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Frank Möbus, Friederike Schmidt-Möbus (Hrsg.): Dichterbilder.

Von Walther von der Vogelweide bis Elfriede Jelinek.
Stuttgart: Reclam, 2003.
206 S.; geb.; m. Abb.; Eur[A] 49,90.
ISBN 3-15-010527-7.

Wie selbstverständlich werden viele Menschen beim Denken an ihre Lieblingsschriftstellerin oder ihren Lieblingsschriftsteller auch ein Bild assoziieren. Ein Bild aus der Zeitung oder einem Verlagsprospekt vielleicht, oder eine Aufnahme von einer Lesereise. Auf der Bühne der Leseöffentlichkeit muss der Akteur Autor heutzutage auch mit dem Bild präsent sein, um sich Gehör zu verschaffen. Der bewusste Einsatz von Bildern hilft jene Aufmerksamkeit herzustellen, die das Wort allein heute nicht mehr erschafft. Über die neuen Medien werden wir auch mit Bildern von Dichterinnen und Dichtern früherer Zeiten beliefert, in denen Bilder in der Öffentlichkeit die Autorinnen zwar repräsentiert haben, im Kampf um den besten Platz auf dem Marktplatz kommt ihnen aber erst heute eine wichtige Bedeutung zu.

Für Leserinnen und Leser von Büchern und Bildern haben die Kunsthistorikerin Friederike Schmidt-Möbus und der Göttinger Literaturhistoriker Frank Möbus einen Band zusammengestellt, in dem sie die beiden Medien zusammenbringen. Auf neunzig Doppelseiten stellen sie ebenso viele Vertreterinnen und Vertreter (dieses Verhältnis ist freilich nicht ausgewogen) der Literaturgeschichte in einem Bild und der dazugehörigen Bildbeschreibung vor. In dieser Auswahl suchen wir sicher manchmal vergeblich nach einem Autor, wobei die Perioden bis zum Barock am schlechtesten repräsentiert sind. Goethe ist als einziger mit zwei Darstellungen vorgestellt. Die österreichische Literatur ist von Walther von der Vogelweide, der den Band eröffnet, bis zu Elfriede Jelinek, die letzte im Band, mit gut zwanzig Autorinnen und Autoren sehr stark vertreten, was nicht daran hindert, etwa Albert Drach oder den Autor der "Strudelhofstiege" zu vermissen.

Die Bildbeschreibungen sind in der Schwerpunktsetzung recht verschieden, doch immer informativ. Gewöhnlich helfen die fast dreißig verschiedenen Verfasserinnen und Verfasser die Bilder zu verstehen und geben oft auch recht anschauliche kurze biographische Auskünfte über die im Bild vorgestellte Person. Das Anekdotische mancher Texte spricht meines Erachtens nicht gegen sie, können sie auf Grund ihres Umfangs ohnedies eine nähere Beschäftigung nicht ersetzen, sondern nur anregen oder ergänzen. Die Literaturhinweise im Anhang, die leider nur den Schriftstellerinnen und Schriftstellern gelten und die Maler nicht berücksichtigen, sind sehr knapp gehalten und helfen bestenfalls einen Einstieg in eine genauere Beschäftigung zu finden. (So jedenfalls ein nützliches Buch in einer gymnasialen Schulbibliothek.)

Der großformatige Band bringt die Bilder sehr gut zur Geltung, (eignet sich auch für den Teetisch), verleitet zum Blättern, Vergleichen, Schauen. Wir finden Selbstbilder und Außenimages, verschiedene Stadien und Auffassungen von Selbstinszenierung und das über die Jahrhunderte in einem Wechsel der Medien und Techniken (Gemälde, Skizzen, Zeichnungen, Fotografien, Aquarell, Holzschnitt, Radierung, Sgraffito,...). Wir sehen wie die Generationswechsel nicht nur die literarischen Normen verändern, sondern auch ihren Ausdruck in den Bildern finden.

Überraschend finden wir viel weniger häufig als vermutet in dieser Bilderwahl die symbolischen Bestandteile, die Dichterbilder begründen, wie Lorbeerkranz, Schriftrolle, Buch, Leier, Kithara, Schreibinstrumente etc. Auch die Musen, die doch wohl zum Selbstverständnis des einen oder anderen Dichters gehören, scheinen etwas unterrepräsentiert zu sein. Aussehen und Habitus der Dargestellten ändern sich, kehren allerdings auch wieder. Welche Macht haben dabei die historischen Vorbilder? (H. C. Artmanns Spitzweg-Imitation, der bettlegige Dichter mit Regenschirm und Bierflasche abgebildet von Sepp Dreissinger, stellt dabei nicht den kompliziertesten Fall dar.)

Einzelne Porträts sind in der Natur situiert, Thomas Bernhard als Solipsist im Cafe Bräunerhof, Jurek Becker in einer fröhlichen Freundsrunde in einem Berliner Lokal, Elfriede Jelinek very lonley in der S-Bahn-Station Wien-Hütteldorf fotografiert von Karin Rocholl. Nicht entdeckt habe ich die Bücherwand, die sehen wir im Fernsehen. Ausnahmsweise übertreibt der Klappentext nicht, wenn er den Band ausweist als eine "Einladung zu einer Entdeckungsreise in die Literatur und Kunstgeschichte vom Mittelalter bis in die unmittelbare Gegenwart".

Originalbeitrag

Helmut Sturm
18. März 2004

 

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