logo kopfgrafik links adresse mitte kopfgrafik rechts
   

Dezember
Mo Di Mi Do Fr Sa So
48 26 27 28 29 30 01 02
49 03 04 05 06 07 08 09
50 10 11 12 13 14 15 16
51 17 18 19 20 21 22 23
52 24 25 26 27 28 29 30
1 31 01 02 03 04 05 06

FÖRDERGEBER

  BMUKK

  Wien Kultur

JAHRESSPONSOR

  paperblanks
kopfgrafik mitte

Leopold Federmair: Die Ufer des Flusses.

Verschiedene Prosa.
Salzburg, Wien: Otto Müller Verlag, 2012.
236 S., geb., 20 Euro.
ISBN 978-3-7013-1198-9.

Link zur Leseprobe

Das Ephemere, das Vergängliche, das Momenthafte, das Abseitige: Darum geht es in Leopold Federmairs neuen Texten, die er unter dem Titel „Die Ufer des Flusses“ versammelt hat. 34 meist kurze Prosatexte enthält das Buch. Federmair zieht dabei das Beschreiben dem Erzählen eines Geschehens vor. Entstanden sind daher Texte, die Elemente von Porträts, Skizzen, Landschaftsbeschreibungen, Reflexionen miteinander kombinieren. Federmair beschreibt die Ankunft eines Messerschleifers, Menschen in einem Vorortzug, ein Wettcafé, zwei Verliebte: „In einer Vollmondnacht sah ich ein küssendes Paar, die einsgewordenen Schatten auf einer Bank am Flußufer. Als ich näherkam, zog sich der Schatten des Mädchens aus dem des Jungen zurück.“

Explizites Benennen ist nicht Federmairs Ding, kaum einmal nennt er Orte, kaum einmal Namen, nie Zeitpunkte. Die Textrahmen bleiben abstrakt. Natürlich erkennt man in den Texten Orte wieder, an denen der Autor gelebt hat: Paris oder Japan. Federmair liebt das Chiffrieren und das Verrätseln, das Setzen von Variablen. Ein Gutteil der Qualität seiner Texte speist sich aus diesem Spiel der Anspielungen. Wer jedoch all die Anspielungen dechiffrieren möchte, wird sich lange mit dem Buch auseinandersetzen müssen.

Die entscheidende Frage ist, ob die Texte auch für einen Leser funktionieren, dessen Lust auf das Decodieren nur beschränkt ist. Ich meine ja. Weil die Qualität der Sprache (trotz manch schräger Metapher) absolut überzeugt und die Form stimmt. Wer nicht alles versteht, verstehen will, lässt sich einfach im Strom des Federmairschen Erzählflusses treiben, ans Ufer wird er immer gelangen.

Einer der schönsten Texte ist „Maliks Schenke“, eine untypische Araberspelunke, die von Nordafrikanern, Einwanderern und Vertriebenen aus aller Herren Länder frequentiert wird. Angezogen sind sie von der „verzweifelten Schönheit des Geschehens“ – tanzender Mädchen – und vom nicht eben vorteilhaft aussehenden Malik. „Ganz klar, die Bewunderer sind abhängig von Malik, sie sind ihrem kehlköpfigen König hörig, ohne ihn sind sie nichts, mit ihm halten sie ihr Leben aus, von einer Erleuchtung zur nächsten, dazwischen das Warten, Auf-dem-Barhocker-Sitzen, Bierglas in Reichweite, die Versuche, den König günstig zu stimmen.“

Berührend ist der Text „Regenschirme“, in dem Federmair mit seiner Tochter Yoko das Friedensmuseum von Hiroshima, wo der Autor seit mehreren Jahren lebt, besucht. Der Text zeigt die Unmöglichkeit beider, des Kindes und des Erwachsenen, die Katastrophe der Atombombe, dies gewaltige Leid zu begreifen.

Federmair schreibt über japanische Tempel: „Auf den Schiebetüren der Tempel ist die Wirklichkeit fast immer in äußerster Reduktion dargestellt: drei oder vier Blüten anstelle der Blütenpracht, ein Zweig anstelle des Geästs, ein Baum anstelle des Walds. Die Wirklichkeit ist Fülle und Überfülle, aber das heißt auch: Wiederholung, Verwirrung, Gestotter, Ablenkung, Fehler. Das Einzelding kommt in der Leere zum Recht seiner Vollkommenheit, und das Einzelne enthält dann alles.“ Man setze für die Wirklichkeit den Roman, für das Einzelding einen Federmairschen Prosatext.

Peter Landerl
6. September 2012

Originalbeitrag

Für die Rezensionen sind die jeweiligen Verfasser verantwortlich. Sie geben nicht notwendig die Meinung der Redaktion wieder.


Suche in den Webseiten  
Link zur Druckansicht
Veranstaltungen
SLAM B

Fr, 11.01.2013, 20.00 Uhr Poetry Slam Über 160 SlammerInnen – im Alter zwischen 14 und 77 Jahren...


Ausstellung
Herbert J. Wimmer ROTOPOST ROTOSPORT

LICHT & LITERATUR AUFNAHMEN 16.01.2013-21.03.2013


Tipps
flugschrift

Ein Zeitschriftenprojekt des Autors Dieter Sperl in Zusammenarbeit mit dem Literaturhaus Wien und...


Der Erich Fried Preis 2012 ging an Nico Bleutge

Der deutsche Dichter Nico Bleutge erhielt am 25. November den mit 15.000 Euro dotierten Erich...