Termine Autoren Literatur Krimi Quellen Politik Geschichte Philosophie Zeitkritik Sachbuch Bilderbuch Filme |
|||
|
Anzeige ![]() Ein großformatiger Broschurband in einer limitierten Auflage von 1.000 Ex. mit 176 Seiten, die es in sich haben. Ohne Versandkosten bestellen! |
||
|
Eine verkrachte Existenz,
ein großer Dichter Von Georg Patzer
|
||
"Es giebt in Deutschland einen Dichter, einen echten Dichter; aber, fragt man einen aus der Menge nach ihm, so bekommt man entweder ein langes Gesicht oder ein ironisches Lächeln zu sehen. Dieser echte Dichter ist Detlev Freiherr von Liliencron." Solche Töne von Karl Kraus sind selten. Natürlich hat er einige Dichter verehrt, hat sie der Vergessenheit entrissen und sie dem Kanon zurückgegeben. Aber solche Schwärmerei ist doch selten gewesen für einen Spötter und Satiriker. Als 18-Jähriger hat er den norddeutschen impressionistischen Lyriker Detlev von Liliencron entdeckt, hat später immer wieder in seinen Lesungen aus den Werken des 30 Jahre Älteren vorgetragen. Und blieb ihm treu, wie vielen seiner Freunde. Ein
neuer dicker Band, herausgegeben von Joachim Kersten und dem kenntnisreichen
Friedrich Pfäfflin verfolgt jetzt diese Freundschaft und erzählt ausführlich, in
Briefen, Postkarten, Tagebuchzitaten und Annoncen, die Geschichte dieser Liebe.
Das Vorwort von Joachim Kersten nähert sich von Liliencrons Leben, vor allem
aber Friedrich Pfäfflins Kommentare des Briefwechsels zwischen dem Dichter und
dem Herausgeber der "Fackel" geben tiefe Einblicke in ihre Beziehung, aber auch
in das damalige literarische Leben, zeichnen auch, ganz nebenbei die Entdeckung
von Gerhart Hauptmann nach, beschreiben Rilkes Liliencron-Enthusiasmus und die
Ablehnung durch Hugo von Hofmannsthal, der das "Laute und Lebhafte" in
Liliencrons Dichtung nicht mochte, zeigen die Unterstützung durch Nietzsches
Schwester Elisabeth Förster-Nietzsche und Harry Graf Kessler und wie Richard
Dehmel die ersten Briefausgabe durch seine Eingriffe verhunzte.
Allerdings beherrschte er mit leichter Hand die ganze lyrische Bandbreite,
Lakonie, Zartheit, genau beobachtend und melancholisch, ironisch und kaisertreu.
Er war ein eindrucksvoller Vortragender seiner eigenen Werke, die technisch
perfekt waren. Große Werke waren nichts für ihn, Lyrik und Kurzprosa schrieb er,
quasi mit links, und wurde damit zu einem der wichtigsten Dichter des
Impressionismus. Dabei schrieb er sogar über die Moderne, über den Broadway (er
war nach Amerika geflüchtet, wegen Spielschulden) und ein Gedicht heißt "Durchs
Telephon", ein Gedicht über eine unglückliche Liebe, neusachlich kühl und
abrupt. Indes, nach seinem Tod wurde Liliencron vergessen, und das bleibt er bis
heute... |
Joachim
Kersten/Friedrich Pfäfflin (Hrsg.) |
||
|
|||