Walsers Teichoskopie
Stephan Lohr bespricht im SPIEGEL das neue Buch von Martin Walser:
„In seinem neuen Roman erweist sich Walser als Routinier, der souverän eine verwobene, die Leser bis ins algerische Atlasgebirge führende Geschichte entwickelt. Er geht raffiniert mit dem literarischen Kunstgriff der Teichoskopie zu Werke, jener Mauerschau, bei der auf der Theaterbühne ein nicht mehr darstellbares Geschehen von einem Zeugen berichtet wird. Walsers Mauer sind die Briefe, Mails und Blogkorrespondenzen von Schadt an den anonym bleibenden Schriftsteller. So lernen wir auch Schadts Blogpartnerin kennen, ihre skurrilen Geschichten, mitgeteilt unter dem merkwürdigen Namen Aster.
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Zu den boshaftesten Zeilen dieses Buches gehört eine grandiose Parodie auf die germanistische Interpretationsarbeit anhand der Auslegung eines Carlos-Kroll-Gedichts durch den fiktiven Germanisten Prof. Dr. Wolfram Hallhuber. Walser zitiert zudem Kollegen wie Grass, Kafka, Kleist, Schiller und Shakespeare. Als nähme der 89-Jährige auf diese Weise Abschied vom Schreiben.“
Martin Walser: Ein sterbender Mann. Rowohlt Verlag.
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