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Der
Stift
Eine kleine, seltsamerweise
nur wenige Jahre alte Geschichte
Von Joe Bauer
Ich fuhr im Bus der Linie 42 vom Rosenbergplatz Richtung Hauptbahnhof. Zuerst
wollte ich am Katharinenhospital aussteigen und in der Bolzstraße ins Kino
gehen. Unterwegs hörte ich dem Gespräch meiner Sitznachbarn zu und wurde
neugierig. Am Katharinenhospital vergaß ich auszusteigen und fuhr mit gespitzten
Ohren weiter.

Zwei Jungs, der eine schätzungsweise 18, der andere 16 Jahre alt. Sie redeten
deutsch. Wortwahl, Aussprache auffallend präzise. Leichter Akzent. Vielleicht
Türken. Ich hätte sie fragen können, wollte aber das Gespräch nicht
unterbrechen.

Der Ältere sagte: "Wenn du eine Sprache lernen willst, dann reicht es nicht,
viel zu lesen. Alle sagen, du musst viel lesen. Lesen ist gut, aber das ist
nicht alles. Das reicht nicht."

Der Jüngere sagte: "Ich lese viel. Das ist schon stressig genug. Was soll ich
denn sonst noch machen?"

"Schreiben", antwortete der Ältere, "du musst schreiben. Es kommt gar nicht
darauf an, was du schreibst. Einfach irgendwas. Du kannst ein Tagebuch
schreiben, du kannst einen Kommentar über ein Fußballspiel in deinen Computer
schreiben, du kannst Briefe schreiben. Wichtig ist, dass du dauernd schreibst."

Seltsame Typen, dachte ich, die reden über die Wichtigkeit des Schreibens, statt
sich wie die anderen im Bus Stöpsel in die Ohren zu stopfen. Oder wie ich die
Nachbarn zu belauschen.

Wer eigentlich, überlegte ich, hat noch Lust zu schreiben, wenn er nicht gerade
seine Kohle damit verdient oder auf den Durchbruch im Poetry-Slam-Geschäft
hofft. Im Alltag genießt Schreiben kaum noch Ansehen. Geschäftsbriefe von
Weltfirmen sind seit Jahren unter aller Sau formuliert. Die Faxe erlaubten
bereits alle denkbaren Schludrigkeiten, und seit E-Mail und SMS ist es ohnehin
wurscht, ob ein Analphabet oder ein Komiker dahinter steckt. Viele, die heute
für Komiker gehalten werden, sind Analphabeten. Mangels Schreib- und
Sprachkenntnis täuschen sie Laute vor, als könnten sie furzen. Doch auch von
dieser Kunst verstehen sie nichts.

Die Jungs im Bus erinnerten mich an eine Geschichte des New Yorker
Schriftstellers Paul Auster, man findet sie in seinem Essay- und Interviewband
"Die Kunst des Hungers". Paul Auster war acht Jahre alt, als er 1955 mit seinen
Eltern ein Baseballspiel der New York Giants besuchte. Die Giants waren seine
Helden, und der größte hieß Willie Mays. Willie Mays war ein Gott. Als Paul mit
seinen Eltern nach der Partie das Polo Grounds Stadium verließ, mussten sie an
den Spielerkabinen vorbei. In diesem Augenblick trat Willie Mays heraus. Dem
kleinen Paul wurde schwindlig, doch er nahm sich ein Herz, ging auf den
Baseballspieler zu und sagte: "Mr. Mays, können Sie mir bitte ein Autogramm
geben?"

"Sicher, Junge", antwortete der Giants-Star Willie Mays. "Hast du was zum
Schreiben?"

Hatte er nicht. Auch nicht Pauls Vater, nicht die Mutter. "Tut mir Leid, Junge",
sagte der große Willie Mays. "Ohne was zum Schreiben gibt's kein Autogramm."
Danach verschwand er in der Nacht.

Paul Auster berichtet, wie er lange heulte, weil ihn das Leben auf die Probe
gestellt und er versagt hatte. "Seit jenem Abend", schreibt er, "trug ich immer
einen Bleistift bei mir." Nie mehr wollte er sich mit leeren Händen erwischen
lassen.

"Wie ich meinen Kindern gern erzähle", so endet Paul Austers Geschichte, "bin
ich auf diese Weise zum Schriftsteller geworden."

Eines Tages, schätze ich, wird mir auf der Linie 42 ein Dichter begegnen.
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Männer im Zug
Eine kurze Geschichte von Joe Bauer
»Es war vor Fulda, als sie einstiegen. Ich saß im Zug auf dem Weg nach
Stuttgart. Ich kann mir immer nur Fulda merken. In Fulda gibt es den Slogan
»ideal zentral«. Damit meint Fulda sich selbst.«
Der Hochseilartist
Eine kurze Geschichte von Joe Bauer
»Ich habe mich gefreut damals, als ich gehört habe, der berühmte Artist Johann
Traber, ein gebürtiger Stuttgarter, wolle in einem Auto auf zwei Stahlseilen zur
Spitze des Fernsehturms hochfahren. Es hätte nach meinem Geschmack nicht
unbedingt in einem Smart sein müssen. Eine Frage der Würde, aber ich schluckte
die Kröte. Die Show stieg am Himmelfahrtstag, ich wünschte dem Kollegen Traber
noch viele Jahre auf Erden und tauchte ab in die Vergangenheit.«
Liebe in Tübingen
Eine kurze Geschichte von Joe Bauer
»Auf der Brücke über dem
Fluss warfen mich die Musiker aus dem Auto. Es war schon dunkel am frühen
Abend, die Musiker sagten, ich hätte genügend Zeit, bis die Show beginne.
Die frische Luft, sagten sie, täte mir gut, ich solle mir Hölderlins Geist
um die Nase wehen lassen. Dann fuhren sie davon. Ich stand
auf der Neckarbrücke in Tübingen und schaute aufs Wasser. Es schimmerte
schwarz. Ich mag kein Wasser bei Nacht.«
Am Neckar
Eine kurze Geschichte von Joe Bauer
»Mit der Linie 2 fuhr ich am
Morgen einige Stationen weiter als üblich durch Stuttgart und stieg erst in der
Mercedesstraße aus. Nicht weil ich verschlafen hatte. Ich musste nach Bad
Cannstatt, die Hochwasserlage prüfen. Hochwasserlage, hatten sie im Fernsehen
gesagt, Hochwasserlage, wie Hanglage. Bald würde es wieder regnen. Das war
gefährlich.
Als ich
von der Brücke aus die Brühe unter mir sah, wurde mir schlecht.«
Die WM-Kolumnen
Des Teufels
Haufen
Eine kurze
Fußballgeschichte
Von Joe Bauer
»Das Hupkonzert ist der Swingerclub der Eierlosen.«
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Deutschland
- Voll Schland
Von
Joe Bauer
»Man muss wirklich
Deutscher sein, um einen unsingbaren, einsilbigen Sch . . .-Laut als Hymne zu
wählen. (...) Schön wäre doch, wie die englische Zeitung 'The Guardian' mit den
Sex Pistols zu singen: 'Never Mind The Ballacks'.«
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Chips
gehören in die Tüte
Von Joe Bauer
Warum
technische Hilfsmittel bei
Schiedsrichterentscheidungen
eine Katastrophe wären.
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