• Erster Tag: Die Anreise

    Ich stehe in aller Herrgottsfruehe um vier Uhr morgens auf, um zum Flughafen in Sofia zu fahren. Von dort soll ich nach Frankfurt und dann nach Vilnius fliegen. Als mein Wecker losgeht, versuche ich das ungute Gefuehl in meinem Magen, das ich habe, weil ich noch nicht die Einzelheiten dieser Reise geplant habe und weil ich an meinem Reiseziel niemanden kenne, zu ignorieren.Wie auch immer, ich bin zu muede, um mir ernsthaft Gedanken zu machen, und irgendwie weiss ich, dass sich die Dinge von alleine regeln werden. Der Flug von Sofia nach Frankfurt scheint ziemlich normal abzulaufen – falls das bei fruehmorgendlichen Fluegen moeglich ist. weiterlesen »

  • Die Reise geht weiter!

    Einige Tage sind schon ins Land gegangen, seit unserer Rückkehr vom “Transient Spaces – The Tourist Syndrome Summer Camp” in Palanga (Litauen). Die Texte, die dort entstanden sind, werden im Laufe des Oktobers in der Reise-Rubrik des Logbuchs der Berliner Gazette veröffentlicht. Den Anfang macht Krystian Woznicki mit “Packen für Palanga”. Schaut vorbei und kommentiert!

  • Packen fuer Palanga

    Eine goldene Reisetasche matt schimmernd. Erinnerungen an meinen ersten Trip ausserhalb Europas. 1991. Indien, Thailand, Malaysia. Ein Rucksack, wenig Geld. Der schwerste Gegenstand: ein Vorhaengeschloss, das ich in Neu Dehli kaufe – fuer Gepaecksicherheit auf langen Zugstrecken. Was ist noetig, um auf Reisen zu gehen? Was muss ich von zu Hause mitnehmen? 1992. Tokio: ein Typ ohne eigene Garderobe in den Nachrichten; jedesmal wenn seine Kleider dreckig sind, schmeisst er sie weg und kauft sich neue. Der perfekte Ansatz zur leichten Mobilitaet? Wenn es so etwas gibt wie… leichte Mobilitaet. weiterlesen »

  • Vertrauen ohne Rueckhalt

    Sie fragen mich, ob es einen Zusammenhang zwischen dem Ozean und der Gemeinschaft gibt. Ich weiss es nicht. Ich persoenlich bin ein bisschen allergisch gegen fluessige Metaphern: fluessige Gesellschaften, fluessige Identitaeten, usw. Meiner Meinung nach steckt in den Rhetoriken des Fluiden eine Art schlechtes Gewissen. Dieses schlechte Gewissen zwingt uns dazu, ein soziales Modell durch Beschreibungen des Offensichtlichen zu theoritisieren. weiterlesen »

  • Globalisierungskritik, wie weiter? Antwort #89

    Der Begriff Globalisierung hat eine Tendenz zur Universalisierung von Partikulaerem, was mir den Begriff etwas suspekt macht. Globalisierungskritik existiert auf lokaler Ebene seit es Bestrebungen zur Globalisierung oder Kolonialisierung gibt. Mit der Verlegung der grossen Datenbahnen und niedrigeren Eintrittsschwellen in die Informationsgesellschaft hat sich, so meine ich, eine Globalisierungskritik herausgebildet, die erstmals – potenziell – global vernetzt ist. Erst mit dem massenmediatisierten Globalisierungsbegriff wurde die Antithese moeglich. weiterlesen »

  • Kleine Teile

    Ein ganz bescheidener Name: >little bits<. Trifft rein aeusserlich auch zu – aber es handelt sich um richtig tolle kleine Teile. Und, wenn man das mal so sagen kann, eins der absoluten Highlights unter den Projekten, die es auf der diesjaehrigen ars electronica zu sehen gab. Zu entdecken waren sie in der bereits entsprechend annoncierten Ausstellung des MIT Media Lab im Rahmen von Campus09. Das Basisprinzip von little bits sind kleine Leiterplaettchen, die vorweg bereits so weit zurechtgeloetet und mikromontiert sind, dass sie auch von Menschen ohne weitergehende Kenntnisse in Elektrotechnik und Programmierung verwendet werden koennen. weiterlesen »

  • Zur Wahl: Arschkarte fuer uns alle

    Achtung: Es wird gleich anstrengend und frustrierend und langweilig und deprimierend und grau… Willkommen in Deutschland! So titelte einst das DUMMY-Magazin. Wenn wir uns hier in zwei Jahren wieder sehen, koennte das schon bittere Realitaet sein. Danken wir den Waehlern der Christdemokraten und Liberalen. Ich habe SPD gewaehlt und muesste mich dennoch freuen ueber den Wahlsieg von Schwarz-gelb, da ich Unternehmer bin und mich nun auf Steuervereinfachungen freuen darf und vielleicht sogar eine Mehrwertsteuersenkung. Juchhu. Ich verdiene die naechsten Jahre noch mehr Geld. Und kann meine Angestellten fuer weniger als 7 Euro beschaeftigen und wenn es wieder kriselt setze ich sie halt vor die Tuer. Die FDP wird den Kuendigungsschutz schon lockern. weiterlesen »

  • Ich bin dagegen

    …denn ihr seid dafuer. Diesen Satz praegte einst die Berliner Punk-Rock Band “Die Aerzte”. Dieser Tage koennte eine deutsche Partei diesen Song als Credo fuer ihren Wahlkampf bemuehen: Die Linke. Wo Mensch hinschaut in den linken Wahlkampf: Sie wissen wogegen sie sind. “Hartz IV abwaehlen” ist da der zentrale Slogan. Doch schon zur USPD, einer Art Ur-Mutter der heutigen Linken, wusste Golo Mann: “Allein mit der Destruktiven Macht der Unzufriedenheit ist Neues noch nicht geschaffen.” Das ist immerhin fast 90 Jahre her. weiterlesen »

  • Kreativbaustelle Internet

    [Die Redaktion der Berliner Gazette fuehrt im Rahmen ihres Seminarangebots eine Umfrage unter Online-Experten durch und laesst diese ueber ihre persoenlichen Erfahrungen mit Medien sprechen.]

    Ich hatte – man mag es nicht glauben – einen phantastischen Kunstlehrer in der Oberstufe, der fuer mich viele Bruecken gebaut hat, um ein erweitertes Verstaendnis fuer die Faszination der bildenden Kunst zu erhalten. Diese Phase wurde aber abrupt am Ende meiner Schulzeit unterbrochen, weil ich Vater wurde. Da waren ploetzlich ein Haufen anderer Sachen wichtig. Mit 23 habe ich durch eine Freundin eher zufaellig motiviert mit Zeichenkursen begonnen. Dass ich mich dann auf eine Bewerbung an einer Kunstakademie eingelassen habe, war noch mal ein laengerer Weg. Ich glaube, ich war 25 bevor es losging. Erst ein Abendkurs in Maastricht (wegen dem Kind) und spaeter 3-4 Jahre in Duesseldorf. weiterlesen »

  • Globalisierungskritik, wie weiter? Antwort #88

    Wenn es um Globalisierung geht, ist das erste, woran ich denke De-Territorialisierung. Das haengt irgendwie mit den Umstaenden zusammen, unter denen ich aufgewachsen bin. Ich reiste und lebte seit der fruehen Kindheit in verschiedenen Laendern, was mir eine Art unbewusste Vorstellung davon vermittelte, dass verschiedene Realitaeten und generische Zustaende ein natuerlicher Teil des Lebens sind. Trotzdem ich den Begriff kannte, verstand ich die Ausmasse des Informationszeitalters in den Neunzigern erst vor zehn Jahren als einen klaren Durchbruch; ein Prozess der das Aufzwingen globaler Tendenzen vereinfacht, aber gleichzeitig die Staerkung kleinerer Einheiten und Einflusskreise ermoeglicht. Ein Prozess der auch voller Widersprueche und negativer Auswirkungen ist. weiterlesen »

  • Partei ohne Volk

    Die Geschichte der SPD in den letzten Jahren laesst sich hervorragend mit einem grossen, deutschen Roman vergleichen: Den Buddenbrooks von Thomas Mann. Damit meine ich jetzt nicht das hanseatische und staatstragende in diesem Machwerk. Auch das Kaufmannserbe hat da wenig drin zu suchen. Aber beide Geschichten sind Geschichten eines Niedergangs, der mit grossen Persoenlichkeiten beginnt und schliesslich mit immer kleineren verebbt. Die SPD macht dieses Jahr mit den richtigen Themen Werbung. >Damit Gesundheit kein Luxusgut wird<; Damit Bildung nicht vom Geldbeutel der Eltern abhaengt. Ja. Das ist richtig. Das ist auch gut. weiterlesen »

  • Brief an die Nixe

    Der Sommer brachte zunaechst Kuestenwetter in die Bucht. Erhellende Winde, die als Luftschlangen die Bruecken der Stadt umgarnten, sich drehten, verwehten und leise Zunge schnalzten. Unter einem Himmel, der wie eine halbwegs flache Meeresstelle das Sonnenlicht in ein helles Blau verwandelte, liessen sich bei der Reise von einer zur anderen Rheinseite schaeumende Gedanken entwickeln ueber alles was dazu gehoert zu einem Dasein als Fisch im Aquarium: die Liebe, das Lernen, die Politik, den Pop. weiterlesen »