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Im Supermarkt des Wissens
...
Anmerkungen zur Sonntagsöffnung an der Universitätsbibliothek Konstanz

...
Di
e Bibliotheken an Österreichs öffentlichen Universitäten sind noch Lichtjahre
von den Service-Leistungen englischer oder amerikanischer Universitäten entfernt.
Mit ihren knappen Benutzerzeiten diskriminieren sie indirekt jene Studierenden,
die einem Job innerhalb der Normarbeitszeiten nachgehen.

Von Kristina Werndl
(24. 04. 2008)

...





Kristina Werndl
kristina.werndl [at] gmail.com

ist Redakteurin des
Aurora-Magazins.

 

 

 

Rund drei Viertel der
US-Hochschulbibliotheken
und jede zweite Public
Library
haben
sonntags geöffnet.

 

 

 

Web-Tipps

www.publiclibraries.com

www.nypl.org

www.bpl.org

www.chipublib.org

www.lapl.org

 

 

 

RFID-Transponder

 

 

 



RFID-Klebeetiketten

 

 

 

Web-Tipp

www.bibliotheca-rfid.com

 

 



Stichwort
"Gläserner Mensch"


//amal.net/rfid.html

 

 

 

Österreichische Bibliotheken
mit RFID-Nutzung


www.buechereien.wien.at

www.fhwn.ac.at

www.donau-uni.ac.at

www.imc-krems.ac.at

 

 

 

Mit ihren knappen
Benutzerzeiten diskrimi-
nieren die österreichischen
Universitätsbibliotheken
indirekt jene Studierenden,
die einem Job innerhalb
der Normarbeitszeiten
nachgehen.

 

 

 

 

Notwendige Reformen
im Bibliothekssektor wurden
zu lange hinausgezögert.
 

 

 

 


Universität Konstanz
www.ub.uni-konstanz.de
 

 

 

UB-Konstanz:
Deutschlands erste
24-Stunden-Bibliothek!


 

 

 

Lädt zum Befüllen ein:
Roter Plastik-Einkaufskorb
in der UB Konstanz

 

 

 

 

Wolf von Cube

 

 

 

US-Universitätsbibliotheken
stehen meist nur einem
S
tudiengebühren
zahlenden Publikum
offen.

 

 

 

 

Studie von Ulrike Ferch
über den Bibliothekssonntag:

http://edoc.hu-berlin.de/
dissertationen/verch-ulrike-
2005-07-12/PDF/Verch.pdf

 

 

 

 

Sonntags haben in
Deutschland nur 1% der
kommunalen öffentlichen
Bibliotheken und 4% der
Hochschulbibliotheken geöffnet.

 

   Die Politiker haben den (rhetorischen) Wert der Bildung erkannt – kaum eine politische Grundsatzerklärung, wo nicht ein vollmundiges Bekenntnis zur Wissensgesellschaft erfolgt. Im Abwehrkampf gegen chinesische Billigschuhimporte allerdings setzt man als Waffe auf Strafzölle anstatt auf Vorlesungsskripten, selbst in einem Land wie Österreich, das mit 19,6 % (2004) vor der Türkei die zweitniedrigste Akademikerquote aller OECD-Länder aufweist (der OECD-Schnitt liegt bei 34,8 %). Bücher ermöglichen Bildung; auch sie sind mediales Dauerthema. Google Book Search und ähnliche Projekte im deutschen Sprachraum, die dem User durch Redigitalisierung ganze Buchinhalte elektronisch zur Verfügung stellen, befinden sich im Vormarsch. Gerät über diese Avantgarde das traditionelle, papierene Buch ins Hintertreffen?

Diese Frage beschäftigt weltweit viele gescheite Köpfe und Buchmarkt-Strategen. Die Antwort indes ist einfach, sie kann nur normativ lauten: Das papierene Buch bedarf der Hege und Pflege, denn nur dieses Medium bietet zum jetzigen Zeitpunkt dem einzelnen einen prinzipiell kostenlosen Zugang zum Wissen, wenn es in öffentlichen Bibliotheken zum Verleih angeboten wird. Dagegen fallen bei digitalen Bibliotheken wie z. B. dem Projekt Gutenberg eine Anzahl versteckter Kosten an (Internetzugang; Drucker-, Papier-, Patronenkauf), die die demokratische Natur dieser neuen Publikations- bzw. Distributionsform fragwürdig machen.

Freilich, bei knapp 400.000 Titeln auf der Frankfurter Buchmesse (Stand: 2007) scheint man sich um die Zukunft des gedruckten Buches keine quantitativen Sorgen machen zu müssen. Mehr Sorge verdienen da Österreichs öffentliche und Universitätsbibliotheken, sowohl was ihre Nutzungsmöglichkeiten als auch ihre Rolle und Repräsentanz in der Öffentlichkeit betrifft.

  Werfen wir einen Blick über die Landesgrenzen hinaus. In den USA und in England, wo sich die momentan so eindringlich beschworenen Elite-Unis befinden (in den USA stehen, wie man gern sagt, die 50 besten Universitäten der Welt, aber auch die 500 schlechtesten), in diesen Ländern also ist es üblich, dass die Bibliotheken den Studierenden während des Semesters zeitlich uneingeschränkt zur Verfügung stehen. Rund drei Viertel der US-Hochschulbibliotheken und jede zweite Public Library haben sonntags geöffnet.

Zutritt zum Bibliotheksgebäude hat man mittels einer Chipkarte. Das zeigt einmal mehr, wie unmittelbar Komfort und Zeitökonomie an technologische Entwicklungen gebunden sind. Im Prinzip kann man überall dort, wo die Medien durch intelligente RFID-Chipsysteme vor Diebstahl gesichert sind und es Selbstverbuchungsterminals gibt, eine 24-Stunden-Ausleihe realisieren.

  RFID (Radio Frequency Identification) ist ein Verfahren, das via Funkwellen die automatische Identifikation und Lokalisierung von Objekten ermöglicht. Die an den Objekten angebrachten RFID-Chips oder Transponder bestehen aus einem Mikrochip, einer Antenne, einem Träger oder Gehäuse und – bei aktiven Transpondern – aus einer Energiequelle. Auf 1,3 Milliarden Stück schätzt man den weltweiten Absatz für das Jahr 2006.

Am häufigsten zum Einsatz kommt RFID bislang in der Transport-Branche (Mautsysteme, elektronische Wagensperren), bei Finanzen und Sicherheit sowie im Handel. Ein RFID-Chip findet sich in allen seit dem 1. November 2005 ausgestellten deutschen Reisepässen. Die Europäische Zentralbank erwägt die Integration von RFID-Chips in Euro-Banknoten. Der Textilkonzern Levis hat im Jahr 2006 begonnen, seine Jeans mit RFID-Etiketten auszustatten.

Der Lebensmittelhandel ist ein weiteres vielversprechendes Einsatzfeld. Einzelhandelsketten wie Rewe, Metro, Tesco und Wal-Mart – genauso wie das amerikanische Verteidigungsministerium, liest man bei Wikipedia – treiben den RFID-Markt voran, um unternehmensübergreifende und interne Prozessketten zu optimieren. Während der letzten CeBIT-Computermesse machte das Bild von Angela Merkel die Runde, wie sie zu Demonstrationszwecken einen speziellen Einkaufswagen schob. In Supermärkten der Zukunft hat die Kassierkraft ausgedient: Ein Computer errechnete innerhalb von Sekundenbruchteilen aus den Chipinformationen der Waren im Einkaufswagen die Preissumme.

  Naheliegenderweise wirft diese Technologie eine Menge datenschutzrechtlicher Fragen um den gläsernen Menschen auf. In Großbritannien wurden unlängst mehrere hunderttausend Mülltonnen ohne Wissen der Bürger mit RFID-Transpondern versehen. Als Hintergrund wird die Absicht der britischen Kommunen vermutet, das Recyclingverhalten der Bürger zu erfassen. Der intelligente Kühlschrank, der sich bemerkbar macht, wenn die Milch abgelaufen ist, ist da eine vergleichsweise harmlose RFID-Anwendung.

Zurück zu den Bibliotheken. Ein RFID-Chip, der im Buchinneren versteckt ist, schlägt beim Gate Alarm, wenn ein Bibliotheksbenutzer ein Medium nicht ordnungsgemäß entliehen hat. Er hilft auch beim Wiederauffinden verstellter Bücher, die mithilfe eines Handlesegeräts (allerdings nur aus kurzer Entfernung) geortet werden können. Die Hauptbücherei Wien ist die populärste Bibliothek in Österreich, wo RFID zur Medienverbuchung und Sicherung verwendet wird. Die erste wissenschaftliche Bibliothek Österreichs, die schon im Dezember 2004 auf diese Technologie setzte, war jene der Fachhochschule Wiener Neustadt. Die gemeinsame Bibliothek der Donau-Universität Krems und der Fachhochschule Krems folgte. BibliotheksmitarbeiterInnen würden durch die RFID-Technologie kostbare Zeit für ihre eigentlichen Aufgaben wie Recherche und Beratung gewinnen, erklärt Prof. Werner Jungwirth, Geschäftsführer Wirtschaft und Marketing der FH Wiener Neustadt in "BONDaktuell".

  Die Bibliotheken an Österreichs öffentlichen Universitäten sind noch Lichtjahre von den Service-Leistungen englischer oder amerikanischer Universitäten entfernt. Mit ihren knappen Benutzerzeiten diskriminieren sie indirekt jene Studierenden, die einem Job innerhalb der Normarbeitszeiten nachgehen.

Universitätsbibliotheken in Österreich haben ausnahmslos am Sonntag geschlossen, in der vorlesungsfreien Zeit auch am Samstag. Gearbeitet werden darf während des Semesters wochentags von 8 bzw. 9 bis 19 Uhr, die Universität Wien hält ihren Lesesaal bis 21:45 Uhr geöffnet. Entlehnende ist um 18 bzw. 19 Uhr. Am Samstag ist gegen Mittag Schluss. Die Universitätsbibliotheken Salzburg und Klagenfurt locken – ein gewisser Zynismus sei erlaubt – im August mit Betriebszeiten von 9 bis 12 Uhr. Will man auf diese Weise die Studierenden und Forschenden zur Effizienz erziehen? Oder ist das als Hinweis zu interpretieren, den Nachmittag doch lieber im Freibad zu verbringen? Institutsbibliotheken, wo man die Fachliteratur für sein Studium findet, haben am Wochenende prinzipiell geschlossen.

Bei aller Kritik sollte die prekäre Finanzsituation der Universitäten nicht unerwähnt bleiben. Von der eben abgewählten Regierung in die (Schein-)Autonomie entlassen und budgetär ausgehungert, ist ihr Handlungsspielraum stark eingeschränkt. Studierende können bei der Einzahlung ihres Semesterbeitrags von 378,72 Euro zwar über dessen Verwendung abstimmen, diese sogenannte Zweckwidmung führt aber zu einer nicht eben leichten Abwägung zwischen Bereichen, die allesamt mehr Geld bräuchten: Lehre, Forschung, Bibliothek, Raumsituation, Soziales, Auslands-, Dissertanten- und Stipendienprogramme. Trotz allem ist festzuhalten, dass die Universitäten notwendige Reformen im Bibliothekssektor zu lange hinausgezögert haben.

  Dass es anders geht, zeigt die vor 42 Jahren gegründete, knapp 10.000 Studierende aufweisende Universität Konstanz. Äußerlich bietet sie in ihrem Mix aus Hundertwasser-Stolperböden, Heizkraftwerks- und Containerhüttenästhetik einen eklektischen, aber durchaus erquicklichen Anblick. Im Inneren verfügt sie über Vorlesungssäle mit Blick auf den Bodensee, eine vielfach ausgezeichnete Mensa und eine Bibliothek, die alle Stücke spielt.

Diese weitläufige Freihandbibliothek mit über zwei Millionen Bänden ist eine Mischung aus Ausleih- und Präsenzbestand (95 % : 5 %); es gibt keine eigenen Institutsbibliotheken. Sie ist clever strukturiert. Jedes Institut hat einen direkten Zugang zu dem Bibliotheksabschnitt, wo sich die fachspezifische Literatur befindet. Eine große Mediathek mit beachtlichem DVD-Sortiment lädt zum Verweilen ein, Computerplätze zum Recherchieren und E-Mailen werden dankbar genutzt. Das Attraktivste vielleicht sind die Öffnungszeiten: während des Semesters rund um die Uhr, an den Wochenenden von 9-23 Uhr. Die Buchrückgabe ist nach 23 Uhr und an Sonn- und Feiertagen beim Wachdienst möglich.

Mit diesen 2001 implementierten Öffnungszeiten war die Universität Konstanz deutschlandweit zunächst allein auf weiter Flur. Seit April diesen Jahres verfügt auch die Universität Karlsruhe über eine 24-Stunden-Bibliothek – selbst an Wochenenden und Feiertagen! –, darüber hinaus über eine selbständige Buchausleihe an einer Ausleihstation. Eigens entwickelte RFID-Rückgabeautomaten ermöglichen eine Rückgabe zu jeder Tages- und Nachtzeit.

  Ein anderer Grund, weshalb die Universitätsbibliothek Konstanz so gut angenommen wird, ist darin zu vermuten, dass sie sich nüchtern und zweckmäßig präsentiert: keine alten Parkettböden, die bei der geringsten Bewegung knarzen, keine dunkelgrünen Glasleuchten an den Tischen, keine denkmalgeschützten Regale und Galerien. Das ist ästhetisch zu beklagen, für viele Menschen aber schlicht weniger einschüchternd als etwa der historische große Lesesaal an der Universität Wien. In dieses nüchterne Ambiente passen die fabelhaften roten Plastik-Einkaufskörbe, die sich an den Bibliothekseingängen stapeln und die man mit dem gefundenen Buchstaben-Futter füllen kann, während man zwischen den Regalen seine Runden dreht. Freilich sind Bücher an sich schon "ein Zimmerschmuck", wie Alfred Polgar trefflich bemerkt hat:

"Gern genießt das Auge die Exaktheit ihrer ausgerichteten Linien und erfreut sich der Farbigkeit der Trachten. Am linken Flügel die Großen, am rechten die Kleinen, gestellt zum Parademarsch des Geistes. Wie glänzend die Fähnchen der gesammelten Werke! Wie bunt und malerisch abgerissen das Gewimmel des broschierten Volks!"

Neben der Universitätsbibliothek gibt es in Konstanz eine Stadtbücherei und die Fachhochschulbibliothek, die jeweils ein anderes Erwerbungsprofil aufweisen und das kulturelle Leben der Euregio Bodensee maßgeblich mitbestimmen. Nach einer Besonderheit seiner Bibliothek befragt, nennt Universitätsbibliotheks-Mitarbeiter Wolf von Cube die "Wessenberg-Bibliothek", eine Sammlung des aufgeklärten Katholiken und Konstanzer Bistumsverwesers Freiherr Ignaz Heinrich von Wessenberg. Sie wurde der Bibliothek als Dauerleihgabe der Stadt zur Verfügung gestellt. Von Cube, der sich bei technischen Fragen ganz in seinem Element befindet, erzählt, dass seine Bibliothek gerade die alten OCR-B-Etiketten in den Medien auf Barcode umrüstet, um einerseits von den anfälligen Lesepistolen auf einfache Barcodeleser umstellen zu können, und andererseits eine Selbstverbuchung der Nutzer zu ermöglichen. Auch ein RFID-System ist nach dieser Maßnahme langfristig möglich. Diese Umstellung wird allerdings viel logistische Arbeit und durch die neue Technik nicht zuletzt andere Sicherheits-Gates erfordern. Die jetzigen Gates (sie ähneln Sicherheitsschranken in Kaufhäusern) sind auf magnetische Sicherungsstreifen in den Medien abgestimmt.

  Probleme mit den nächtlichen Bibliotheksbenutzern gäbe es im Grunde keine, weiß eine Dame bei der Entlehnstelle zu berichten, allein "im Winter gibt’s schon Personen, die ein warmes Plätzle gesucht haben, das kann ich dann in der Früh an den Augen sehen". Vielleicht halten sich solche Fälle auch darum im Rahmen, weil die Universität nicht direkt in der Stadt, sondern auf einem Hügel liegt. Die Bibliothek ist frei zugänglich; für externe Leser ist ab Januar 2007 erstmals eine Jahresgebühr von 20 Euro fällig. Unter den aktiven Nutzern machen diese externen Nutzer stattliche 36 % aus (die Studierenden im Vergleich dazu 54,3 %).

Damit ist ein Unterschied zu US-Universitätsbibliotheken angedeutet. Diese stehen meist nur einem Studiengebühren zahlenden Publikum offen. Das ist in Österreich zum Glück anders, und doch werden die hiesigen Einrichtungen zu bescheiden genutzt. Vielleicht würden flexiblere Öffnungszeiten, die einem erlauben, auch nach Arbeitsschluss in den neuen Zeitschriftenausgaben zu blättern, einen Besucherzuwachs bringen, sicherlich aber könnte man über verstärkte Öffentlichkeitsarbeit mehr ins Bewusstsein des externen (akademischen) Publikums gelangen. Ludwig Feuerbach soll nicht Recht bekommen: "Es geht den Büchern wie den Jungfrauen. Gerade die besten, die würdigsten, bleiben oft am längsten sitzen. Aber endlich kommt doch einer, der sie erkennt und aus dem Dunkel der Verborgenheit an das Licht eines schönen Wirkungskreises hervorzieht."

  Eine Ausdehnung der Öffnungszeiten für sich allein hat freilich wenig Sinn. Langfristig muss die Politik aktiv an einer Aufwertung des Lesens und der selbsttätigen Bildung arbeiten. Die von Noch-Bildungsministerin Elisabeth Gehrer veranlasste Einsparung von Musikstunden und anderen "weichen" Fächern nämlich gefährdet die Ausbildung einer bedeutenden Klientel, die die erweiterten Öffnungszeiten von Bibliotheken würde nutzen wollen.

Ulrike Verchs empirischer Studie über den Bibliothekssonntag zufolge haben in Deutschland sonntags nur 1 % der kommunalen öffentlichen Bibliotheken und 4 % der Hochschulbibliotheken geöffnet. Doch besteht ein Aufwärtstrend. Sollte es in Österreich zu einer Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten kommen, was trotz der arbeitsrechtlichen und familienpolitischen Implikationen nur mehr eine Frage der Zeit sein dürfte, wird es am Bibliothekssektor zu größeren Veränderungen kommen. So geschehen in Dänemark, Finnland, Großbritannien und den Niederlanden, wo man mit der Liberalisierung des Ladenschlusses in den 1990er Jahren einen hohen Anstieg sonntags geöffneter Bibliotheken, insbesondere der Stadtbüchereien, verzeichnete.

Verch erwägt nationale Charakteristika, wenn sie bemerkt, dass "in den Vereinigten Staaten von Amerika nicht nur der sonntägliche Kirchgang, sondern ebenso der Einkaufsbummel und Bibliotheksbesuch zur Alltagskultur zählen", während "der siebte Wochentag in Deutschland vornehmlich durch die Sonntagsruhe geprägt [ist], die auch das Bibliothekswesen umfasst."

Insgesamt gelangt sie in ihrer Studie zu dem Ergebnis:

"Bereits vor hundert Jahren galt die Kundenorientierung der amerikanischen Gebrauchsbibliothek als wegweisend für die neugegründeten Lesehallen, die entsprechend den Forderungen der Bücherhallenbewegung ausreichende Öffnungszeiten für alle Bevölkerungsschichten anboten, meist in den Abendstunden und am Sonntag. Auch wenn diese Tradition nach dem Ersten Weltkrieg allmählich in Vergessenheit geriet, zeigt die vorliegende Untersuchung [...], dass entsprechende Öffnungszeiten auch heutzutage möglich und nachgefragt sind. Gerade Stadtbibliotheken bietet sich die Chance, ihr Dienstleistungsniveau an das anderer kommunaler Freizeiteinrichtungen anzupassen und damit nicht nur zur Belebung des örtlichen Kulturlebens und der Innenstädte am Sonntag, sondern nach ausländischem Vorbild auch zur eigenen Profilierung als Freizeiteinrichtung mit hoher Aufenthaltsqualität beizutragen."

Ich danke Wolf von Cube für das Interview und den Hinweis
auf die Dissertation von Ulrike Verch.
 

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