Fix Zone

Gesammelter Bobrowski

Redaktion: 

Als im Februar 1961 Johannes Bobrowskis erster Gedichtband „Sarmatische Zeit“ erschien, hatte der Schriftsteller nur noch wenige Jahre zu leben. Doch die knappe Zeit reichte ihm aus, um sich bis zu seinem Tod 1965 als einer der suggestivsten und bildkräftigsten Lyriker der deutschen Nachkriegsjahrzehnte zu etablieren. Obwohl in der DDR lebend, stießen seine Texte in beiden Teilen Deutschlands auf Anerkennung: Man machte in ihnen eine neue Art aus, sich zur Welt zu verhalten; seine Themen und Sprachgesten fanden in Lyrik und Prosa anderer Autoren ein vielfältiges Echo.

"Der schafft Sprachbilder, wie ich sie sonst nirgends gelesen habe."
Herta Müller

Inzwischen ist sein Werk weltweit verbreitet und in fast alle europäischen Sprachen übersetzt. Am 9. April 2017 jährt sich der Geburtstag des Schriftstellers zum 100. Mal. Zu diesem Anlass bringt die DVA die Gedichte Johannes Bobrowskis neu in einem Band heraus, inclusive der Gedichte aus dem Nachlaß und ergänzt durch ein Nachwort des Literaturkritikers Helmut Böttiger.

GEDÄCHTNIS FÜR EINEN FLUSSFISCHER

Immer
mit Flügen der Elstern
dein weißes Gesicht
in den Wälderschatten geschrieben.
Der mit dem Grundfisch zankt,
laut, der Uferwind fragt:
Wer stellt mir das Netz?
Keiner. Der vogelfarbne
Stichling schwimmt durch die Maschen,
baut ein Nest für die Brut,
über dem Hechtmaul der Tiefe
eine Laterne,
leicht.
Und wer teert meinen Boden,
sagt der Kahn, wer redet
mir zu? Die Katze
streicht um den Pfahl
und ruft ihren Barsch.
Ja, wir vergessen dich schon.
Doch der Wind noch gedenkt.
Und der alte Hecht
ist ohne Glauben. Am Hang
schreit der Kater lange:
Der Himmel stürzt ein!

 

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