30 hoch, 24 breit, 3,5 Zentimeter dick. Ein fetter Wälzer, ein Werk, eine Bibel. In 20 Minuten fertig. Es ist ja nur ein Bildband. Nur ein Bildband? Auf Seite 20 liegt Hündin Annie mit ihrem Herrchen im Bett, Kopf an Kopf. Das Zimmer ist klein und voller Bücher, der Aschenbecher voller Kippen. Er war einmal Bibliothekar. Heute braucht er viele Medikamente, gegen die Schmerzen. “Dann liegt Annie ganz ruhig neben mir. Sie gibt mir viel Kraft und Liebe.” weiterlesen »
Unter Globalismus versteht man gemeinhin jenes Cluster von Ideen, dem besonders an Konnektivität, globalem Austausch und der Förderung kultureller Vielfalt gelegen ist. Als ideologische Dimension der prozesshaften Veränderungen, die unter dem Begriff Globalisierung zusammengefasst werden, betont der Globalismus die aktive, gestalterische und partizipatorische Kraft in Bezug auf die häufig als schicksalhaft erfahrene Verhärtung weltweiter Machtstrukturen.
Strategisch wird Globalismus mithin gerne gegen Nationalismus und jegliche Form von Regionalismus in Stellung gebracht. Seiner Operationalität nach ist er eher im kulturellen Feld angesiedelt, wiewohl seine Entstehung auf den Kontext des politischen Diskurses zurückgeht. weiterlesen »
“Axolotl Roadkill” ist in aller Munde. Aus dem Hype um diesen Roman gehen Fragen hervor, die die junge Generation betreffen. Nämlich: Wie werden Jugendliche durch die Schnelllebigkeit und Vernetzung unserer globalen Gesellschaft geprägt? Was sind die Folgen von offenen Familienverbänden, Großstadtsozialisation und Wohlstand? Diese Fragen und die daraus folgenden Diskussionen werden derzeit auf tiefgründige Weise im klassischen Feuilleton behandelt. Für Anton Scholz Grund genug, um die “Axolotl Roadkill”-Debatte zum Anlass zu nehmen, über das Feuilleton an sich nachzudenken. weiterlesen »
Wikis, Weblogs und Social Networks – das Internet hält eine unüberschaubare Menge an Angeboten bereit, die dem Nutzer die Möglichkeit geben, vom Medien-Konsumenten zum Produzenten zu werden. In den letzten zehn Jahren entwickelte sich das Internet zu einem offenen Gesprächsraum, in dem die Grenze zwischen privatem Kommentar, Werbung und Journalismus verwischt. weiterlesen »
Als wenig disziplinierter, autoritätskritisch eingestellter Schüler eines Mannheimer Gymnasiums hatte ich seit der Mittelstufe ein Abonnement auf Klassenbucheinträge und Nachsitzen. Lediglich mein Deutschlehrer konnte hinter meiner schulfeindlichen Attitüde ein verborgen gebliebenes Interesse an “Wissen und Bildung” aufspüren; und eine Neigung zu Büchern und kritischem Denken fördern: So kam ich mit einem der prägenden Bücher meiner Schulzeit in Kontakt und wusste durch den außerschulischen Austausch mit meinem Lehrer immerhin schon, dass Identität zuallererst negativ aufzufassen ist: “Ich bin nicht Stiller.” (Und wer wollte das schon sein, der seinen Stiller gelesen hatte?) weiterlesen »
Januar 2010. Die erste Gehaltsbescheinigung des Jahres kommt ins Haus. Ruht im Briefkasten und wartet mit ihrem Geheimnis darauf, geöffnet zu werden. Ein Briefumschlag wie immer, und doch hat sich so viel verändert. Eigentlich könnte er durchsichtig sein, sofern ich, die Empfängerin, von nun an eben das sein soll: transparent, ohne Geheimnisse. weiterlesen »
Wer in der Großstadt überleben will, rüstet sich mit Gore-Tex, jener wasserundurchlässigen aber dampfdiffusionsoffenen Membran, die zur Herstellung von Funktionstextilien verwendet wird. Der Schriftsteller, Video-Regisseur und Berliner Gazette-Autor Joerg Offer ist dem Trend nachgegangen und hat dabei einige erstaunliche Entdeckungen gemacht: Konturen von verschworenen Gemeinschaften, die dem Goretex-Maoismus frönen. weiterlesen »
Alles beginnt mit einem Fenster. Wer das Fenster öffnet, macht das Tor zur Welt auf. Bleibt das Fenster geschlossen, bleibt auch der Zugang zur Welt versperrt? Ich frage, weil ich davon ausgehe, dass wir schon immer in der Welt sind. Das In-der-Welt-Sein ist gegeben – ob mit offenen oder geschlossenen Fenster. Was aber ist dann das Fenster? Ein Rahmen der Weltwahrnehmung – ich denke an die Architektur- und Kunstgeschichte. Ein Rahmen der Subjektwerdung – ich denke an Franz Kafka (“Eine kaiserliche Botschaft”) und Kolja Mensing (“Schreibtisch”). Eine Öffnung – aber worauf hin? Auf das Ungewisse, das Ungewollte, das Ausgeperrte: den Lärm. weiterlesen »
In den “Tim und Struppi”-Heften aus der öffentlichen Bücherei am Kottbusser Tor hat jemand alle Flüche mit einem satten Kugelschreiber übergekriggelt. Recht so. Mein Vorsatz für das neue Jahr heißt: Positiv Denken, und schlechte Laune, böse Einflüsse und das gemeine Negative aus meinem Gehirn verbannen. Das funktioniert mittels kräftiger Anspannung und Abschaltens aller kritischer Denkvorrichtungen ganz gut. So freuten mich die Auslassungen des wichtigen Medienautors Jaron Lanier in FAZ und SZ, weil da mal ne echte Wahrheit rüberkam: “mitm Internet ist das ja so, dass die Kreativen ausgenommen werden”. Das wusste Lanier vor fünf Jahren noch nicht, aber jetzt, und das steht in seinem neuen Buch. weiterlesen »
Der Begriff Globalisierung ist für mich gleichbedeutend mit Vernetzung. Ich lebe und arbeite als Journalist, als Medienaktivist und als Medienbeobachter schon lange in globalen Netzwerken zwischen Lateinamerika, West- und Osteuropa. Genau deshalb finde ich den Begriff der Globalisierung immer hohler und schiefer. weiterlesen »
„Wir müssen selbst entscheiden, was wir wollen. Wir sind diejenigen, die die Bedürfnisse kennen und wissen, was in unserer Community los ist“, erklärt Omayra Pérez selbstbewusst. Sie will ihre Community eines an den Hängen von Caracas gelegenen Armutsviertels davon überzeugen, einen Consejo Comunal (Kommunalen Rat) zu gründen. weiterlesen »
Ich bin Vorsitzender und Gründer eines kleinen Instituts in London mit dem Namen The School of Life. Ich glaube leidenschaftlich an das Ziel, Lernen wieder relevant zu machen – und daher bietet die Schule Kurse zu den wichtigen Fragen des Alltags an. Während die meisten Hochschulen und Universitäten das Lernen in abstrakte Kategorien zerhacken (“Die Geschichte der Landwirtschaft”, “Der englische Roman des 18. Jahrhunderts”), beschäftigen sich die Kurse der School of Life mit Dingen, die uns alle angehen: Karriere, Beziehungen, Politik, Reisen, Familie. weiterlesen »