Was brauchen innovative Verleger?

Am 8. Oktober 2014 veranstaltete die Frankfurter Buchmesse einen EU stakeholder workshop zum Thema “What do publishers need in order to innovative?” Anwesend waren Beamte der Europäischen Kommission, die für EU Pogramme im Bereich Kultur, Kreativität, Medien und neue Technologie zuständig sind, europäische Verleger, die bereits mit innovativen Projekten aufhorchen lassen, und Wissenschafter, welche die EU Kommission in bezug auf sinnvolle Förderungsschwerpunkte beraten.

Alessandro Senisi (Creative Europe Programme), Javier Hernándes-Ros (Creativity) und Harald Trettenbein (Converging Media and Content) legten die Politik der neuen EU-Kommission in den Bereichen Kultur, Kreativindustrien, Medien und neue Technologien dar. Demnach will die EU Kommission weniger Beton und mehr smarte Lösungen für Problemlösungen unserer Lebenswelt fördern. Auf Verlage bezogen bedeutet dies, dass die EU vorallem Verlage fördert, die neue Technologien für das Publizieren von Literatur nützen und innovative Verbreitungsmodelle versuchen.

Hierauf erzählten europäische Verleger, die solche neuen Wege bereits beschreiten,  von ihrer verlegerischen Realität.

Andrea Angiolini (Mulino Verlag, Italien): a) Zusammenarbeit auf regionaler Ebene ist leichter, auf EU Ebene zu kompliziert, b) ohne die EU Förderungsprogramme verkommt das Verlegen zum reinen Geschäftemachen, die kulturelle Vielfalt in Europa und das geistige und literarische Erbe bleiben auf der Strecke, c) auch die Leser/ User gehören gefördert, denn es braucht für die neuen Produkte eine ausreichende technische Infrastruktur und das entsprechende Know how, um die neuen Angebote nützen zu können.

Ian Harper (Bradfield Company, Großbritannien): a) Multimediale und interaktive Produkte machen Literatur für junge Menschen interessant, b) unternehmerisches Risiko und Zusammenarbeit mit Pädagogen eröffnen Wege zu einem neuen Publikum.

Dawid Piaskowski (Booklikes, Polen): Europäische Verleger sind wie die ukrainische Armee – jeder kämpft um ein Dorf, anstatt zu kooperieren und gemeinsame Strategien zu entwickeln.

Helmut Pesch (BasteiLübbe, Deutschland): a) Vorallem die Unterhaltungsindustrie braucht Innovationen, denn sie wendet sich an ein junges Publikum, b) Verlage verfügen nicht über das bürokratische Wissen, das für die komplizierte Prozedur im öffentlichen Förderungssystem nötig ist.

Am Ende sprachen Jean-Dominique Meunier (New European Media, Frankreich), Enrico Turrin (Federation of European Publishers, Belgien) und die Wissenschafter Frank Salliau (Belgien) und Christoph Bläsi über die Ergebnisse bisheriger Studien im Bereich des digitalen Buch- und Medienmarktes. Interessant: die großen Konzernverlage und die kleinen eigenständigen Verlage kommen zu ähnlichen Antworten. Die Probleme betreffen die Finanzierung von Projekten, die fehlende Standardisierung der E-Book Formate, der Mangel an Experten in den Verlagen uind die dürftige Zusammenarbeit zwischen den Verlagen.

Um im Bereich des digitalen Marktes zu bestehen, bedarf es eines Mentalitätswandels und der Einsicht, dass nur Kooperation einen erfolgreichen digitalen Markt für Bücher und Medienprodukte in Europa schaffen kann, wie es die Moderatorin Nina Klein die Diskussionen schlüssig zusammen fasste.

 

Walter Grond

Walter Grond, geboren 1957, österreichischer Romancier und Essayist. Er ist Künstlerischer Leiter von ELiT Literaturhaus Europa. Walter Grond, born 1957, Austrian novelist. He is artistic director of ELit Literaturehouse Europe.