The Editorial Department?! / Lektorat?!

Writers have never been perfect at grammar or spelling: they didn’t need to be, they could rely on their editors and proof-readers to knock their text into shape. These days, many people, including publishing staff, think the spell-checker on their computer does the job. But, even if it’s properly used, it still requires the writer, for his or her part, to have enough knowledge to accept or reject any changes it makes. Disregard this requirement and classic errors creep in: an automatic ‘search and replace’ correction can give you ‘who’ where it ought to be ‘whom’.

It gets even worse when we come to the finer points of language usage. I recently read the following: “He felt the scent of birch shampoo”; and also: “He was sketching a portrait of the Atomium.” In both cases, the context excluded the possibility of these being consciously humorous phraseology. Here are a couple of examples from a much praised best-seller last year: “His production of Fiorenza had its Berlin premiere in Berlin this evening.” And… “His paintings bear the soot of the metropolis like varnish on the forehead.” Years ago one might have regarded mistakes like these with indulgence as simple blunders, or real howlers; today, people don’t even notice them, or else think they show originality. I know it’s not cool, but I pose the question: doesn’t an editor or a proof-reader go through these things before they’re published?

Major authors, ones we’ve long regarded as classic, have emphasised precision in the language they use. Why do we ignore this now? Standard language and artistic freedom may not sit easily together, but one has to master the basics in order to break the mould – and not just in the plastic arts. Obvious mistakes upset me, they distract me from the content of what I’m reading, they break my rapport with the text, even hinder my understanding of it. Anyone who’s struggled through incomprehensible instructions for using some new piece of equipment knows that clear, precise language is essential. So why should we accept sloppily written literary texts? It’s obvious that there’s a readiness to cut back proof-reading on cost grounds and to bear down on payments for editors and proof-readers. But are our publishing houses not proud of their job of protecting our culture? Isn’t it also a question of caring for our language as a part of our heritage? What price now the reduction in turnover tax? Which will also apply to e-books in future!

I can’t escape the feeling that we’re rapidly drifting into amateurism. When I was producing audio books, I had to record re-take after re-take with non-professional speakers. They liked reading out loud and their friends told them they should make an audio book. There was no understanding that their capabilities were far removed from those of trained speakers. The same situation seems to exist with writers: anyone who manages to compose something on their computer, appears to end up with faultless copy. In the days of the typewriter, a mountain of crumpled up paper and the Tipp-Ex bottle were warning signs. Now, the spell-checker does the job: and if a publisher doesn’t bite, then there’s always self-publishing to fall back on.

Many people now think our written tradition is threatened by e-books; but I think, we not only have to conserve that tradition and but also extend it to the e-book. In the end, ignoring cultural standards isn’t restricted to the e-market. A few days ago, I received a message from a promising young author, which ended with the fine phrase: “I’ve attached you further information about myself.” I was reminded of him, when a publisher’s editor wrote to me: “I’ve attached you a press pack.” Am I missing something? I ask myself; perhaps a new version of reformed usage? Or am I just too detached?4

Translated by Max Easterman

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Autoren waren nie perfekt in Orthographie und Grammatik, mussten sie auch nicht, sie konnten auf Lektoren und Korrektoren vertrauen, die ihre Texte in eine korrekte Form brachten. Heute denken offenbar viele, auch in Verlagen, die Rechtschreibprüfung ihres Computerprogramms reiche dafür aus. Nur verlangt diese, wird sie ernsthaft eingesetzt, immer wieder Entscheidungen, die wiederum weitergehende Kenntnisse des Schreibenden voraussetzen. Lässt man das außer Betracht, entstehen typische Fehler: Nach einer automatischen „Suchen/Ersetzen“-Korrektur steht dann auch dort „dessen“ wo eigentlich „deren“ stehen müsste.

Schlimmer steht es allerdings um die Feinheiten der Sprache. Neulich las ich: „Er vernahm den Duft eines Birkenshampoos.“ Und: „Er zeichnete ein Konterfei des Atomiums.“ In beiden Fällen schloss der Kontext aus, dass es sich um bewusste, vielleicht witzig gemeinte Formulierungen handelte. Beispiele aus einem bejubelten Bestseller des letzten Jahres: „Heute Abend hat seine ‚Fiorenza‘ Berliner Premiere in Berlin.“ Oder: „…seine Gemälde tragen den Ruß der Metropole wie einen Firnis auf der Stirn.“ Früher nannte man so etwas wohlwollend Stilblüte oder Ausrutscher, heute merkt es keiner oder man findet es originell. Ich frage mich ganz uncool: Liest das kein Lektor, kein professioneller Korrektor, bevor es gedruckt wird?

Bei großen, längst klassischen Autoren wird gern die Präzision der Sprache hervorgehoben. Warum vernachlässigen wir sie heute? Normen und künstlerische Freiheit mögen auf den ersten Blick nicht zusammenpassen, aber erst die Beherrschung grundlegender Techniken ermöglicht die freie Gestaltung, nicht nur in der bildenden Kunst. Mich stören offensichtliche Fehler; sie lenken vom Inhalt ab, stören mein Einvernehmen mit dem, was ich lese, wenn nicht gar das Verständnis. Bei Gebrauchstexten leuchtet es jedem ein, dass sprachliche Genauigkeit notwendig ist, spätestens, wenn man sich durch eine unverständliche Gebrauchsanweisung gequält hat. Warum sollen wir Schludrigkeiten bei literarischen Texten akzeptieren? Offenbar besteht eine große Bereitschaft, aus Kostengründen Korrekturgänge einzusparen oder Honorare für Lektoren und Korrektoren zu drücken. Aber sind unsere Verlage nicht stolz auf ihre Kultur bewahrende Aufgabe? Geht es nicht auch um die Pflege von Sprache als Kulturgut? Wie lautet noch gleich die Begründung für den verminderten Umsatzsteuersatz? Unter den künftig ja auch E-Books fallen!

Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass sich eine Entwicklung zum Laientum verstärkt. Als ich noch Hörbücher produziert habe, bekam ich haufenweise Probeaufnahmen von nicht professionellen Sprechern. Sie lasen doch so gern vor, und im Bekanntenkreis hatte man gesagt: Du solltest Hörbücher machen. Das Bewusstsein, dass da doch ein ziemlicher Qualitätsunterschied zu ausgebildeten Sprechern bestand, fehlte völlig. Ähnlich scheint es sich beim Schreiben zu verhalten: Wer es schafft, einen Text auf dem Computer zu verfassen, erhält am Ende ein sauberes Resultat. In Zeiten der Schreibmaschine wären Berge zerknüllten Papiers und der Verbrauch von Tipp-Ex Warnzeichen gewesen. Das Rechtschreibprogramm korrigiert; beißt dann bei dem schönen Manuskript kein Verlag an, bleibt ja immer noch das Self-Publishing.

Unsere Buchkultur sehen manche durch das E-Book gefährdet; ich meine, wir sollten sie pflegen und auf das E-Book ausdehnen. Schließlich beschränkt sich die Vernachlässigung kultureller Standards nicht allein auf den E-Markt. Vor einigen Tagen erhielt ich von einem vielversprechenden jungen Autor eine Nachricht, die mit dem schönen Satz endete: „Die geforderten Infos über mich habe ich Ihnen angehangen.“ Ich bewegte ihn noch im Herzen, als mir ein Lektor schrieb: „Ich habe Ihnen ein Pressedossier angehangen.“ Was habe ich verpasst, fragte ich mich. Eine erneute Variante der reformierten Rechtschreibung? Oder bin ich einfach zu abgehangen?

Hans Koch

Hans-Gerd Koch, geboren 1954, Deutscher Literaturkritiker- und vermittler. Er ist in der Kafka-Forschungsstelle Wuppertal tätig. Hans-Gerd Koch, born 1954, German literary critic and editor. He works at the University Wuppertal.