerstandes, er selbst und ein gewisser Kyle Reese stehen. Connor
ist so an mehreren Brennpunkten tätig. Er will in der Organisation und an der
Basis des Widerstands mehr Macht und Einfluss gewinnen, der Menschheit aus der
Rolle als apokalyptischer Außenseiter einen Ausweg bahnen und sich selbst seiner
so zweifelhaften, aber durch äußere Indizien und militärische Faktoren
beglaubigten Identität versichern.
Ein rätselhaftes Tape und
das Zeit-Masken-Spiel
Aber das alles ist noch nicht das
merkwürdigste an diesem Film. Das eigentliche Rätsel ist die Notiz auf dem
Tagebuchtape seiner Mutter, dass ein gewisser Kyle Reese sein Vater sei. Im
Rahmen dieses neuen Films kann dies nur ein Zufall, ein Traum, ein Orakel, aber
noch keine Sachaussage sein. Ich weiß nicht, ob sich über diese Einzelheit
irgendjemand wundert, aber sie ist außerordentlich: Wenn John Connor in diesem
„T-4“ der John Connor 1 ist, kann sein Vater nur ein für uns bisher unbekannter
Erzeuger, aber noch nicht Kyle Reese sein. Denn dann wäre er bereits der
modifizierte John Connor 2, der ja erst in „T-1“ beschützt und gezeugt und in
„T-2“ aufgezogen und mit den Terminatoren 800 und 1000 spielerisch und
gefährlich bekannt wird. Der jetzige John Connor 1 kennt diese aus der Zukunft
eingeschleusten Spielzeuge noch nicht. Er ist in den Wirren und Kämpfen der
vorterminatorischen Kriegsführung und damit in der Archäologie einer nur für den
Zuschauer bekannten Zukunft verfangen. Wie aber ist das Tape der von den
Zeitreisenden besuchten Mutter zurück oder weiter in die Zukunft gelangt? Sind
vielleicht die Zeitreise-Korridore von Kyle Reese und den Terminatoren T-800 und
T-1000 doch umkehrbar offen und nicht endgültig am Ende von „T-1“ und „T-2“
verschlossen worden? Aber, ist dieser Verschluss aus Metall oder aus
menschlicher Haut? Wie auch immer, man kann also erwarten, dass in den
nachfolgenden Filmen noch einiger logischer Sprengstoff steckt, zwischen Mensch
und Maschine, Vergangenheit und Zukunft, Körper und Hülle. Dies kann auch eine
Konsequenz der ökonomischen Serienwut sein, aber im Falle von „Terminator“ geht
es darum, den prädigitalen Purismus der ersten Filme in die digitale Ära
ausführlicher utopischer Bilder zu transformieren.
Nicht umsonst erhält John
Connor am Ende schwer angeschlagen das natürliche Herz von Marcus Wright
(kraftvoll dargestellt von Camerons „Avatar“-Darsteller Sam Worthington). Marcus
erwartet 2003 seine Exekution als Mörder, ein zu Filmbeginn völlig ungeklärter
Fall, willigt aber noch in medizinische Experimente von Cyberdyne Skynet ein.
Und durchschaut beim Wiedererwachen nicht, wer oder was er ist, dass er einen
ersten Cyborg-Versuch von Cyberdyne Skynet verkörpert, eine halborganische
Fusion von Mensch und Robot mit Endoskelett und internem Hirnchip. Er wird der
ideale Agent wider Willen, der sich problemlos unter die Menschen mischen kann,
um die Rebellen John Connor und Kyle Reese, die Skynet bereits auf die
Todesliste hat, in die Falle der Skynet-Fabrik-Zentrale von San Francisco zu
locken. Aber was besagt diese Liste? Hat Skynet denn den totalen Überblick über
die Zeit und ihre Varianten? Und welche Technologie wird hier vorausgesetzt?
Dann könnten die Rebellen niemals siegen, dann wäre die Menschheit nur noch eine
einzige Marionette in einem riesigen Videospiel und Zeitbeamfeld. Aber Marcus
bleibt seinem starken liebevollen Herzen treu und erweist sich in letzter
Instanz als Doppelagent im Dienste der bedrohten Menschheit. Wann wird die
Technologie des Zeittunnels entwickelt? Wann stehen die Arnies bereit, damit die
große Schlacht, so oder so, geschlagen werden kann? Und wie wird die Partie im
Film verlaufen, wenn es zum Showdown „simultan“ an verschiedenen Orten und in
verschiedenen Zeiten kommt? In einer Vorfassung des endlos umgeschriebenen Plots
überlebt John Connor nicht am Ende, sondern Marcus Wright. Er erhält aber, stark
demoliert, das Gesicht und die Haut des gestorbenen John Connor übergezogen. So
läuft die surreale Poesie des digitalen Rewritings und des Autorenstreiks in
derzeitigen großen Kino-Serien-Projekten weiter. Wie auch immer, ob Connor nun
tot oder lebendig ist, jetzt steckt allemal ganz viel Wright in ihm. Das
Who-is-who gerät völlig ins Schwimmen. Person, Raum, Zeit, Geschichten sind nur
noch hauchdünne Folien über den energetischen Informations-Strömen, Masken, wie
damals in „T-2“, als der T-1000 alle seine Rollen im Glutbad aus sich
herausschrie. Der Humanismus ist tot, es lebe Skynet. Auch seine Kapitulation
wäre also ein gewollter Sieg.
Nachspann nach Verfassung
des Artikels: „Fictionbox“ berichtet unter Berufung auf „BleedingCool“,
„Filmjournal“ und MTV, Regisseur Joseph McGinty Nichol ("McG") habe in "Terminator
5" vor, John Connor in die Gegenwart des Filmpublikums
nach London 2011 reisen zu lassen, um die Militärs der Welt vor der Skynet-Invasion zu warnen. „Sie verstehen nun die Zeitreisen gut genug, dass sie
mehr als eine nackte Entität schicken können. Also werden Hunter Killer und
Transporter und Harvester und alles in unserer Zeit ankommen und Connor wird sie
mit konventionellen Waffen bekämpfen.“ Nach diesen und weiteren Quellen trifft
John Connor verschiedene Wissenschaftler, die mal Robert Patrick (in „T-2“ der
T-1000) oder sogar Arnold Schwarzenegger ähnlich seien. Hierbei gehe es um die
genetische Vervielfältigung und die Kontinuität von Menschen und die
Möglichkeit, „wie wir alle als idealisierte, jüngere Versionen unserer selbst
leben können." Das Kind von John und Kate Connor in T-5 und 6 werde eine
wichtige Rolle spielen, daneben das Zeitreisen, und die Herkunft von Marcus und
das Schicksal von John Connor sowie ein Trip in die Ära vor dem „Day of
Judgement“. Für komplexe Verwirrung ist also gesorgt. Die paradoxe
Zeitschleifen-Antilogik von kontrollierter Umkehrung oder Transformation von
Erzeuger und Gezeugtem wird sich also weiter zuspitzen, um den Konflikt zwischen
biologischer und cyberistischer Evolution voranzutreiben. Keine „Erlösung dem
Erlöser“, nur permanente Auflösung, um Neuland provisorisch zu
territorialisieren.
|
Titel: Terminator: Die Erlösung
Originaltitel: Terminator Salvation
Produktionsland:
Deutschland,
USA,
Großbritannien
Produktionsjahr: 2009
Verleih: Sony Picutures Releasing
Regie:
McG
Drehbuch:
John D. Brancato,
Michael Ferris,
James Cameron,
Gale Anne Hurd,
Jonathan Nolan,
Anthony E. Zuiker
Kamera:
Shane Hurlbut
Schnitt:
Conrad Buff
Musik:
Danny Elfman
Hauptdarsteller:
Christian Bale,
Sam Worthington,
Bryce Dallas Howard,
Helena Bonham-Carter,
Anton Yelchin
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