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Der Hochseilartist
Von Joe Bauer


Ich habe mich gefreut damals, als ich gehört habe, der berühmte Artist Johann
Traber, ein gebürtiger Stuttgarter, wolle in einem Auto auf zwei Stahlseilen zur
Spitze des Fernsehturms hochfahren. Es hätte nach meinem Geschmack nicht
unbedingt in einem Smart sein müssen. Eine Frage der Würde, aber ich schluckte
die Kröte. Die Show stieg am Himmelfahrtstag, ich wünschte dem Kollegen Traber
noch viele Jahre auf Erden und tauchte ab in die Vergangenheit.

Ursprünglich wollte ich selbst Hochseilartist werden. Eines Tages, als ich sechs
Jahre alt war, kam eine Akrobatentruppe ins Dorf. In unserem katholischen Kaff
gab es einen Marktplatz; das Wort Marktplatz war eine großspurige Bezeichnung
für diesen Schandfleck. Wahrscheinlich wird mir morgen der Bürgermeister
schreiben, heute sei alles besser, aber jetzt ist es zu spät.
Jedenfalls
kamen Artisten ins Dorf, Motorradfahrer, die auf Hochseilen fuhren. Künstler
dieser Branche galten damals als zwielichtig. Vor der Ankunft der Artisten
empfahl man allen Christen, die Wäsche von den Seilen zu nehmen und Schmuck und
ledige Frauen wegzuschließen. Ich verstand das nicht. Ich war klein und hungrig,
Hochseilartisten waren Boten aus der großen Welt, auch wenn ich nie zuvor welche
gesehen hatte. Womöglich kamen sie aus Amerika wie die schwarzen Soldaten in der
Kreisstadt.
Irgendwie
schaffte ich es, aus dem Haus zu schleichen und die Vorstellung gegen das Verbot
meiner protestantischen Eltern zu besuchen. Was die Artisten wirklich konnten,
weiß ich heute nicht mehr. Es muss, ein paar verschwommene Bilder habe ich noch
im Kopf, aufregend gewesen sein, als Männer samt Frauen auf Motorrädern das Dorf
in der Luft überquerten, und ich war damals noch nicht so verkommen, mir einen
Absturz zu wünschen.
Wie
gesagt, viele exakte Bilder von diesem Ereignis habe ich nicht mehr vor Augen,
ich kann mich an die lange Balancierstange erinnern, und es ärgert mich bis
heute, dass ich nicht Artist geworden bin. Wenigstens parterre.

Nachdem ich die Luftshow gesehen hatte, ließ sie mich nicht mehr los. Ich musste
einen Weg finden, auf einem Seil zu fahren.
Ungerecht
war, dass ich kein Motorrad besaß, auch wenn es seinerzeit ungewöhnlich war,
dass sechsjährige Jungs Motorräder besaßen. Ernesto Guevara hat früh auf einem
Motorrad gesessen. Er wurde Revolutionär.

Ich besaß einen Roller. Ein Roller war anders gebaut als heute ein City-Roller,
ein Kickboard. Er hatte zwei mit Luft aufgepumpte Gummireifen. Die Folge war,
dass er oft und einsam im Schuppen stand, weil ein Reifen einen Platten hatte
und niemand Zeit, ihn zu reparieren. Ich schon gar nicht.
Am
Morgen, nachdem ich die Motorrad-Akrobaten gesehen hatte, ging mir ein Licht
auf. Ich ging in den Schuppen. Es muss ein Wink des Schicksals gewesen sein. Die
Reifen des Rollers waren platt. Ich holte den Roller aus dem Schuppen und
begann, die Reifen von den Felgen zu lösen.
Das
war eine Schweinearbeit. Man brauchte dazu einen großen Schraubenzieher, um ihn
zwischen Felge, Schlauch und Mantel zu schieben. Dass bei dieser Methode die
Reifen irreparabel kaputt gingen, war klar. Und Zweck der Übung.

Nach mehreren Stunden hatte ich die Reifen runter. Die Felgen lagen frei. Jetzt
brauchte ich ein Seil. Ich klaute meiner Mutter eine Wäscheleine. Das Seil
spannte ich zwischen den Pfosten eines Zauns und ein Eisentor auf dem
Wäscheplatz neben dem benachbarten Güterbahnhof. Die Leine hing nicht ganz so
hoch wie bei den Motorradakrobaten, ungefähr einen halben Meter über der Erde.

Als die Vorbereitungen erledigt waren, stellte ich den Roller mit den nackten
Felgen auf das Seil. Jetzt musste ich nur noch auf den Roller kommen. Ich hielt
ihn mit den Händen am Lenker fest und sprang aus dem Stand mit beiden Füßen auf
das Trittbrett. Das war Akrobatik. Beinahe hätte ich an diesem Tag den Himmel
gesehen. Doch dann spürte ich, wie der Traum von meiner Karierre als
Hochseilartist zu Ende ging und das Leben begann. Ich hatte, und daran sollte
ich später noch oft denken, die Balancierstange vergessen.

Als ich auf der Schnauze neben meinem Roller lag, roch ich das Gras unter der
Wäschestange und beschloss, noch einmal von vorn anzufangen. Ich holte die
Gummistiefel aus dem Schuppen und wurde Cowboy. |
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»Auf der Brücke
über dem Fluss warfen mich die Musiker aus dem Auto. Es war schon
dunkel am frühen Abend, die Musiker sagten, ich hätte genügend Zeit,
bis die Show beginne. Die frische Luft, sagten sie, täte mir gut,
ich solle mir Hölderlins Geist um die Nase wehen lassen. Dann fuhren
sie davon.
Ich stand auf der Neckarbrücke in Tübingen und schaute aufs Wasser.
Es schimmerte schwarz. Ich mag kein Wasser bei Nacht.« |