Lettre am Sprachschöpfen
Die neue Lettre (N°116) eröffnet mit einem interessanten Essay von Raoul Schrott über Martin Luther und dessen Zugriff auf Volkes Sprache und legt gleich den Siegeressay des Wettbewerbs der Klaus- und Renate Heinrich Stiftung nach. Die Preisfrage lautete: „Brauchen wir noch Gedichte im digitalen Zeitalter?“
Die Antwort gibt Dorothea Franck:
„Zuerst ein Zögern. Das Wort „Gedicht“ fühlt sich nicht so recht wohl neben dem Wort „brauchen“. Doch soll der Frage nachgegangen werden in der Hoffnung auf Beifang, was unser Verständnis von Sprache betrifft – und das von uns selbst.
Wir brauchen sie noch. Natürlich. Ich brauche sie und jedenfalls die kleine Minorität der Gedichteleser. Reicht das zur allgemeinen Aussage „wir brauchen sie“? Ja, denn die Bedeutung des Gedichts geht weit über die individuelle Freude am Gedicht hinaus: Die Sprache braucht sie, und Sprache, eine reiche und frische Sprache, brauchen wir alle. Gedichte sind Sauerstoff für die Sprache und damit auch für unsere geistige Existenz. Auch führen uns manche Gedichte in einen Modus des Seins, der uns über rein kognitive Hinweise nicht erschließbar ist.
Brauchen wir sie noch im digitalen Zeitalter? Ja, gerade dann.“
In Teilen nachzulesen auf der Lettre website.
Lesetip & und ein echtes Highlight: ein langer Essay von Gwenaëlle Aubry über Leben, Schreiben und Sterben von Sylvia Plath: „Lazarus, mon amour“.
Sylvia Plath reads „Lady Lazarus“.
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