Das Ende (des Kinos) – mal wieder. Eine Art Lagebericht Eigentlich sollte man es langsam schon gewohnt sein, das ständige Gerede vom Ende des Kinos, das den Siegeszug des Mediums in sadistischer Regelmäßigkeit begleitet und das offenbar zu den Selbstgeißelungsmechanismen einer ganzen Branche gehört – und das betrifft nicht nur Deutschland, sondern die Filmindustrie und Kinobranche weltweit. Denn in Wahrheit gehören das Jammern und das Klagen sowie die Schwanengesänge über den Tod des Kinos zu dessen ureigenster Geschichte. Schon der Vater der Brüder Lumière, gemeinhin als Miterfinder des Kinos bekannt,
Read More In den Wirren des Krieges Eine Filmkritik von Joachim Kurz Drei Monate lang war der polnische Reporter und Schriftsteller Ryszard Kapuściński im Jahre 1975 in Angola unterwegs. Es waren die Monate vor der bereits zuvor beschlossenen Unabhängigkeit des Landes, das am 11. November 1975 aus der portugiesischen Kolonialherrschaft entlassen wurde. Der Film beginnt mit der Flucht vieler Portugiesen aus dem Land. Nach dem Ende der Kolonialherrschaft verpacken sie all ihre Habseligkeiten in Kisten, werfen die Schlüssel ihrer aufgegebenen Häuser ins Meer und überlassen das Land dem Chaos. Confusão (dt.: Verwirrung, Durcheinander)– dieses Wort
Read More Eine One-Man-Show Die ganze Zeit bleibt Gustav Möllers Thriller „The Guilty“ an einem Ort: die Notrufzentrale der dänischen Polizei. Dort wird ein strafversetzter Polizist durch einen Anruf unversehens in einen Fall hineingezogen, der sich am Ende als ziemlich kompliziert herausstellt. Filmkritik von Joachim Kurz. Dass das Leben manchmal an einem seidenen Faden hängt, kennt man ja recht häufig von Filmen. Seltener ist es da schon, dass dieser Faden eine Telefonleitung ist, wobei auch diese Konstellation schon vor allem im Thriller-Bereich durchexerziert wurde, wie Filme wie The Call und „Locke“ zeigen. Der Däne
Read More Im Supermarkt der verlorenen Seelen Wie sehr sich doch Anfang und Ende gleichen. Es sind nahezu die gleichen Bilder, die wir hier sehen: Detailaufnahmen, Raumanordnungen, Miniaturen eines Stillstands, eines Moments, in dem die Erde aus den Angeln gehoben ist. Eines Moments, nach dem nichts mehr so sein wird, wie es vorher war: Die sich langsam ausbreitende Pfütze einer blauen Flüssigkeit, ein regungslos auf dem blank polierten Boden liegender Körper, ein Gesicht, ein Körper von schräg hinten, erstarrt und eigefroren. Diese eindrücklichen Impressionen, eingefangen in sorgsam kadrierten Bildern, die aus der
Read More Todessehnsucht in Agfacolor von Joachim Kurz Eine Postkarten-Idylle eröffnet diesen Film von Veit Harlan, die fast wie eine Selbstversicherung wirkt: Wir sehen Stadtansichten von Hamburg, die beinahe schon verträumt wirken, eine große Stadt mit Hafen, unberührt, unzerstört, intakt. Es ist – wie fast alles in „Opfergang“ – eine Illusion, ein Trugbild, eine Täuschung. Zwischen dem 24. Juli und dem 3. August 1943 erschütterten schwere Bombardements der Royal Air Force und der US-amerikanischen Luftstreitkräfte die stolze Hansestadt, die „Operation Gomorrha“ war eines der ersten und schwersten Flächenbombardements des Zweiten Weltkrieges mit
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