• Gesichter der Politik

    Die letzten Wahlkaempfe und die unertraegliche Dauerpraesenz von plakatierten Politikerphysiognomien in den Strassen der grossen Stadt, erinnerten mich daran, was als subtile Erkenntnis schon seit einigen Jahren in meinem Gehirn umher spaziert. Frueher waren Politiker wie Herbert Wehner oder selbst ein Franz Josef Strauss, fuer mich als Heranwachsenden Menschen, aus einer gaenzlich anderen Zeit und Hemisphaere herausgefallen. weiterlesen »

  • “Vernetzt” lesen

    Vernetzt (Verbrecher Verlag, 2009) ist das neue Buch der Berliner Gazette, herausgegeben von Krystian Woznicki, der sich nach zehn Jahren Chefredaktion nun vor allem als Vorstandsvorsitzender des Berliner Gazette e.V. verdient machen will. weiterlesen »

  • Am liebsten heftig

    Ich habe schon immer sehr viel Respekt vor dem Wasser gehabt und an meine ersten Schwimmstunden habe ich keine besonders guten Erinnerungen. Noch heute schwimme ich nicht gern in tiefem Wasser und liebe es eher, barfuss durch das Meer zu laufen und die Gischt des Salzwassers auf der Haut zu spueren, als in die wilden Wellen abzutauchen – obwohl ich keine gute Schwimmerin bin, liebe ich das Meer, seinen Geruch und den Sound der Wellen, die ans Ufer branden. Ich habe keine Scheu davor, nass zu werden. Wasserdichte Kleidung finde ich deshalb eigentlich nur praktisch. Ansonsten halte ich nicht viel davon – einen Regenschirm habe ich mir noch nie gekauft und nur selten einen benutzt. weiterlesen »

  • Herr P. bereitet sich vor

    Als Herr P. starb, laeuteten keine Glocken. Keiner stand an seinem Bett, hielt ihm die Hand oder betete fuer ihn. Herr P. war einer von denen, die man als einsam bezeichnen koennte. Er starb einsam, aber gluecklich, denn er bereitete niemandem Kummer durch seinen Tod. Damit er auch danach keinem zur Last falle, hatte er am letzten Tag seines Lebens viel zu tun. Er stand frueh auf, wusch sich rasch von oben bis unten, und ausnahmsweise auch hinter den Ohren. Er zog seinen besten Anzug an, den er unter einer luftdichten Schutzfolie in der Speisekammer hinter den Kartoffeln aufbewahrte. Sollte ein Dieb seine Wohnung aufsuchen, war der feine Anzug das letzte, was dem Verbrecher in die Haende fiel. Herr P. war ein Vorsorge-Mann, einer, der auf alles und jeden vorbereitet war. weiterlesen »

  • Die Krise schreiben

    Ich kann mir, ehrlich gesagt, unter Wasserwissen nichts vorstellen und finde diese ganze Aquametaphorik eher peinlich. Sicher, Wasser ist Leben, alles fliesst und niemand steigt zweimal in den gleichen Fluss. Wenn indes morgen Feuerwissen dran ist, muessen es die selben armen Kulturwissenschaftler mit denselben Diskurshoelzchen schueren, die sie eben noch zum Flossbau auf dem offenem Meer des Unwissens verwendet hatten. Ich glaube nicht, dass uns das irgendwo hin fuehrt. weiterlesen »

  • Lohnt sich das?

    Nie wird so viel gelogen wie nach der Jagd und vor der Wahl. Diese Feststellung stammt von jemandem, der es wissen musste: Bismarck. Heute wird da nicht mehr ganz so dreist gelogen wie damals – aber gebogen, so dass der Anachronismus nicht mehr weit scheint. Auf den Strassen sind gelbe Plakate zu sehen mit einem schoenen Allgemeinplaetzchen: Arbeit muss sich wieder lohnen. Soweit, so gut. Dieser Claim ist so konsensfaehig, dass so ziemlich alle von NPD bis MLPD damit werben koennten. Die meisten trauen sich das aber heute schon lange nicht mehr. Die FDP schon. weiterlesen »

  • Globalisierungskritik, wie weiter? Antwort #87

    Den Begriff Globalisierung verbinde ich mit dem Globus. Da kommt sofort ein raeumliches Moment hinein. Auf die Frage: Wo befinde ich mich? ist die allgemeinste Antwort: auf dem Globus. Dass ich mich immer auch in speziellen Raeumen befinde, in einem Land, in einer Stadt, in einem Zimmer, ist eine sekundaere Frage. An jedem Punkt der Erdkugel kann ich allgemein sagen: ich bin hier, naemlich auf der Erdoberflaeche. Nun hat die Technik ermoeglicht, den Erdboden zu verlassen. Der Weltraumfahrer kann sagen: Dort ist die Erde. weiterlesen »

  • XXL-Badewanne

    Das Seepferdchen, als orangefarbenes Abzeichen auf den Badeanzug genaeht, war als Kind mein ganzer Stolz. Auch konnte ich mir nichts Schoeneres vorstellen als einen Swimming-Pool: Allein das Wort war pure Verheissung – erst mit einigem Abstand gefolgt von Hollywood-Schaukel und Skateboard. Auf das Seepferdchen folgten der Freischwimmer, endlose Schulferien im staedtischen Freibad und ein Beinahe-Ertrinken. Dann bewegten sich die Interessen in andere Richtungen. Erst vor ein paar Jahren begann ich wieder, regelmaessig Schwimmen zu gehen. Es soll ja auch gut sein fuer den Ruecken. weiterlesen »

  • Zeit meines Lebens

    Ich habe eine Wassermelone getragen – wer zwischen 12 und 42 ist und zur weiblichen Bevoelkerung dieses Planeten zaehlt, muss diesen Satz einfach kennen. Wer nicht, muss jetzt ein paar Saetze lang gruebeln, um was es eigentlich geht. Ich verbinde mit diesem Satz meine ersten Teenie-Jahre. So ungefaehr mit 12 fing es an. Was waren das noch fuer Zeiten, als ich mit meiner besten Freundin Szenen, zuvor immer wieder in Slow Motion abgespielt, nachstellte, mich stundenlang totlachte, ganze Taenze auswendig lernte, meine Jeans abschnitt und umkrempelte und mir Locken wuenschte, nur um Baby ein bisschen aehnlicher zu sein und dadurch, vielleicht, hoffentlich, auch die ganz grosse Liebe in Empfang nehmen wuerde. weiterlesen »

  • Tatort im Netz: Internet killed the Krimi-Star

    Der 1970 gestartete >Tatort< ist die am längsten laufende und derzeit auch beliebteste Krimireihe im deutschen Sprachraum. Seit etwa genauso langer Zeit ist das Internet in der Entwicklung begriffen und inzwischen auf dem besten Wege selbst zum Tatort zu werden. Auch und gerade, was die Aufmerksamkeitsökonomie anbetrifft. Medienwissenschaftler Caspar Clemens Mierau kommentiert. weiterlesen »

  • Prokrastination, baby!

    Das Jahr eines Studenten gliedert sich in vier Abschnitte. Scheint logisch – es gibt schliesslich auch vier Jahreszeiten. Doch wie das Wetter mit der jeweiligen Jahreszeit nicht immer korrespondiert, verstehe ich mich nicht immer mit meinem in Semester zerpflueckten Leben. Nach dem letzten Alles-geben in Referaten, Essays und Gruppenarbeiten, entliess mich die Uni in den Urlaub bzw. in die vorlesungsfreie Zeit. Klingt nach einem guten Deal, doch der Schein truegt. Denn als die erste Euphorie, das Gefuehl des Fuer-immer-frei-seins, verblasst, wird mir klar, dass ich in der Wette mit der Uni den Kuerzeren ziehe. weiterlesen »

  • Reiseliteratur (vernetzt) schreiben

    Normalerweise entsteht Reiseliteratur unter folgenden Bedingungen: Man ist allein, für sich. Es gibt bei dem Prozess keine kollektive Reflexion, keine Diskussion, keinen theoretischen, kritischen, historischen Rahmen. Und der Prozess bei unserem Praxis- und Theorie-Seminar zu Reiseliteratur in Palanga? Wir arbeiteten im und vor dem Seminarraum, im Café daneben oder im Wald davor, nur wenige Meter vom Strand entfernt: Von der Mind Map, über das Verfassen, kollektive Lesen und Besprechen der selbstgemachten Reiseliteratur, bis hin zum Zusammenstellen aller in den letzten Tagen geschriebener Texte (circa 20) und der Vorstellung einer Auswahl an Erzeugnissen am letzten Tag im Rahmen einer öffentlichen Lesung, bei der auch das Kartografieren als begleitende, unterstützende Methode beim Schreiben nicht fehlen darf. weiterlesen »