Bekannte Gesichter, gut gemischt Farben
– In der Hamburger Ausstellung „Helden der Leinwand“ zeigen Pia Paulsen und ihr Vater KW Paulsen Porträts bekannter Schauspieler und Fernsehfiguren. Von Peter Münder.
Stars sehen Dich an: Audrey Hepburn zeigt uns mit betörendem Bambi-Blick ihre bekannte superlange Zigarettenspitze, Bryan Cranston, der zum abgebrühten Drogen-Chemiker mutierte krebskranke Chemie-Lehrer Walter White aus der TV-Serie „Breaking Bad“, starrt hinter seiner randlosen Brille mit leerem Blick offenbar direkt ins böse zugedröhnte Koks-Chaos, während Kerry Washington unter einem bedrohlichen Riesenstrudel gelassen-skeptisch alle zukünftigen Naturkatastrophen dieser Welt erwartet.
So weit so gut, der Wiedererkennungseffekt stellt sich sofort ein, diese in Acryl gemalten Porträts wirken so vertraut wie die Onkel und Tanten der eigenen Ahnengalerie. Origineller und charismatischer wirkt dagegen Clint Eastwood: Der mustert den Betrachter mit seinem verbiestertem Dirty-Harry-Blick und seinem typischen Nußknackermund, aber über seinem Kopf lodert ein wildes Feuer, das ganze Universum scheint um ihn herum in Flammen zu stehen. „Der steht doch immer unter Strom, man glaubt, er explodiert gleich – deswegen habe ich diese Entladung seiner ungeheuren inneren Energie so direkt aufs Bild gebracht“, erklärt KW Paulsen sehr plausibel.
Wir sind zwar in einer schönen, stilvollen Galerie mitten in Hamburg-Winterhude, aber diese Kunstenklave ist eigentlich nur eine Filiale der Werbeagentur, die vom Vater KW Paulsen zusammen mit seiner Tochter betrieben wird. Pia Paulsen malt die Acrylporträts nach Foto-Vorlagen, man kann ein Bild in Auftrag geben, das dann (für ca. 400,- Euro oder mehr, je nach Größe) angefertigt wird. Zu den Kunden gehören auch Fußballfans, die sich ihre Helden – etwa vom FC St. Pauli – zu Hause über dem Kamin aufhängen. Kann ich gut verstehen, als BVB-Fan würde ich auch gern ein Actionbild vom Torjäger Lewandowski über dem Schreibtisch hängen haben.
Den gelackten Selbstdarsteller Karl Lagerfeld, den man im Zyklus „Helden der Leinwand“ hier auch auf einem Schwarzweiß-Bild eingereiht hat (wieso eigentlich?) finde ich in diesem Umfeld allerdings völlig deplatziert, schließlich kann man diesen eitlen Geck doch alle zwei Tage in allen möglichen Klatschkolumnen auf entsprechenden Illustrationen beäugen – inklusive Sonnenbrille und Stehkragen, so wie er hier auch gezeigt wird.
Peter Münder
Die Ausstellung „Helden der Leinwand“ ist noch bis zum 8. Januar geöffnet: Galerie Paulsen & Paulsen, 22301 Hamburg, Poelchaukamp 7B, Tel. 040 69466360. Zur Homepage der Galerie.