Archiv für die Kategorie 'Frauen & Literatur'

Kurze Erinnerung an Ingeborg Bachmann

Dienstag, 12. Juli 2016

Die österreichische Schriftstellerin Ingeborg Bachmann wurde am 25. Juni 1926 in Klagenfurt geboren. Sie starb am 17. Oktober 1973 in Rom (gelegentliches Pseudonym Ruth Keller). Sie gilt als eine der bedeutendsten deutschsprachigen Lyrikerinnen und Prosaschriftstellerinnen des 20.Jahrhunderts. Ihr zu Ehren wird seit 1977 jährlich der Ingeborg-Bachmann-Preis verliehen.

Von 1945 bis 1950 studierte sie Philosophie, Psychologie, Germanistik und Rechtswissenschaften an den Universitäten Innsbruck, Graz und Wien.
Als historischer Werdegang soll ein kurzer unvollkommener Überblick über ihr literarisches Schaffen dienen:

Die erste Veröffentlichung von ihr ist die Kurzerzählung: „Die Fähre“. (Erschienen 1946, in der Kärntner Illustrierten.)[1]
Weiters ist ihre Zeit als Hörfunkredakteurin beim Wiener Sender Rot-Weiß-Rot, (1951–1953) erwähnenswert. Sie schrieb 1952 ihr erstes Hörspiel „Ein Geschäft mit Träumen“ und verfasste elf Folgen der sehr beliebten wöchentlichen Radiofamilie und je zwei weitere mit Jörg Mauthe bzw. Peter Weiser.[2][3] 1953 las sie zum ersten Mal auf der Tagung der Gruppe 47.
Mit Hans Werner Henze entstanden ab 1955 das Hörspiel „Die Zikaden“, die Textfassung für die Ballettpantomime „Der Idiot“ und die Opernlibretti „Der Prinz von Homburg“ und „Der junge Lord“.
1956 veröffentlichte Ingeborg Bachmann ihren zweiten Gedichtband „Anrufung des Großen Bären“. Ebenfalls 1958 entstand das Hörspiel „Der gute Gott von Manhattan“, [4]
Der erste Erzählband von ihr „Das dreißigste Jahr“ erschien 1961. Dafür bekam Sie den Deutschen Kritikerpreis. Die zwei Geschichten „Ein Schritt nach Gomorrha“ und „Undine geht“ wird zu den frühesten feministischen Äußerungen der deutschsprachigen Literatur der Nachkriegszeit gezählt.[5]
Ungefähr 1965 begann Sie an der unvollendet gebliebenen Romantrilogie „Todesarten“ zu schreiben, von der sie 1971 den ersten Band „Malina“ veröffentlichte.

Sibylle Gramer schreibt: „In der Literatur von Ingeborg Bachmann sterben die Frauen am Denken, an ihrer scheinhaften Existenz als Männerphantasien, ihrer kulturellen Fremdheit und Außenseiterschaft. Sie gehen an ihrer Geschlechtsidentität zugrunde, die mehr und etwas anderes ist als die sexuelle Differenz vom Männlichen.[6]
Die österreichische Dichterin plante einen Umzug von Rom nach Wien, als sie nach einem Unfall, bei dem sie sich schwere Brandwunden zugezogen hatte, drei Wochen danach, am 17. Oktober 1973, ihren Verletzungen im San-Eugenio-Krankenhaus von Rom erlag.“

Wie genau sie sich mit den Verhältnissen in Österreich beschäftigte, geht aus einem Artikel von Ilse Leitenberger in der Tageszeitung „Die Presse“ aus dem Oktober 1973 hervor. Teile dieses Artikels wurden wortgleich zwei Jahre zuvor in „DIE ZEIT“ vom 9. April 1971 veröffentlicht, das Interview führte damals Toni Kienlechner. Leitenberger war als NSDAP-Mitglied im Zweiten Weltkrieg Redakteurin im Nachrichtenbüro des Goebbels-Ministeriums. Später avancierte sie zur Herausgeberin des Literaricum der Presse und zur stellvertretenden Chefredakteurin der Tageszeitung. Es scheint so, dass noch im Nachhinein diese Figuren, indem sie sich billige Nachrufe erlaubten, über die Antifaschistin Ingeborg Bachmann gesiegt haben. Sie schreibt: ”… ich habe schon vorher darüber nachgedacht, wo fängt der Faschismus an. Er fängt nicht an mit den ersten Bomben, die geworfen werden, … Er fängt an in Beziehungen zwischen Menschen. Der Faschismus ist das erste in der Beziehung zwischen einem Mann und einer Frau …” (GuI S. 144)

Auf die innere Auseinandersetzung – nach dem: „sozialen Befund in „Malina“ von Kienlechner befragt, antwortete Bachmann: „…, für mich wäre es wichtiger, dass beschrieben wird, wie aus dem schwarzen Markt der Nachkriegsjahre der wirkliche schwarze Markt geworden ist – der damals gar nicht so schwarz war wie der heute.Das hat natürlich nichts mit einer Analyse der Wirtschaftsstruktur zu tun, müsste sie aber auf die eine oder andere Weise treffen. Denn auf diese andere Weise trifft man die universelle Prostitution, die Prostitution des Menschen in allen Zusammenhängen und in der Arbeit …“.

Im Nachruf von Friedrich Heer über Ingeborg Bachmann in der Presse, erzählte er, dass sie ihm in Rom im Februar 1973 erzählt habe, sie möchte sich nur mehr mit österreichischen Problemen befassen, literarisch befassen, und dass es deshalb eben notwendig sei, in diese Stadt (Wien), die ihr unheimlich wär, unheimlich dem Mädchen aus Kärnten, das scheu mit seinen großen Augen die Welt sieht, wie sie ist, diese ungeheuerliche Welt. … .
Sie wurde 47 Jahre alt. Damals sah sie in der 68er Bewegung eine Weltjugend, die in Empörung und Verzweiflung aufbricht.

1. Kärntner Illustrierte: Die erste Veröffentlichung von Ingeborg Bachmann, die Kurzerzählung: „Die Fähre“.
2. Ingeborg Bachmann: Die Radiofamilie. Hrsg. Joseph McVeigh, Suhrkamp, Berlin 2011, ISBN 978-3-518-42215-1, S. 402 f.
3. Ina Hartwig: „Die Ingeborg hat ein Ei gelegt.“ Im Nachlass entdeckt: „Die Radiofamilie“. Ingeborg Bachmann überrascht als famose Unterhaltungsautorin. In: Die Zeit. Hamburg, Nr. 22, 26. Mai 2011, S. 54.
4. zum Hörspiel siehe Jean Firges: Literatur
5. Biographie auf Fembio.org
6. Gramer Sibylle, Von weiblicher Autorschaft zu feministischer Literatur.. Das Beispiel Österreichischer Autorinnen. Erschienen in „Literarische Moderne, Europäische Literatur im 19. Und 20. Jahrhundert. Rowohlt, 1995. Herausgegeben von Burghard König.

Ingeborg Bachmann – Biographie auf Wikipedia
Ilse Leitenenberger – Biographie

VERB(R)ANNT

Dienstag, 6. Mai 2014

BÜCHERVERBRENNUNG UND EXIL

„Jede Erinnerung ist eine Wiedergeburt.“, schrieb Bettina von Armin – auch abseits „runder“ Gedenkjahre.

In der Nacht des 10. Mai 1933 brennen im Deutschen Reich die Bücherscheiterhaufen. Sie sind das Fanal, das viele AutorInnen ins Exil und häufig auch in die Vergessenheit treibt. Eine Würdigung dreier dieser verfemten Autorinnen von Petra Öllinger.

Insgesamt finden im Laufe des Jahres 1933 über neunzig Bücherverbrennungen statt. Etwa 2500 SchriftstellerInnen und PublizistInnen verlassen das nationalsozialistische Deutschland. Grundlage für die Auswahl der zu verbrennenden Bücher bilden die „Schwarzen Listen“ des Bibliothekars Wolfgang Herrmann. Bereits in den ersten, später immer wieder erweiterten Fassungen, sind viele prominente Namen zu finden. Im Laufe der Zeit werden die Zusammenstellungen zu einem „Who is Who“ der deutschen und österreichischen Literatur und Wissenschaft. Wer nicht rechtzeitig flieht, sieht sich mit einem Maßnahmenkatalog konfrontiert, der vom Schreibverbot bis zum KZ und zur physischen Auslöschung durch die NationalsozialistInnen reicht.

Kurz nach dem „Anschluss“ ans „Altreich“ am Vorabend des 1. Mai 1938 findet am Residenzplatz in der Salzburger Altstadt die einzige offizielle nationalsozialistische Bücherverbrennung in Österreich, der damaligen Ostmark, statt. Dabei kann auf die vom Austrofaschismus geleistete Vorarbeit aufgebaut werden: Bereits 1934 wurde in Volks- und Arbeiterbüchereien die „unerwünschte“ Literatur ausgesondert, Anders als bei den Bücherverbrennungen im Deutschen Reich legen die Verantwortlichen in Salzburg den Schwerpunkt nicht nur auf die Vernichtung der Literatur linker, pazifistischer und jüdischer AutorInnen. Ihr Augenmerk gilt auch der Auslöschung des Schrifttums aus dem katholischen, austrofaschistischen und legitimistischen Bereich.

Viele der von Verfolgung und Exil betroffen AutorInnen sind bis heute aus dem Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit verschwunden. Beispielhaft für jene Literatinnen, die Verfolgung und Emigration nicht überlebt haben oder einfach vergessen wurden, sollen hier die drei Autorinnen Maria Leitner, Lili Grün und Grete Weiskopf stehen.

Maria Leitner

Portraitfoto von Maria Leitner

Maria Leitner 1892-1942

Leitner wird 1889 in einer deutschsprachigen Familie in Varaždin geboren und wächst in Budapest auf. Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Ende der Ungarischen Räterepublik emigriert sie über Wien nach Berlin. Ab 1925 durchquert Maria Leitner drei Jahre lang den amerikanischen Kontinent. Bei ihrer literarischen Arbeit verlässt sie sich nicht auf den Blick von außen. Sie sammelt vielmehr in den unterschiedlichsten beruflichen Tätigkeiten, beispielsweise als Dienstmädchen und Zigarettendreherin Erfahrungen, die in ihre Schriften einfließt. 1930 veröffentlicht sie den sozialkritischen Roman „Hotel Amerika“. Zwei Jahre später folgt unter dem Titel „Eine Frau reist durch die Welt“ eine Sammlung mit Sozialreportagen. Auf der „Schwarzen Liste“ der NationalsozialistInnen befindlich, muss sie 1933 untertauchen und kommt als Emigrantin über Prag nach Paris. In den Jahren danach kehrt sie vorübergehend inkognito nach Deutschland zurück und berichtet, wie sich das Land zum Krieg rüstet. 1940, nach dem Einmarsch deutscher Truppen in Paris, wird sie von den französischen Behörden im Lager Camp de Gurs interniert. Ihr gelingt die Flucht nach Marseille, wo sie in extrem ärmlichen Verhältnissen im Untergrund lebt. Ihre Versuche, ein Visum für die Vereinigten Staaten zu erlangen, scheitern. Im Frühjahr 1942 wird sie ein letztes Mal, verzweifelt und krank, in Marseille gesehen. Danach verliert sich ihre Spur. Erst 2009/2010 werden behördliche Dokumente gefunden, die ihren Tod infolge völliger Erschöpfung auf den 14. März 1942 datieren.

Elisabeth („Lili“) Grün

Bis zum überraschenden Tod ihrer Mutter 1915, sie ist zu diesem Zeitpunkt elf Jahre alt, erlebt Lili Grün eine glückliche und behütete Kindheit in Wien. In ihrem zweiten Roman „Loni in der Kleinstadt“ vermittelt sie den LeserInnen einen Einblick in die für sie schwierige Zeit danach. Ende der 1920er Jahre geht sie auf der Suche nach einer Fixanstellung am Theater nach Berlin. Die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise sind auch im Deutschen Reich stark spürbar. Um überleben zu können, arbeitet sie in einer Konditorei als Verkäuferin und Küchenhilfe. Langsam stellen sich die ersten literarischen Erfolge ein. Gedichte und Kurzgeschichten werden im „Berliner Tageblatt“, im Berliner Magazin „Tempo“ und im „Prager Tagblatt“ abgedruckt. Im Roman „Herz über Bord“, erschienen 1933, verarbeitet sie ihre Berliner Erfahrungen. Noch im selben Jahr geht sie mit ihrem Lebensgefährten, dem Schriftsteller, Journalist und Kabarettautor Ernst Spitz, nach Prag, später nach Paris. Anfang 1935 zwingen sie ihr schlechter Gesundheitszustand und die ständigen Geldsorgen zur Rückkehr nach Wien. Ihr letzter Roman wird unter dem Titel „Junge Bürokraft übernimmt auch andere Arbeit“ zwischen Dezember 1936 und Januar 1937 in 37 Fortsetzungen im „Wiener Tag“ veröffentlicht. Spitz wird 1940 im KZ Buchenwald „auf der Flucht erschossen“. Verarmt und lungenkrank bietet sich für Lilly Grün keine Möglichkeit auf Emigration. Sie wird am 27. Mai 1942 deportiert und am 1. Juni 1942 im weißrussischen Vernichtungslager Maly Trostinec ermordet. Hilde Spiel wird über sie Jahrzehnte später schreiben: „… ein rührendes Mädchen, das mit seinem zarten Roman ‚Herz über Bord‘ zum ersten Mal in dem fatalen Jahr 1933 hervortrat. Ihre Lebensgeschichte bliebe im Dunkeln, und sie wäre vom Erdboden weggewischt, als hätte es sie nie gegeben, würde ihrer hier nicht Erwähnung getan.“

Grete Weiskopf

1905 in Salzburg als Margarete Bernheim geboren, verlässt sie früh ihr Elternhaus und arbeitet als Übersetzerin. Mitte der 1920er Jahre folgt sie ihrer Schwester nach Berlin. Den Lebensunterhalt verdient sie sich als Stenotypistin, Buchhändlerin und Journalistin. Im legendären Malik-Verlag ihres Schwagers Wieland Herzfelde – benannt nach einem Roman von Else Lasker-Schüler – veröffentlicht sie 1931 unter dem Pseudonym Alex Wedding ihren Debütroman „Ede und Unku“. Der Roman beruht auf den Erlebnissen des Sinti-Mädchens Erna Lauenburger und schildert die Freundschaft zweier Kinder im Berlin der Weimarer Republik. Eine Geschichte über Solidarität, die Infragestellung konservativ-autoritärer Familienverhältnisse und über Mädchen, die sich durchzusetzen verstehen. Erna Lauenberger, das Vorbild der Romanfigur, wird 1943 als „Zigeunermischling“ nach Auschwitz deportiert und ermordet. Von allen elf im Buch namentlich erwähnten Sinti-Kindern überlebt nur eines die Jahre bis 1945.

Grete Weiskopf betont in ihrem Schaffen die Verantwortung der AutorInnen für die nachfolgenden Generationen. „Angesichts unserer vom Kriege bedrohten Welt, angesichts der Todesgefahr, die über unseren Kindern schwebt, haben wir, die wir mit dem künstlerischen Wort Denken und Fühlen von Millionen beeinflussen können, eine besonders große Verantwortung. Es gilt, um eine Ordnung des Friedens und der Menschlichkeit zu kämpfen. In Wort und Tat. Auch mit humanistischen, künstlerisch wertvollen Kinderbüchern.“ Die Autorin ist 28, als ihr zwei Jahre zuvor erschienener Erstling im Zuge der Bücherverbrennungen, neben den Werken von mehr als hundert anderen AutorInnen in Flammen aufgeht. Da hat sie das Land bereits verlassen: Nach dem Reichstagsbrand Ende Februar 1933, flüchtet sie mit ihrem Mann, dem Schriftsteller Franz Carl Weiskopf, nach Prag. Als die Deutsche Wehrmacht im März 1939 die Hauptstadt des Tschechoslowakischen Republik besetzt, führt sie die gemeinsame Flucht weiter nach Frankreich. Wenige Monate später, die beiden befinden sich anlässlich eines Schriftstellerkongresses in den USA, beginnt mit dem deutschen Überfall auf Polen am 1. September 1939 der 2. Weltkrieg. An eine Heimkehr nach Europa ist vorerst nicht mehr zu denken. Nach dem Ende des Krieges kehrt das Ehepaar nach Prag zurück. Die Erkenntnis, dass es nach den Jahren des Faschismus unmöglich ist, als deutschsprachige Schriftstellerin in der Tschechoslowakei zu wirken, ist einer der Gründe, der sie 1953 nach Ost-Berlin führt. Bis zu ihrem Tod 1966 bleibt sie ihrem Metier treu und schreibt eine Vielzahl von Kinder- und Jugendbüchern.

Petra Öllinger ist Autorin und Psychologin und führt eine virtuelle Bibliothek u. a. zum Thema „Exilliteratur“:

Der Beitrag „verb(r)annt“ wurde im Mai 2014 in an.schläge – Das feministische Magazin erstveröffentlicht.

Literaturhinweise

Maria Leitner

  • Leitner, Maria: Reportagen aus Amerika. Eine Frauenreise durch die Welt der Arbeit in den 1920er Jahren. Promedia Verlag, Wien. 256 Seiten. 24.- €
  • Leitner, Maria: Mädchen mit drei Namen. Reportagen aus Deutschland und ein Berliner Roman 1928-1933. AvivA Verlag, Berlin. 220 Seiten. 15, 90 €
  • Leitner, Maria: Hotel Amerika. Ein Reportage-Roman. Edition Mokka, Wien. 285 Seiten. 19.50 €
    Leitner, Maria: Eine Frau reist durch die Welt. Severus Verlag, Hamburg. 200 Seiten. Paperback 24,50 Euro / gebunden 34,90 €
  • Julia Killet, Helga W. Schwarz (Hrsg.): Maria Leitner oder: Im Sturm der Zeit. Karl Dietz Verlag, Berlin 2013, 144 Seiten, 9,90 €

Lili Grün

  • Grün, Lili: Alles ist Jazz. Hrsg. Anke Heimberg. AvivA Verlag, Berlin, 2009, 216 S., 18,- €
  • Grün, Lilo: Alles ist Jazz, Hörbuch. Sprecherin Katharina Straßer. Mono Verlag, Wien, 2011, 12,90 €
  • Grün, Lili: Zum Theater! Hrsg. Anke Heimberg. AvivA Verlag, Berlin, 2011, 215 Seiten, 18,00 €. Orig.-Ausg. 1935 u.d.T.: Loni in der Kleinstadt.
  • Grün, Lili: Mädchenhimmel! Gedichte und Geschichten. Gesammelt, hrsg., kommentiert und mit einem Nachwort von Anke Heimberg. AvivA-Verlag, Berlin, 2014, 118 S., 18,00 €

Alex Wedding

  • Alex Weddings Bücher sind zurzeit alle vergriffen. Viele ihrer Romane können allerdings über das Antiquariat bezogen werden.
  • Bildquelle: Elisabeth, ein Hitlermädchen – Erzählende Prosa, Reportagen und Berichte, Aufbau Berlin, 1985. Urheberin Schwarz, Helga. Creative Commons CC-BY-SA-3.0

    Veza Canetti

    Dienstag, 19. November 2013

    Im 21. Teil des Literaturquizes wurde nach Veza Canetti gesucht. Im Rahmen dieses literarischen Rätsels finden Sie ausführliche Infos über die Autorin.

    Die Fragen und Antworten

    • Welchen Namen trägt die Autorin vor ihrer Heirat? Veza Canetti, geb. Venetiana Taubner-Calderon
    • Nennen Sie zwei ihrer Pseudonyme: Veza Magd, Martha Murner, Veronika Knecht, …
    • Wie heißt ihr 1992 im Schauspielhaus Zürich uraufgeführtes Stück? Der Oger
    • Wie lautet der Titel des 2. Bandes der Biografie ihres Mannes? Die Fackel im Ohr

    Falls die Informationen, die wir für Sie über Veza Canetti im „Duftenden Doppelpunkt“ zusammengetragen haben, nicht ausreichen, sind Sie eingeladen, in folgenden Sites zu blättern:

    Alle bisherigen literarischen Rätsel und die das Quiz begleitenden Beiträge können Sie auf der Seite „Literaturquiz zur Bücherverbrennung 1933“ nachlesen.

    Das nächste Quiz veröffentlichen wir am Mittwoch, dem 20. November 2013. Zur Beantwortung der Fragen haben Sie bis Dienstag, dem 03. Dezember 2013 um 12:00 Uhr Zeit.

    ***

    Die Preise und ihre GewinnerInnen

    Veza Canetti: Der Oger aus dem Fischer Taschenbuch Verlag geht an Karin Z. in Chur.

    Buchcover Veza Canetti Der Oger „Das Drama einer Ehehölle: Erst raubt Iger seiner jungen Frau ihr Vermögen, dann treibt er sie in den Wahnsinn. Aus dem angesehenen Bürger wird ein Menschenfresser, ein ‚Oger‘.
    Veza Canettis Stück ist, ähnlich wie Ödön von Horvaths ‚Geschichten aus dem Wienerwald‘, eine bitterböse Milieustudie aus dem Wiener Kleinbürgertum. Über die Urauffühung am Zürcher Schauspielhaus fast sechzig Jahre nach seiner Niederschrift schrieb ‚Die Zeit‘: ‚Unmöglich, die vielen Gehässigkeiten, Sarkasmen, witzigen Dialoge zu beschreiben, die Veza Canetti auf knappem Raum entfaltet.‘“

    Via Fischer Taschenbuch Verlag

    Barbara Weidle und Ursula Seeber (Hg.): Anna Mahler. Ich bin in mir selbst zu Hause aus dem Weidle Verlag geht an Gaby Sch. in Coburg.

    Buchcover Anna Mahler. Ich bin in mir selbst zu Hause Anna Mahler war eine äußerst starke Persönlichkeit, sie faszinierte ihre Zeitgenossen durch ihre Schönheit und ihre Klugheit: Elias Canetti hat ihr im ‚Augenspiel‘ ein eindrucksvolles literarisches Denkmal gesetzt.

    Das Buch, das anläßlich ihres 100. Geburtstags im Juni 2004 in Zusammenarbeit mit dem Literaturhaus Wien erscheint, basiert auf internationalen Recherchen und stellt bisher unveröffentlichtes Bild- und Textmaterial vor. Es präsentiert die Grenzgängerin zwischen Kunst, Musik und Literatur in wichtigen Facetten.

    Via Weidle Verlag

    Christoph W. Bauer: Die zweite Fremde. 10 jüdische Lebensbilder aus dem Haymon Verlag geht an Claudia W. in Wattens

    Buchcover Christoph Bauer Die zweite Fremde „Zehn Menschen, die in den Märztagen 1938 aus Innsbruck und Wien fliehen mussten, die aus ihrer Kindheit vertrieben wurden, aus einem Leben, für das sie Träume und Pläne hatten. Um in ihren Fluchtländern England und Israel Fuß zu fassen, galt es, ihre Muttersprache zu verdrängen, auch zu verheimlichen, denn Deutsch war die Sprache der Täter. So wurde ihnen die Fremde zur neuen Heimat, die alte Heimat zur zweiten Fremde.

    Christoph W. Bauer ist ihren Lebenswegen bis in die Gegenwart herauf nachgegangen. Ausgehend von seinen Begegnungen und Gesprächen in England und Israel sind zehn Porträts entstanden, die zu einer Geschichte über Heimat, Entfremdung und Erinnerung zusammenfinden. In bewegenden Bildern erzählen sie von Abschied und Flucht, aber auch vom Leben danach und dem Blick aus der Ferne auf die ehemalige Heimat. Dabei lässt Bauer die Vertriebenen selbst zu Wort kommen, authentisch, ganz im Jetzt verwurzelt – so ist es eine Reise nicht nur in die Vergangenheit, sondern vor allem auch durch die Gegenwart.“

    Via Haymon Verlag

    Götz Wienold: Planet Grynszpan. Mit einem Essay Herschel Grynszpan – eine andere Sicht aus dem Passagen Verlag geht an Heidi W. in Bozen.

    Buchcover Goetz Wienold Planet Grynszpan „Herschel Grynszpan, Attentäter von Paris, den Nazis willkommener Vorwand für die Pogrome an deutschen Juden im November 1938 als zentrale Figur eines zeitgeschichtlichen Stücks. Statt einer geschlossenen Sicht von Ereignissen bietet es drei unterschiedliche Versionen: Tötete Grynszpan, um die Welt aufzurütteln? Stand das Opfer, ein deutscher Diplomat, in homosexuellen Beziehungen zu ihm und zahlte nicht? Oder – eine wenig verfolgte, doch nicht unwahrscheinliche Hypothese – wurde Grynszpan von Heydrich und dem SD angestiftet, damit der lange vorausgedachte Terror gegen die Juden in Gang gesetzt werden konnte? Die dramatische Figur Grynszpan erscheint weder als „Guter“, noch als „Böser“, noch in tragischem Zwiespalt. Unbestimmt und unbestimmbar steht er zwischen den drei Blicken auf Attentat und Folgen. Herschel Grynszpan, ein anstößiger Planet mit historischer Wirkung – eine große Rolle.“

    Via Passagen Verlag

    Peter Berczeller: Der kleine weisse Mantel aus dem Metro Verlag geht an Jürgen C.

    Buchcover Peter Berczeller Der kleine weisse Mantel „Seine Liebesaffäre mit der Medizin begann im Alter von drei Jahren, als der in Wien geborene Peter Berczeller seinen Vater bei Hausbesuchen auf dem Land begleiten durfte. Der Arzt-Beruf des Vaters sollte auch seine Berufung sein. Aber nicht in seiner Heimat, sondern erzwungenermaßen in den USA … Peter Berczeller ist es gelungen, die beiden Erzählstränge – Geschichte der Emigration und Geschichte einer beruflichen Entwicklung – auf wunderbare Weise zu verflechten. Im Vordergrund steht über allem die Frage: Der Holocaust ist durch die intensive Bearbeitung des Themas für uns alle „verstehbar“ geworden – was aber ist mit den Leuten passiert, die nicht umgekommen sind? Peter Berczeller rettete und rettet Leben und schrieb darüber dieses Buch.“

    Via Metro Verlag

    Leontina Arditti: An meinem Ende steht mein Anfang. Ein jüdisches Leben in Bulgarien aus dem Milena Verlag geht an Joachim S. in Kiel.

    Buchcover Leontina Arditti An meinem Ende steht mein Anfang „Leontina Arditti wurde 1929 in Sofia geboren. Ihre Autobiographie, die hiermit in deutscher Sprache vorliegt, erschien erstmals 1995 in dem bulgarischen Verlag Schalom.
    Es ist die Geschichte ihrer Mädchenzeit und Jugend in der Zeit des Holocaust, die sie – aus der Perspektive des Mädchens – ausgesprochen plastisch, farbenreich und gefühlvoll erzählt.

    Die Geschehnisse dieser Zeit und das Schicksal ihrer sowie vieler anderer jüdischer Familien in Bulgarien ist mittel- und westeuropäischen LeserInnen bislang noch weitgehend unbekannt. Eindrucksvoll schildert Arditti aus ihren Erinnerungen, wie die Rettung von 50.000 Jüdinnen und Juden während des 2. Weltkrieges möglich war.“

    Via Milena Verlag

    Veza Canetti: Geduld bringt Rosen. Erzählungen und Stücke aus dem Fischer Taschenbuch Verlag geht an Christine P.

    Veza Canetti: Geduld bringt Rosen „Wie in ihrem Roman ‚Die gelbe Straße‘ sind es auch hier wieder die namenlosen und übersehenen Menschen, denen Veza Canettis genaue und zärtliche Aufmerksamkeit gilt. In ihren lakonischen Erzählungen und Stücken, darunter die letzten Manuskriptfunde aus dem Nachlass, schildert sie die Schicksale dieser Menschen im Wien der 30er Jahre – einfühlsam, witzig und unsentimental.

    Der Band vereinigt zwei im Hanser Verlag ursprünglich einzeln erschienene Titel, den Erzählungsband ‚Geduld bringt Rosen« und den Band ‚Der Fund‘, der Erzählungen und kurze Theaterstücke versammelt.“

    Via Fischer Taschenbuch Verlag

    Veza Canetti: Die Schildkröten aus dem Fischer Taschenbuch Verlag geht an Susanne M. in Wien

    Buchcover Veza Canetti Die Schildkroeten. Fischer Tasschenbuch „Dr. Andreas Kain, ein stiller jüdischer Gelehrter, lebt mit seiner Frau in einer Villa am Rande von Wien. Als die Nazis Österreich besetzen, planen die Eheleute, mit einem heimlich gekauften Flugzeug zu fliehen.

    Veza Canettis Roman entstand kurz nach ihrer Flucht mit Elias Canetti nach England im Jahr 1938 – ein schockierendes und berührendes Zeugnis menschlicher Würde in einer Zeit allgegenwärtiger Niedertracht.“

    Via Fischer Taschenbuch Verlag

    Mela Hartwig

    Dienstag, 5. November 2013

    Im 20. Teil unseres Literaturquizes wurde nach Mela Hartwig gesucht. Im Rahmen dieses literarischen Rätsels finden Sie ausführliche Infos über die Autorin.

    Die Fragen und Antworten

    • Unter welchem Namen veröffentlicht die Autorin zeitlebens ihre literarischen Werke? Mela Hartwig
    • Wie lautet der Titel ihrer 1928 im Zsolnay Verlag veröffentlichten Novellensammlung? Ekstasen
    • Welchen ihrer Romane wollte Metro-Goldwyn-Mayer mit Greta Garbo verfilmen? Das Weib ist ein Nichts

    Falls die Informationen, die wir für Sie über Mela Hartwig im „Duftenden Doppelpunkt“ zusammengetragen haben, nicht ausreichen, sind Sie eingeladen, in folgenden Sites zu blättern:

    Erinnerung: Wenn Sie an die jeweils aktuelle Quizrunde erinnert werden möchten, senden Sie bitte einfach ein leeres Mail mit dem Betreff „Literaturquiz Erinnerung“ an das Literaturblog Duftenden Doppelpunkt.

    Alle bisherigen literarischen Rätsel und die das Quiz begleitenden Beiträge können Sie auf der Seite „Literaturquiz zur Bücherverbrennung 1933“ nachlesen.

    Das nächste Quiz veröffentlichen wir am Mittwoch, dem 06. November 2013. Zur Beantwortung der Fragen haben Sie bis Dienstag, dem 19. November 2013 um 12:00 Uhr Zeit.

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    Die Preise und ihre GewinnerInnen

    Julius H. Schoeps / Werner Tress: Orte der Bücherverbrennungen in Deutschland 1933 aus dem Olms Verlag geht an Gisela H. in Graz

    Buchcover Orte der Bücherverbrennungen in Deutschland 1933 aus dem Olms Verlag „Die Bücherverbrennungen von 1933 werden erstmals in ihrer deutschlandweiten Dimension dokumentiert. Die Autoren des Bandes haben durch Einzeluntersuchungen zu 62 Städten dazu beigetragen, 94 heute nachweisbare Bücherverbrennungen aufzuarbeiten.
    Während die Bücherverbrennungen bisher als eine vorübergehende, auf den Mai 1933 beschränkte und von Studenten organisierte Aktion eingeordnet wurden, ergibt sich nun ein gänzlich neues Bild des Gesamtphänomens. So kann gezeigt werden, dass bereits ab März 1933, also schon vor dem 10. Mai, zahlreiche Autodafés stattfanden. Bis in den Oktober 1933 hinein brannten in Deutschland die Scheiterhaufen. Es handelte sich dabei nicht nur um temporäre Massenevents, sondern um das Resultat dessen, was sich in den Wochen und Monaten zuvor landesweit zugetragen hatte: Plünderungen oppositioneller Parteigebäude, Razzien und Verhaftungen in Privatwohnungen, Säuberungen von Leihbüchereien und Buchhandlungen. Es folgte die Vertreibung der kulturellen und wissenschaftlichen Exzellenz aus Deutschland.“

    Via Olms Verlag

    Jakob Wassermann: Die Gefangenen auf der Plassenburg aus dem Kleebaum Verlag geht an Alexandra E. in Wuppertal

    Buchcover Die Gefangenen auf der Plassenburg von Jakob Wassermann Die Erzählung „Die Gefangenen auf der Plassenburg“ gehört zu Wassermanns frühen Meisternovellen. „Nach der Bücherverbrennung 1933 in Deutschland wurden seine Bücher verboten, obwohl er bis dahin einer der meistgelesenen Autoren gewesen war. Das bedeutete für ihn nicht nur den materiellen Ruin, sondern vor allem den Zusammenbruch seiner lebenslang gehegten Hoffnungen, durch sein Werk mithelfen zu können, eine Welt des Friedens ohne nationale Spannungen und ohne Rassenhass aufzubauen. Nach einer glänzenden Karriere starb Wassermann am 1. Januar 1934 im Alter von 60 Jahren in Altaussee, verarmt und psychisch gebrochen.“

    Via Wikipedia

    Joseph Berlinger: Hoffnung Havanna. Die Odyssee des Regensburger Kunstradfahrers Simon Oberdorfer aus dem LOHRBär Verlag geht an Dagmar W. in Wien

    Hörbuch-Cover Joseph Berlinger,  Hoffnung Havanna aus dem LOHRBär Verlag „Joseph Berlinger zeichnet in seinem Feature die dramatische Lebensgeschichte des Regensburgers Simon Oberdorfer nach. Eine Geschichte, die tragisch endete: Oberdorfer wurde 1943 im Vernichtunglager Sobibor von den Nazis ermordet.

    Dabei begann alles so euphorisch: Der Velodromgründer, Kunstradfahrer und Varieté-Direktor verpasste seinem Regensburg eine Frischzellenkur. In Oberdorfers architektonisch reizvoller Stadthalle gab es Zirkus und Tanz, Politik und Propaganda, Kunst und Kommerz, Show und Geschäft…“

    Via LOHRbBär Verlag

    Das Brennglas von Otto Rosenberg. Aufgezeichnet von Ulrich Enzenberger aus dem Verlag Klaus Wagenbach geht an Traude P. in Aldrans

    Otto Rosenberg Das Brennglas aus dem Verlag Wagenbach „Otto Rosenberg hat erst nach fünfzig Jahren die Kraft für dieses Buch gefunden. Ein überlebender deutscher Sinto erzählt von seinen Erinnerungen. Er klagt nicht an, rechnet nicht auf. Er berichtet, wie es gewesen ist.
    Vorher waren Sinti und Roma eingebunden in das Berliner Stadtleben. Otto Rosenberg erzählt unbeschwerte Szenen aus seiner Kindheit in der Zeit vor der nationalsozialistischen Gesellschaftszersetzung. Er schildert in schlichten Worten, wie sich die braune Wolke erst nach und nach in das Alltagsleben der deutschen Sinti und Roma schob. 1936 wurde der neunjährige Otto Rosenberg als Mensch »artfremden Blutes« mit seiner Familie ins »Zigeunerlager« Marzahn zwangsumgesiedelt, dort von NS- »Rassenforschern« untersucht und 1943 nach Auschwitz deportiert., wo ein Großteil seiner Familie ermordet wurde. Rosenberg selbst kam dann nach Buchenwald, Dora und Bergen- Belsen – und überlebte. Vom Weiterleben in Deutschland berichtet Rosenberg erschütternd, einprägsam und lakonisch.“

    Via Verlag Klaus Wagenbach

    Yair Auron: Der Schmerz des Wissens. Die Holocaust- und Genozid-Problematik im Unterricht aus der Edition AV geht an Liselotte J. in Bargteheide

    Buchcover Auron_der_Schmerz_des_wissens „Die Verletzung der Menschenrechte und Gleichgültigkeit angesichts des Leids anderer gefährdet die menschliche Gesellschaft. Der Holocaust ist der extremste Fall einer solchen Verletzung und zweifelsohne das äußerste moralische Versagen, das die Menschheit sich hat zu Schulden kommen lassen. Eine Auseinandersetzung sowohl mit dem Holocaust im Besonderen als auch mit Genozid im Allgemeinen dürfte wohl zum Verständnis der Wichtigkeit humanistischer und demokratischer Werte überhaupt beitragen. Sie könnte auch das Rüstzeug liefern, das wir dazu brauchen, moralisch zu urteilen. Deshalb sind Holocaust- und Genozidstudien zu einem festen Bestandteil der Lehrpläne in Schulen in Amerika und anderen Ländern geworden. Dieses Buch fragt danach, wie die moralischen Lehren, die sich aus derartigen historischen Vorkommnissen ergeben, in Schulen am besten vermittelt werden können.“

    Via Edition AV

    Ilka von Zeppelin: Dieses Gefühl, daß etwas nicht stimmte. Eine Kindheit zwischen 1940 und 1948 aus dem Wagenbach Verlag geht an Monika V. in Wien

    Buchcover Ilka von Zeppelin Dieses Gefühl, dass etwas nicht stimmt „Erlebnisse der Jahre 1940 bis 1948: der Krieg in Berlin und der scheinbare Friede in einem kleinen fränkischen Dorf, gesehen mit den Augen eines Kindes. Vieles kann das Mädchen nicht verstehen, aber es fühlt, dass etwas nicht stimmt.

    Ilka von Zeppelin beschreibt aus dem Blickwinkel des zu Beginn vier- und am Ende zwölfjährigen Kindes die widersprüchlichen Erfahrungen der Nazizeit. Diese Perspektive ist es vor allem, die diese Erinnerungen von anderen unterscheidet und ihnen eine unmittelbare, unvermittelte erzählerische Kraft gibt.“

    Via Wagenbach Verlag

    5 Bändchen (Heinrich Heine, Magnus Hirschfeld, Alfred Dreyfus,Selma Stern und Die Privatsynagoge „Beth Zion“) aus der Reihe „Jüdische Miniaturen“ aus dem Verlag Hentrich & Hentrich, gehen an Elvira E.-H. in Nürnberg.

    Buchcover Jüdische Miniaturen Heinrich Heine „Es handelt sich erklärtermaßen um Miniaturen, essayistisch und feuilletonistisch im Stil, angereichert durch jeweils zahreiche Abbildungen, Momentaufnahmen aus dem großen Fundus der deutsch-jüdischen Beziehungsgeschichte. Nicht unerwähnt bleiben sollte ein eher banaler, gleichwohl praktischer Hinweis – die Miniaturen lassen sich allesamt in einem Zug herunterlesen.

    Zu empfehlen ist diese griffige Reihe zu einem günstigen Preis besonders einem jüngeren Lesepublikum. Und Lehrern mag die Kektüre in Zeiten wenig ausgeprägter Leseneugier als Unterrichtsmaterial ans Herz gelegt sein.“

    Via Jüdische Allgemeine.

    80 Jahre Bücherverbrennung – Literaturquiz Teil 20

    Mittwoch, 23. Oktober 2013

    Die Quizfragen

    • Unter welchem Namen veröffentlicht die Autorin zeitlebens ihre literarischen Werke?
    • Wie lautet der Titel ihrer 1928 im Zsolnay Verlag veröffentlichten Novellensammlung?
    • Welchen ihrer Romane wollte Metro-Goldwyn-Mayer mit Greta Garbo verfilmen?

    Antworten bitte bis zum 05. November 2013 um 12:00 Uhr an: Literaturblog Duftender Doppelpunkt oder über das Kontaktformular.

    Erinnerung: Wenn Sie an die jeweils aktuelle Quizrunde erinnert werden möchten, senden Sie bitte einfach ein leeres Mail mit dem Betreff „Literaturquiz Erinnerung“ an das Literaturblog Duftenden Doppelpunkt oder via Kontaktformular.

    Einen Gesamtüberblick über alle bisher veröffentlichten literarischen Rätsel können Sie sich auf der Seite „Literaturquiz zur Bücherverbrennung 1933″ verschaffen.

    Dank der großzügigen Buchspenden von über 50 Verlagen gibt es auch in dieser Quizrunde einige Bücher zu gewinnen!

    ***

    Das literarische Rätsel

    Sie wird 1893 in Wien als Melanie Herzl, Tochter des Kulturphilosophen und Publizisten Theodor Herzl geboren. Zwei Jahre später konvertiert dieser vom Judentum zum Katholizismus. Er ändert zugleich seinen Namen und vollzieht damit auch eine Abgrenzung von seinem Namensvetter, dem Begründer des modernen politischen Zionismus.

    Zwei seiner Publikationen, „Soziologie und Sozialismus“ und „Der Faschismus in Deutschland“, werden 1938 in die „Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums“ aufgenommen.

    Nach der Scheidung der Eltern wächst Mela(nie) gemeinsam mit ihrer Schwester Greta beim Vater auf.

    Sie maturiert und absolviert nach einem abgebrochenen Psychologiestudium eine Gesangs- und Schauspielausbildung am Wiener Konservatorium. Zwischen 1917 und 1921 arbeitet sie an einer Reihe von österreichischen Bühnen und wird Mitglied des Ensembles des Berliner Schillertheaters.

    Anfang der 20er Jahre heiratet sie den Rechtsanwalt Robert Spira und zieht mit ihm nach Gösting, einen damaligen Vorort der steirischen Landeshauptstadt Graz.

    1927 wird ihre Novelle „Das Verbrechen“ im Rahmen eines Wettbewerbs der Zeitschrift „Die literarische Welt“ prämiert. Es ist Alfred Döblin, der als Jurymitglied die Autorin für die Auszeichnung vorschlägt. Was ihm trotz seiner guten Kontakte nicht gelingt, ermöglicht Stefan Zweig. Er vermittelt die Autorin an einen Verlag. In der 1928 im Paul Zsolnay Verlag veröffentlichten Novellensammlung schreibt sie über Frauen in Extremsituationen und scheut dabei auch nicht vor Tabuthemen wie Vergewaltigung, Abtreibung und Inzest zurück. Die Reaktionen auf ihre Premiere am Buchmarkt fallen sehr unterschiedlich aus.

    So heißt es in der „Prager Presse“: „Dieses Buch einer Frau ist unsentimental, ethisch fundiert und mutig in der Problemstellung, die Sprache der Erzählerin prägnant und plastisch. Ein erregendes Werk, gelegentlich durch Intellektualität allzu beschwert, jedenfalls ein respektables, unmodisches Debüt.“

    In der Zeitschrift „Die schöne Literatur“ wiederum wird das Buch als „scheußliche Wunsch- und Wahn-Erotika eines durch Psychoanalyse verjauchten Gehirns“ diskreditiert.

    Auch mit ihrem ersten, 1929 ebenfalls bei Zsolnay veröffentlichten Roman „Das Weib ist ein Nichts“ erregt sie einiges Aufsehen. Das Buch setzt sich in einer Form mit den herrschenden Geschlechterstereotypen und Machtverhältnissen auseinander, die bei vielen RezensentInnen auf Ablehnung stoßen.

    Aufgrund der politischen Entwicklung und der damit einhergehenden Veränderungen der Lesegewohnheiten wird der Roman „Bin ich ein überflüssiger Mensch?“ wie auch weitere Manuskripte der Autorin im Zsolnay Verlag nicht mehr veröffentlicht. Begründet wird die Ablehnung unter anderem folgendermaßen: „Sie wissen, sehr verehrte gnädige Frau, dass das Weltbild des deutschen Lesepublikums und besonders der deutschen Frau heute ein anderes ist als die Lebensanschauung, die aus Ihrem Werke spricht.“

    Damit bricht die vielversprechende Karriere der Autorin ab. Vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges kann sie nur mehr die Novelle „Das Wunder von Ulm“, sie versteht das Werk als „wichtige Auseinandersetzung zwischen Judentum und Deutschland“, im Pariser Exilverlag Editions du Phénix veröffentlichen.

    Im März 1938 emigrierten sie und ihr Mann nach London. Auch ihre Schwester Grete, eine Sängerin und Schauspielerin, verlässt 1938 gemeinsam mit ihrem Mann, dem Komponisten Kurt Manschinger, Österreich und erreicht über Brünn und London 1940 die USA. Auch sie ist literarisch tätig, schreibt Gedichte, Texte für ihre One-Women-Shows und einige Opernlibretti für ihren Mann, der sich in den USA Ashley Vernon nennt. 1948 erscheint in Wien „Rendezvous in Manhattan“, ein Roman über das Alltagsleben in New York.

    Die gesuchte Autorin erinnert sich 1954 in einem Brief an Wilhelm Sternfeld: „Ich bin 1893 in Wien geboren und musste im März 1938 aus Österreich emigrieren, da mein Gatte Dr. Robert Spira, der Rechtsanwalt in Graz gewesen war, eine Reihe politischer Prozesse gegen prominente Nazis geführt hatte und von der Verfolgung der Nazis bedroht war. […] Außerdem sind wir beide Juden, überdies war ich […] wegen meiner Publikationen, insbesondere wegen einer im Emigrationsverlag Editions du Phénix in Paris 1936 veröffentlichten Erzählung ‚Das Wunder von Ulm‘, in persönlicher Gefahr.“ Weiterlesen »

    40. Todestag von Ingeborg Bachmann

    Mittwoch, 16. Oktober 2013

    Zur Erinnerung an Ingeborg Bachmann

    Die österreichische Dichterin erlag am 17. Oktober 1973, drei Wochen nach einem Unfall, bei dem sie sich schwere Brandwunden zugezogen hatte, ihren Verletzungen im San-Eugenio-Krankenhaus von Rom.

    1973 erzählte sie Friedrich Heer, dass sie sich nur mehr mit österreichischen Problemen befassen möchte, literarisch befassen möchte, und dass es deshalb eben notwendig sei, in diese Stadt (Wien), die ihr unheimlich wär, unheimlich dem Mädchen aus Kärnten, das scheu mit seinen großen Augen die Welt sieht, wie sie ist, diese ungeheuerliche Welt. …

    Wie genau sie die Verhältnisse in Österreich kannte, geht aus einem Artikel von Ilse Leitenberger in der Tageszeitung „Die Presse“ aus dem Oktober 1973 hervor. Teile dieses Artikels wurden wortgleich zwei Jahre zuvor in „DIE ZEIT“ vom 9. April 1971 veröffentlicht, das Interview führte damals Toni Kienlechner. Auf die innere Auseinandersetzung – nach dem „sozialen Befund“ in „Malina“ von Kienlechner angesprochen –, antwortete Bachmann: „Für mich wäre es wichtiger, daß beschrieben wird, wie aus dem Schwarzen Markt der Nachkriegsjahre der wirkliche Schwarze Markt geworden ist – der damals gar nicht so schwarz war wie der heutige. Das hat natürlich nichts mit einer Analyse der Wirtschaftsstrukturen zu tun, müßte sie aber auf eine andere Weise treffen. Denn auf diese andere Weise trifft man die universelle Prostitution, die Prostituierung des Menschen in allen Zusammenhängen und in der Arbeit.“
    In „Ich schreibe keine Programm-Musik“, „DIE ZEIT“ vom 9. April 1973.

    Sie wurde 47 Jahre alt. Damals sah sie schon eine Weltjugend, die in Empörung und Verzweiflung aufbricht.

    Weiterführende Links:
    Ingeborg Bachmann – umfangreiche Linkliste der „Freien Universität Berlin“
    Xlibris – Leben und Werk von Ingeborg Bachmann
    FemBio – Ingeborg Bachmann

    Martina Wied

    Dienstag, 2. Juli 2013

    Literaturquiz anlässlich 80 Jahre Bücherverbrennung

    In der 11. Quizrunde wurde nach Martina Wied gesucht.

    Neben dem Pseudonym der Schriftstellerin wollten wir diesmal wissen, wie in „Die Geschichte des reichen Jünglings“ der Vor- und Familienname des titelgebenden jungen Mannes lautet und wessen literarisches Porträt die Autorin in diesem Roman in der Person des Revolutionärs Iwanow zeichnet.

    • Martina Wied
    • Adam Leontjew
    • György Lukács bzw. Georg Lukács

    Erinnerung:
    Wenn Sie an die jeweils aktuelle Quizrunde erinnert werden möchten, senden Sie bitte einfach ein leeres Mail mit dem Betreff „Literaturquiz Erinnerung“ an das Literaturblog Duftender Doppelpunkt.

    Falls die Informationen, die wir für Sie über Martina Wied im literarischen Rätsel des „Duftenden Doppelpunktes“ zusammengetragen haben, nicht ausreichen, sind Sie eingeladen, in folgenden Sites zu blättern:

  • Ceiberweiber: Annemarie Selinko, Martina Wied und andere.
  • eXil-archiv – Martina Wied.
  • Alle bisherigen Fragen, Antworten und die das Quiz begleitenden Beiträge finden Sie auf der Seite „Literaturquiz zur Bücherverbrennung 1933?.

    Die nächsten Quizfragen stellen wir am Mittwoch, dem 03. Juli 2013. Zu deren Beantwortung haben Sie bis Dienstag, dem 16. Juli 2013 um 12:00 Uhr Zeit.

    Die Preise und ihre GewinnerInnen

    Martina Wied: Die Geschichte des reichen Jünglings, Sisyphus Verlag, geht an Nicolaus H.

    Martina Wied „Die Geschichte des reichen Jünglings“ ist das Hauptwerk der großen, vergessenen österreichischen Schriftstellerin Martina Wied. In einem äußerst plastischen und spannenden Zeitgemälde der Zwischenkriegszeit in Polen beschreibt Wied das Schicksal und die geistige Entwicklung des sensiblen, vergrübelten Fabrikantensohns Adam Leontjew. Adam, eine Endzeitgestalt, die einen neuen Anfang sucht, flüchtet vor seinen persönlichen Miseren und den katastrophalen Folgen des Ersten Weltkrieges, an dem er teilnimmt, nacheinander in nächtliche Lasterhaftigkeit, wissenschaftliche Arbeit und in den Kommunismus. In bewundernder Gefolgschaft zu einem der legendären sozialistischen Agitatoren seiner Zeit – er ist der Persönlichkeit Georg Lukács’ nachempfunden, den Wied aus seinen Wiener Jahren persönlich kannte – lernt Adam das Projekt der proletarischen Revolution kennen. Seinen Weg findet er aber schließlich in der Entscheidung für einen radikal individualistischen Humanismus. Via Sisyphus Verlag

    5 Bändchen aus der Reihe „Jüdische Miniaturen“ aus dem Verlag Hentrich & Hentrich, gehen an Heike B.

    Anna Seghers „Es handelt sich erklärtermaßen um Miniaturen, essayistisch und feuilletonistisch im Stil, angereichert durch jeweils zahreiche Abbildungen, Momentaufnahmen aus dem großen Fundus der deutsch-jüdischen Beziehungsgeschichte. Nicht unerwähnt bleiben sollte ein eher banaler, gleichwohl praktischer Hinweis – die Miniaturen lassen sich allesamt in einem Zug herunterlesen.

    Zu empfehlen ist diese griffige Reihe zu einem günstigen Preis besonders einem jüngeren Lesepublikum. Und Lehrern mag die Kektüre in Zeiten wenig ausgeprägter Leseneugier als Unterrichtsmaterial ans Herz gelegt sein.“ Via Jüdische Allgemeine.

    Else Laker-Schüler: Die kreisende Weltfabrik, erschienen im Transit Verlag, geht an Ralf Sch.

    Else Lakser-Schüler „Ihr Ruhm basiert auf sehr poetischen und phantasiereichen Liebesgedichten, auf ihrer unkonventionellen Lebensweise, auch auf der Fähigkeit, geradezu schwärmerisch auf Personen zuzugehen, die sie als geistesverwandt ansah und dann in Gedichten und Briefen verewigte.
    Es gibt auch eine andere Seite der Else Lasker-Schüler, die viel zu wenig wahrgenommen wurde und wird: die der genauen Beobachterin des großstädtischen Lebens in Berlin. Es gibt eine Reihe von Prosatexten und Porträts aus den zehner und zwanziger Jahren, also aus der Zeit, in der Else Lasker-Schüler in Berlin lebte, die eine überraschend präzise formulierende Autorin zeigen und das Bild korrigieren, das von vielen Interpreten (à la »eine ganz nach innen gekehrte Seherin«) geprägt wurde. Sie ist hier als Autorin zu entdecken, die ihre soziale Umgebung mit allen Details und Widersprüchen wahrnahm, sie hinreißend genau beschreiben konnte und dann mit ihrer einzigartigen Ausdruckskraft zum Leuchten brachte.“
    Via Transit Verlag.

    Magdalena Kemper: Als Kind wünschte ich mir goldene Locken. Gespräche mit Überlebeden der Shoa, erschienen im Audio Verlag, geht an Sonja W.

    Als Kind wünschte ich mir goldene Locken Über 30 Jahre hinweg hat die rbb-Redakteurin Magdalena Kemper Zeitzeugen befragt. Sie alle haben eine Gemeinsamkeit: Sie haben den Nationalsozialismus überlebt, im Exil oder im Untergrund. Sie berichten von der Angst, vom Verlust geliebter Menschen, von der eigenen Art der Vergangenheitsbewältigung – aber auch von Neuanfängen, unverhofftem Glück und der Liebe. Entstanden ist so ein berührendes und vielstimmiges Porträt deutsch-jüdischer Geschichte im 20. und 21. Jahrhundert. Diese Sammlung einzigartiger Tondokumente von Gisèle Freund, Inge Deutschkron, Margot Friedländer, Hilde Domin, Gerhard Klein u.v.a. ist nun erstmals im Hörbuch zu hören. Mit Musik von Antonio Vivaldi, Louis Armstrong und Karsten Troyke sowie einem umfangreichen Booklet mit Fotos und Hintergrundinformationen. Via Audio Verlag.

    Lyrik der Nachkriegszeit (1945-196). Interpretationen zu wichtigen Werken der Epoche, erschienen im C. Bange Verlag, sowie
    Die Novelle Tristan von Thomas Mann, Heinrich Manns Künstlernovellen und Heinrich Heines Deutschland. Ein Wintermärchen, erschienen im Reclam Verlag, gehen an Claudia H.

    Lyrik der Nachkriegszeit Der Band Lyrik der Nachkriegszeit aus der Reihe Königs Erläuterungen Spezial ist eine verlässliche und bewährte Interpretationshilfe für Schüler und weiterführende Informationsquelle für Lehrkräfte und andere Interessierte: verständlich, übersichtlich und prägnant. Mithilfe der ausführlichen Informationen zur Epoche, den wichtigsten Vertretern und deren Werken sind Schüler fundiert und umfassend vorbereitet auf Abitur, Matura, Klausuren und Referate zu diesem Thema.

    Via C. Bange Verlag.

    Thomas Mann_Tristan

    Hier ist „Einfried“, das Sanatorium! Weiß und geradlinig liegt es mit seinem langgestreckten Hauptgebäude aus seinem Seitenflügel inmitten des weiten Gartens, der mit Grotten, Laubgängen und kleinen Pavillons aus Baumrinde ergötzlich ausgestattet ist, und hinter seinen Schieferdächern ragen tannengrün, massig und weich zerklüftet die Berge himmelan. (…) Ozon und stille, stille Luft … für Lungenkranke ist ‚Einfried‘, was Doktor Leanders Neider und Rivalen auch sagen mögen, aufs wärmste zu empfehlen.

    Via Reclam Verlag

    Heinrich Heine_Deutschland_Ein Wintermaerchen

    „Beruhigt euch“, schreibt Heine 1844 im Vorwort zu seinem Versepos Deutschland. Ein Wintermärchen an die Adresse seiner patriotischen Landsleute. „Beruhigt euch. Ich werde eure Farben achten und ehren, wenn sie es verdienen, wenn sie nicht mehr eine müßige oder knechtische Spielerei sind. Pflanzt die schwarz-rot-goldne Fahne auf die Höhe des deutschen Gedankens, macht sie zur Standarte des freien Menschtums, und ich will mein bestes Herzblut für sie hingeben …“

    Via Reclam Verlag

    Heinrich Mann_Kuenstlernovellen

    Gottfried Benn hat die Artistik der Erzähltechnik Heinrich Manns gerühmt und den Autor als den „Meister, der uns alle schuf“, gefeiert. In den drei Künstlernovellen sind diese Qualitäten in reiner Form zu greifen und am kontroversen Thema der scharfen und zugleich die Sache erhellenden Auseinandersetzung mit dem Ästhetiszismus exemplifiziert.

    Via Reclam Verlag

    80 Jahre Bücherverbrennung – Literaturquiz Teil 11

    Mittwoch, 19. Juni 2013

    Für das 11. literarische Rätsel des „Duftenden Doppelpunktes“ haben wir eine österreichische Schriftstellerin mit jüdischen Wurzeln gewählt. Sie gehört, soweit uns bekannt, nicht zu jenen AutorInnen, deren Werke auf den Scheiterhaufen landeten.

    Ihre Bücher waren niemals Bestseller. Nach ihrem Tod geriet sie fast gänzlich in Vergessenheit. Unabhängig von Verkaufszahlen und Trends im Literaturbetrieb ist sie eine bedeutende Autorin des Exils. Ihre Werke stellen auch heute noch für all jene, die bereit sind sich darauf einzulassen, eine Quelle der Reflexion und ein Stück wunderbarer Literatur dar.

    Wir hoffen mit unserem Quiz auch diesmal Ihr Interesse wecken zu können und freuen uns über Ihre Anregungen in Zusammenhang mit den zwölf noch vorzustellenden AutorInnen. Wie Sie anhand der aktuellen Runde sehen, muss es sich dabei trotz des Titels „80 Jahre Bücherverbrennung“ nicht zwangsläufig um SchriftstellerInnen handeln, deren Bücher verbrannt wurden.

    Die Quizfragen:

    • Unter welchem Pseudonym veröffentlichte die Autorin ihre literarischen Arbeiten?
    • Wie lautet in dem Roman „Die Geschichte des reichen Jünglings“ der Vor- und Familienname eben jenes titelgebenden jungen Mannes?
    • Wessen literarisches Porträt zeichnet die Autorin in der Person des Revolutionärs Iwanow?

    Antworten bitte an: Literaturblog Duftender Doppelpunkt
    Einsendeschluss: Dienstag, 02. Juli. 2013 um 12:00 Uhr.

    Unter allen richtigen Einsendungen werden einige Bücher verlost.

    Erinnerung: Wenn Sie an die jeweils aktuelle Quizrunde erinnert werden möchten, senden Sie bitte einfach ein leeres Mail mit dem Betreff „Literaturquiz Erinnerung“ an das Literaturblog Duftenden Doppelpunkt.

    Alle bisherigen Fragen, Antworten und die das Quiz begleitenden Beiträge finden Sie auf der Seite „Literaturquiz zur Bücherverbrennung 1933.

    ***

    Das literarische Rätsel

    Sie wird 1882 in Wien in liberal-großbürgerliche Verhältnisse hineingeboren und erhält die Vornamen Alexandrine Martina Augusta.

    Um eine Verwechslung mit ihrer Mutter, der Schriftstellerin Jenny Schnabl, von vornherein auszuschließen, wählt sie bereits als Schülerin ein Pseudonym, das sie ein Leben lang beibehält.

    Erste Gedichte publiziert sie in Zeitschriften wie „Simplicissimus“ oder „Jugend“, später auch in „Der Brenner“, der vom österreichischen Schriftsteller und Verleger Ludwig Ficker herausgegebenen Kulturzeitschrift.

    Aus einer jüdischen Familie kommend, konvertiert sie zum Katholizismus. Sie absolviert die Lehramtsprüfung und studiert Kunstgeschichte und Philosophie in Wien. 1910 bricht sie ihr Studium kurz vor der Promotion ab und heiratet den Chemiker Sigmund Weisl. Das junge Paar zieht nach Lódz, wo ihr Mann in einem Textilunternehmen arbeitet. Ein Jahr später wird ihr Sohn Hanno geboren.

    1919 erscheint unter dem Titel „Bewegung“ ihr erster Gedichtband. In den 20er und 30er Jahren publiziert sie in einer Vielzahl renommierter Zeitungen und Zeitschriften Rezensionen, Feuilletons, Erzählungen, Novellen …

    1930 stirbt ihr Mann und sie muss sich und ihren Sohn allein durchbringen. Obwohl sich ihre finanzielle Situation schwierig gestaltet, weigert sie sich ein Angebot, für die nationalsozialistische Presse zu arbeiten, anzunehmen.

    Sie bewegt sich in fortschrittlich katholischen Kreisen und setzt sich mit dem Marxismus auseinander. Mit Persönlichkeiten wie Karl Kraus, Ludwig von Ficker, Franz Theodor Csokor und Georg Lukács ist sie freundschaftlich verbunden.

    1934 erscheint „Das Asyl zum obdachlosen Geist“ als Fortsetzungsroman in der „Wiener Zeitung“. Als erster Roman in Buchform folgt 1936 „Rauch über St. Florian“. Die Autorin führt in dem Werk „… in einem fiktiven österreichischen Idealdorf Dutzende Figuren zusammen, um zu zeigen, daß auch das von der Heimatliteratur so bedenkenlos mythisierte Dorf eine, wie es schon der Untertitel nennt, ‚Welt der Mißverständnisse‘ bildet.“ Aus dem von Karl-Markus Gauß verfassten Vorwort zu „Die Geschichte des reichen Jünglings“, Sisyphus Verlag, 2005.

    1939 gelingt ihr, sie ist zu diesem Zeitpunkt bereits weit über fünfzig, die Flucht nach Großbritannien. Ihr Sohn kann sich ebenfalls retten, er erhält ein Visum für Brasilien. Bis die beiden einander wieder in die Arme schließen können, werden zehn Jahre vergehen.

    Im englischen Exil arbeitet sie als Lehrerin an verschiedenen Schulen und Mädcheninternaten. In dieser Zeit entsteht auch der Roman „Das Krähennest“. Er ist einer der großen österreichischen Exilromane. 1951 veröffentlicht, spielt er in der Zeit des 2. Weltkrieges und berichtet von Kollaboration, Widerstand, Verrat und über die Not und Einsamkeit im Exil.

    In den folgenden Versen, die Teil des Gedichtes „Die Insel“ sind, fasst die gesuchte Autorin ihre Erfahrungen und Gefühle aus der Zeit des Exils zusammen.

    „Gott hat mich in ein fremdes Land geführt –
    Nein, hingesandt, versiegelt und verschnürt –
    Ganz willenlos. Und alles ist hier fremd:
    Die Kost, der Trunk, die Luft, das Wort, die Tracht –
    Und was ich trag‘, geborgt, nichts mein als nur das Hemd
    Am Leib – und noch das Heimweh, das ich mitgebracht.“

    1947 kehrt sie nach Wien zurück und erhält fünf Jahre später den Großen Österreichischen Staatspreis für Literatur. Sie ist damit die erste von lediglich sieben Frauen, die in der 2. Republik mit dieser Auszeichnung geehrt wurde.

    Am 25. Jänner 1957 stirbt sie und hinterlässt mit „Die Geschichte des reichen Jünglings“ ihr Opus Magnum. 15 Jahre hat sie an den fast 800 Seiten des Romans gefeilt. Neun weitere Jahre hat es gedauert, bis der bereits 1943 vollendete Roman einen Verleger gefunden hat.
    Sein Inhalt ist von umfangreichen philosophischen und gesellschaftspolitischen Debatten geprägt. Diese begleiten den Sohn eines polnischen Industriebarons auf seinem Weg der Irrungen, hin zu einem tätigen Christentum, das in einem radikal individualistischen Humanismus mündet. Bis es soweit ist, sucht der „reiche Jüngling“ die Bewältigung seiner Probleme bzw. einen neuen Anfang in nächtlicher Lasterhaftigkeit, später durch wissenschaftliche Arbeit, bis er Iwanow, einem sozialistischen Agitator mit großer Ausstrahlungskraft, folgt.

    „Unter einer Zugpende, deren grüner Papierschirm eine schwache Lampe beschattete, saß an einem Tisch mit schmutziger roter Wolldecke, worauf kreisrund wie ein nasser Fleck das Licht lag, der Genosse Iwanow. Bei meinem Eintritt schrieb er, ich hatte zuerst, über das Blatt gebeugt, seinen Kopf mit dünnem rötlichem Haar – seine schmalen Schultern in einer verschossenen Touristenjoppe, seine schmalen, blaugeäderten Hände vor mir, dann sah er auf. Ich blickte in ein mageres Gesicht mit tief eingeschnittenen Kerben, aber, obgleich Iwanow an die vierzig sein mußte, jung; in porzellanblaue, kühl und scharf blickende Augen, auf einen schmalen, unsinnlichen Mund. (…) Iwanow stand auf, er war größer, als er‘s sitzend erraten hatte lassen, aber nicht groß, sein schlechtsitzender, mißfarbener Sportanzug schien ihm zu weit geworden, seine Beine in grünen Wickelgamaschen waren außerordentlich mager, die Hand, die er mir reichte, fühlte sich kalt und trocken an, unkörperlich.“

    Aus: „Die Geschichte des reichen Jünglings“, Sisyphus Verlag, 2005, Seite 326.

    Es ist übrigens der Philosoph und Literaturhistoriker György Lukács, der sich nach der Niederschlagung der ungarischen Räterepublik einige Zeit in Wien aufhält und der durch die Figur des Iwanow in den Roman eingebunden wird. Die Frage, ob sich Lukács in dem Roman wiedererkannt hat, muss leider unbeantwortet bleiben.

    Karl-Markus Gauß schreibt im Vorwort des 2005 im Sisyphus-Verlag neu aufgelegten Romans über die Autorin: „(…) sagt entschieden der Hoffnung ab, die Welt wäre auf politischem Wege und mit politischem Mitteln zum besseren zu verändern; stattdessen setzt sie auf die Läuterung des einzelnen – insbesondere des Mächtigen – und auf eine von Mitgefühl für alle Kreaturen durchtränkte Entsagungsphilosophie. Darin werden ihr die meisten heutigen Leser nicht folgen wollen, das ist aber auch nicht notwendig, um die Ernsthaftigkeit zu erkennen, mit der sie Verhältnisse kritisiert, die den Menschen schinden und das Ebenbild Gottes schänden, und um ihre schriftstellerische Leistung anzuerkennen.“

    Bis auf „Die Geschichte des reichen Jünglings“ ist momentan keines ihrer Werke über den Buchhandel erhältlich. In manchen Bibliotheken und via Antiquariat bzw. das Zentrale Verzeichnis Antiquarischer Bücher sind zum Glück auch heute noch viele ihrer Werke verfügbar.

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