Geschrieben am 4. Dezember 2013 von für Litmag

Gail Parent: Sheila Levine ist tot und lebt in New York

Gail-Parent-Sheila-Levine-ist-tot-und-lebt-in-New-YorkDie Mutter von Bridget Jones und Ally McBeal

– Das Buch „Sheila Levine ist tot und lebt in New York“ ist ein heißer Weihnachtgeschenkanwärter für alle Fans und Faninnen von Bridget Jones, Ally McBeal, Sex and the City und den Golden Girls (dazu später): als der Roman 1972 im Original erschien, lagen Bridget, Carrie Bradshaw und ihre Epigoninnen noch in den Windeln, sofern sie überhaupt schon geboren waren.

Sheila Levine hingegen machte damals schon den real shit durch: als brave Tochter jüdischer Eltern aufgewachsen, zieht Sheila in die große Stadt (New York City, genauer: Manhattan), um zu studieren. Einerseits. Aber andererseits auch, um einen heiratsfähigen, selbstredend ebenfalls jüdischen Kommilitonen zu finden (Wunsch der Eltern) bzw. einen festen Freund zu ergattern, um jede Menge zügellosen Sex haben zu können (Sheilas Wunsch). Wünsche und Wirklichkeit klaffen im echten und auch im beschriebenen Leben häufig canyonweit auseinander und so begleiten wir Sheila Levine (leicht übergewichtig, mit „echter“, nicht operierter Nase, dafür mit Pelzmantel) dabei, wie sie Wohngemeinschaften gründet und wieder auflöst, Halloween-Parties schmeißt und brave jüdische Jungs entjungfert. Denn Sex hat Sheila durchaus und ziemlich oft, aber Mr. Right ist nie dabei. Entweder sind die Typen homosexuell (ein großes Problem für bindungswillige Mädchen – Sheila/Gail Parent beschreibt diesen Umstand in für heutiges Empfinden drastischer Form: „IN DIESEM LAND HAT HOMOSEXUALITÄT MEHR OPFER UNTER JUNGEN MÄNNERN GEFORDERT ALS EIN WELTKRIEG.“ Well… man versuche, sich in die Nöte der jungen Sheila einzufühlen…).

An ihrem 30. Geburtstag beschließt Sheila, sich am kommenden 3. Juli umzubringen (denn dann würde sie nach jüdischem Brauch einen Tag später, also am Unabhängigkeitstag beerdigt werden – welch ein Fanal). Die Aussicht auf den nahenden Suizid lässt Sheila völlig locker werden, sie verzichtet auf Hüfthalter und andere „Schlankmacher“, futtert und vögelt, was das Zeug hält.

Um es kurz zu machen (und vom Inhalt nicht zu viel zu verraten): Sie überlebt. Und schreibt ihre Geschichte als Abschiedsbrief auf, der mit dem Wunsch endet, „Ich will nicht sterben. Ich möchte mich mit Männern treffen!“

„Sheila Levine ist tot…“ überzeugt durch Sarkasmus, (Selbst-)Ironie und spitzfindige Beobachtungen, die Heldin ist zweifelsohne das große Vorbild für spätere Single Women in TV-Serien, Büchern und Filmen. Das 1975 verfilmte Buch wurde zum erfolgreichsten Roman seiner Schöpferin Gail Parent, die unter anderem Drehbücher für die Tracey Ullman-Show und Golden Girls schrieb, heute nicht mehr in New York lebt, aber dort (als Tochter jüdischer Eltern) geboren wurde.

Christina Mohr

Gail Parent: Sheila Levine ist tot und lebt in New York. Aus dem Amerikanischen von Uta Goridis. Metrolit 2013. Broschur. 304 Seiten. 12,99 Euro.

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