Die zweite Generation und die Stadt
31.01.2013 | Oppen lebte von 1908 bis 1984 und gehörte zu den Objektivists, die in der amerikanische Literatur von nicht geringem Einfluss waren, auch wenn er im Grunde erst in den sechziger Jahren so richtig sichtbar wurde, obwohl sich die Gruppe bereits um 1930 herum konstituierte. ...
Massenhaft Menschliches-Allzumenschliches
30.01.2013 | Hamburg Der Lyriker Mikael Vogel kann natürlich nichts für meinen Hang zum Vergnügen an tragischen Gegenständen. Ich habe mir seinen Lyrikband „Massenhaft Tiere“ begeistert bestellt und zuschicken lassen, schon vor Monaten, weil ich auf der Stelle ...
Von „Aussicht, Fliegenschiß“ und „Flamingoflirt“ bis zum „Triumph des jungen Zoospatzen“
30.01.2013 | Wenn Sie bisher noch keine Gedichte von Mikael Vogel kannten, so ist das heute eventuell noch zu entschuldigen. Morgen wird es das schon nicht mehr sein. Mit Massenhaft Tiere präsentiert Mikael Vogel einen äußerst vielfältigen Gedichtband. ...
Dionysos, der Partylöwe
29.01.2013 | Wo es Philosophie gibt, da gibt es bekanntlich auch Streit. Keine These, zu der es nicht eine Gegenthese gäbe. Philosophisches Denken ist ‚Arbeit am Begriff’. Wie soll man es da verstehen, wenn Thomas Vašek seine „Denkstücke“ im Untertitel als „Lockerungsübungen für den philosophischen Verstand“ ankündigt? ...
Wissenschaft und Technik im Einklang mit der eigenen Biografie
28.01.2013 | Schnell zu reagieren ist da oberste Pflicht, und auch die Lyrikedition 2000 hat schnell reagiert: Ende November 2012 erhielt Hartwig Mauritz den Dresdner Lyrikpreis, schon wenige Wochen später prangte ein Stern mit entsprechendem Hinweis auf seinem neuen Gedichtband "rumor der frösche auf den dünnen flächen der physik". ...
Ein Blick ins Schreibzimmer
27.01.2013 | Der Band Schreibzimmer von E.A. Richter, erschienen in der wunderbaren Edition Korrespondenzen, ist anders, als all das, was ich im letzten Jahr, in den letzten Jahren an Gedichtbänden gelesen habe. Zuerst einmal ist er umfangreicher als die meisten, aber das macht ihn noch nicht besonders. Die pure Anhäufung von Quantität erzeugt noch keinen Umschlag. Es muss schon noch etwas hinzutreten. ...
Sprachüberrumplung mit Tiefgang
26.01.2013 | Es gibt Gedichtbände, die machen einen glücklich, andere, die den Leser ratlos zurücklassen und solche, die herausfordern, weil sie längst nicht so einfach sind, wie sie auf den ersten Blick erscheinen, oder nicht so schwer. Mund fauler staub von Arne Rautenberg gehört zu dieser Sorte Gedichtbände, der außerdem durch seine Vielfalt besticht. ...
„Es dunkelt schon in diesen händen“ — Markus Hallinger und das Gedicht vom Land
25.01.2013 | Ein kurzer Gang durchs Buch zeigt mehr als deutlich, daß Markus Hallingers Gedichte auf ländliche Sujets konzentriert sind. Ihre Sprache jedoch ist urban, unbequem, unruhig — und dennoch oft von einem stilleren Atem beseelt. Die Gedichte in diesem Widerspruch auf einen einfachen Nenner zu bringen, nähme ihnen manches von ihrer Vielgestaltigkeit. Doch worin besteht das titelgebende (und damit letztlich auch programmatische) „Eigene“? ...
Die Geisteskraft des Neinsagenkönnens
Wie soll man über Aphorismen oder gar ein ganzes Buch von Aphorismen eine Rezension schreiben? Jeder Satz verdient, dass man von ihm zu weiterem Denken und Schreiben angeregt wird ... Doch nähme ich das ernst, würde die Rezension viel länger als das Buch selbst und ermüdete den Leser; dann wäre es besser, er würde das Buch selbst lesen. ...
Von der Eigenwilligkeit und Einsamkeit des Schreibens
23.01.2013 | Ich hatte immer schon und habe nach wie vor eine Schwäche für Bücher, in denen über das Schreiben berichtet wird. Das zweifellos Größte und für mich nicht zu überbietende Buch in dieser Richtung ist und bleibt „Schreiben“ von Marguerite Duras. Gerade weil es ein vollkommen persönliches Buch ist, weil nichts davon auch nur den Eindruck erweckt, man könnte es verallgemeinern. Ich weiß nicht so genau, was ich suche ...
Große Miniaturen
22.01.2012 | Igel ist eine Autorin, die seit drei Jahrzehnten konsequent ihren literarischen Weg geht. Ich schätze sie als Gesprächspartnerin und Kollegin, mit der ich die Reihe Neue Lyrik im Auftrag der Kulturstiftung Sachsen im Verlag Poetenladen herausgeben darf, aber lange bevor ich sie persönlich kannte, schätzte ich sie schon als Autorin. ...
Biographie als Eröffnungsspiel - Julian Schütt verfolgt akribisch Max Frischs Weg bis zu seinen ersten Erfolgen
21.01.2013 | In seinem Vorwort schreibt Julian Schütt, er hätte gern er den jungen Max Frisch kennengelernt, den Menschen, der sich damals „der Zeit ganz und gar aussetzte, ohne sich ihr als Beobachter und Autor auszuliefern.“ Andererseits ist er froh, dem Autor nicht persönlich begegnet zu sein, weil er fürchtet, Frisch wären seine eigenen Anfänge zu unwichtig erschienen und er hätte ihm deshalb das Buch ausgeredet. Außerdem, so führt er an anderer Stelle aus, hasste Frisch ...
Die Einsamkeit zu dritt
20.01.2013 | Der Ich-Erzähler Ender und sein bester Freund Çetin sind Ende dreißig und plagen sich in ihrer Kumpel-WG in Ankara mit der Ich-Suche kurz vor der Midlife-Crisis, oder besser gesagt: Sie versuchen sich damit zu arrangieren, dass ihre Jugend vorbei ist. Während Çetin die Tage außer Haus verbringt, sitzt Ender im Home Office und übersetzt Sachbücher und knabbert an seiner Sehnsucht nach Sevgi, die ihn nach einer zwei Jahre währenden ...
In der Kunst der Folter sehr fortgeschritten
19.01.2013 | Als die Sandelholzstrafe 2009 in der deutschen Übersetzung erschien, war Mo Yan noch ein ganz normaler chinesischer Schriftsteller. Nachdem er 2012 den Nobelpreis für Literatur erhalten hat und monatelang darum gestritten wurde, welchen politischen Stellenwert diese Vergabe hat, fällt es schwer, sich wirklich auf das Buch zu konzentrieren und all die Diskussionen um Zensur, Anpassung und mögliche Auflehnung außen vor zu lassen. ...
vom Kern bis zum Kompost, vom Ei bis zum Knochen
18.01.2013 | Bei uns zuhause wird viel gelesen. Meine Frau liest Sachbücher und historische Romane, mein Sohn favorisiert Asterix- und Garfield-Bände sowie diverse Star Wars-Enzyklopädien. Ich meinerseits steuere neben Kunstbänden und Dick Francis-Krimis vor allem Gedichtbände bei. Da wir viel lesen, bleibt entsprechend wenig Zeit fürs Aufräumen übrig, was zur Folge hat, dass überall Bücher liegen: auf dem Bett, den Sofas, in der Küche, auf allen ...
Das alte Paar und das Meer
18.01.2013 | Man möchte den Liebsten packen und sofort hinfahren zu den rosenfarbenen Felsbrocken der Cote de granit rose oder zu der sichelförmigen Landzunge aus Sand und Kieseln Le sillon de talbert im westlichsten Zipfel von Frankreich, der Bretagne IIrène Bourquin und Oskar Pfenninger haben das getan. Sie ist 60 und er 80 Jahre alt. Ein altes Paar, das aber noch nicht lange zusammen ist. Beide Lyriker aus der Schweiz, Hausautoren des kleinen feinen Waldgut Verlages. ...
Erzählungen aus Sarajevo
17.01.2013 | Sechs Erzählungen enthält der Band „Tod im Museum für Moderne Kunst“ von Alma Lazarevska. Ohne dass einmal der Name Sarajevo genannt wird, spielt doch diese Stadt, in der die 1957 geborene Autorin Vergleichende Literaturwissenschaft studierte, als Journalistin arbeitete und auch heute noch lebt, eine zentrale Rolle in ihren Geschichten, die zum Teil während der 1425 Tage dauernden Belagerung zwischen 1992 und 1996 entstanden sind. ...
Als das Abenteuer noch literarische Qualitäten besaß
17.01.2013 | Unzählig sind Reisebücher – jedoch gering die Zahl jener, in denen Biografie mit Reisen verknüpft ist, wobei unter Biografie mehr gemeint ist als: „Ich war dort“, oder „Dort war ich auch.“ Srdjan Tešin behauptet, schon sein Großvater befuhr als Heizer auf einem Tanker die Meere, weshalb er sich ein Beispiel an seinem Vorfahren nahm und nunmehr selbst in konzentrischen Kreisen von jener nordserbischen Stadt, die Kikinda heißen könnte, aber ...
Prophezeiungen aus der Wundertüte
16.01.201 | Welchen Wert haben Prophezeiungen? In welchem Licht erscheinen sie, wenn sie sich erfüllen oder eben nicht? Sind das die Fragen, die Hendrik Jackson zu seinem neuen Gedichtband bewogen haben? Wer weiß. Gedichte haben, ähnlich wie Prophezeiungen, immer einer spekulative Dimension. Dem Leser beziehungsweise dem Gläubigen ist es überlassen, wie weit er sich in die Ebene der Spekulation begeben will; ...
Ich kann die Deutschen nicht lieben
15.01.2013 | Beinahe wäre dieses Buch gar nicht erschienen. Im Jahr 2010 bereiste der New Yorker Tuvia Tenenbom im Auftrag des Rowohlt Verlags Deutschland, um anschließend ein persönliches Porträt seiner Entdeckungsreise vorzulegen. Das Manuskript wurde jedoch, laut Rowohlt aus juristischen Gründen, abgelehnt. Angeblich habe der Autor nötige Einverständniserklärungen seiner Interviewpartner vor Abdruck nicht eingeholt. Ende 2012 ...
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