Die Kritik an Amazon gehört zum Grundrauschen (sub-)politischer Debatten. Betrachten wir, wofür der Onlineversandhändler in der öffentlichen Wahrnehmung steht, so bleibt ein wichtiger Aspekt unterbelichtet: die laufende Expansion nach Ost- und Südosteuropa und die damit einhergehenden Konsequenzen für die arbeitenden und konsumierenden Bevölkerungen vor Ort. Die Autorin und Wissenschaftlerin Sabrina Apicella stellt im Folgenden drei Thesen vor, um die gesellschaftspolitische Bedeutung der Expansion Amazons in Osteuropa zu reflektieren. weiterlesen »
„Ich will gerade einfach nur sterben,“ sagt Quaden Bayles, der in der Schule wegen seiner Kleinwüchsigkeit gemobbt wird. Die Mutter des Neunjährigen hat seinen Todeswunsch auf Video aufgenommen, um ihrer Hilf- und Ratlosigkeit Ausdruck zu verleihen. Es ging viral. Darauf folgten Zuspruch, aber auch Hass, Häme und Gerüchte. Eine Zäsur? Wohl kaum. Kleinwüchsigkeit ist in einer Gesellschaft, die auf Ableismus gebaut ist, noch immer ein Tabu. Zeit, darüber einen offenen Dialog zu führen. Der Künstler und Wissenschaftler Tomislav Medak unternimmt eine persönliche Bestandsaufnahme. weiterlesen »
Mit einer scharfen Analyse der Gender-Debatten in Ungarn versucht die Politikwissenschaftlerin Eszter Kováts, einen kritischen Raum für Ostmitteleuropa zu schaffen – zwischen rechtem Antikolonialismus und universalisierendem Postkolonialismus. Eine Bestandsaufnahme. weiterlesen »
Den Grenzkonflikt zwischen Polen und Belarus aus einer dekolonialen Perspektive betrachtend, stellt uns die Wissenschaftlerin Kasia Narkowicz vor folgende Fragen: Ist es schlimmer, in einem kalten Wald an der Grenze zwischen zwei rechtsnationalistischen Staaten zu sterben als in den kalten Gewässern an den Grenzen liberaler Demokratien? Tut es weniger weh, seine Kinder in Westeuropa zu begraben als in Osteuropa? Ein Essay. weiterlesen »
Einfach einen eigenen Computer kaufen? Im Jugoslawien der 1980er Jahre unvorstellbar. Einen Computer aus heimlich von “Westbesuchen” mitgebrachten Teilen selbst zusammenbauen? Möglich! Die Technologieforscherin und Künstlerin Darija Medić zeigt, wie Geeks, Hacker*innen und Nerds eine Computer-DIY-Kultur prägten, die die digitale Revolution auf den Weg brachte und die trotz der “kommunistischen” Zustände niemals gänzlich frei vom Unternehmergeist des Kapitalismus geblieben ist. weiterlesen »
Die Gewalt der Kolonialität, so argumentieren Ana Vilenica und Ivana Pražić, wird von weißen Feministinnen entweder ignoriert oder nicht hinreichend verstanden – und somit reproduziert. Indem sie die toxischen Machtstrukturen der Kolonialität in Osteuropa im Allgemeinen und Serbien im Besonderen untersuchen, fordern die beiden Forscherinnen eine Dekonstruktion des weißen Feminismus und einen Kampf gegen das Weißsein als rassistische Kategorie und Baustein einer rassistischen Ordnung. weiterlesen »
Durch die Schocktherapien, die in “kommunistischen” Regimen nach 1989 zur Anwendung kamen, wurden zahllose Arbeitnehmer*innen zur Abwanderung nach Griechenland gezwungen. Hier wurden sie für die Wirtschaft des Landes unverzichtbar. Doch durch die Sparmaßnahmen der Troika, die Griechenland seit Ende der 2000er Jahre auferlegt wurden, kam es zu einer erneuten Vertreibung. Die Forscherin Tsvetelina Hristova denkt über die Folgen nach. weiterlesen »
Nach einem erfolgreichen Start geriet die Impfkampagne in Rumänien ins Stocken und Impfskeptiker*innen machten sich überall breit. Die Ursachen dafür im vermeintlichen Defizit von “Information, Bildung und Kommunikation” zu suchen, wäre nicht nur Orientalismus-konform, sondern auch falsch. Stattdessen gilt es, soziale Brüche und den ausgehöhlten Wohlfahrtsstaat ins Blickfeld zu rücken, analysiert Soziologin und Gesundheitsexpertin Sabina Stan. weiterlesen »
Die Rechnung der polnischen Regierung ist nicht ganz aufgegangen: Man wollte mit der Schließung des Grenzgebiets zu Belarus einen Ort des Schweigens errichten – die Menschenrechtsverletzungen sollten ungesehen und ungehört bleiben. Doch die Bevölkerung macht da nicht mit. Es gibt zahlreiche helfende Hände und Leute, die sich einmischen. Die Kultur-Anthropologin Maria Gutowska hat Stimmen zusammengetragen. weiterlesen »
Die Verschuldung der privaten Haushalte in Osteuropa nimmt weiter zu und ist für internationale Akteur*innen zu einer gewinnbringenden Anlageform geworden. In Ungarn etwa sind die Bedingungen für die Verschuldung ganz anders als in den stabileren Volkswirtschaften Westeuropas, und die Finanzakteur*innen können höhere und schnellere Renditen erwarten, wie Zsuzsi Pósfai in einem Interview mit Sotiris Sideris argumentiert. weiterlesen »
Die Ausgrenzung des “Ostens” war ein zentrales ideologisches Instrument des Kalten Krieges. Doch auch Jahrzehnte nach dem offiziellen Ende des Kalten Krieges bleibt “der Osten” das Andere. Diese Ausgrenzung hat nun, wie Aleksei Borisionok und Olia Sosnovskaya behaupten, einen neuen Anstrich und eine neue Stoßrichtung erhalten, die durch den Begriff “Neuer Osten” repräsentiert wird. weiterlesen »
Seit den Balkankriegen – die sowohl als Katalysator für die Formierung der EU als auch für die Entstehung von Bosnien und Herzegowina dienten – haben sich komplizierte Vorstellungen von “Grenze” und “Abgrenzung” vervielfacht. Heute definieren diese Vorstellungen nicht nur die Gebiete an den äußeren Rändern Nicht-EU-Osteuropas, sondern auch Bürger*innen und Geflüchtete. Die Aktivistin und feministische Theoretikerin hvale versucht, Strategien des Widerstands und der Emanziption zu ergründen. weiterlesen »