Geschrieben am 2. Januar 2013 von für Kolumnen und Themen, Litmag

Kommentar: Peer Steinbrück kann den Rachen nicht voll kriegen

Steinbrueck_wikipedia_dtsDie Lachnummer des Kanzlerkandidaten

– Von Wolfram Schütte.

Der unglückselige Kanzlerkandidat der SPD hat in seiner Nominiertenrede für sich „Beinfreiheit“ von der Partei verlangt, obwohl er es sich selbst zuschreiben hat, dass er sogleich „einen Fehlstart“ hingelegt hat, als die so genannten „Nebeneinkünfte“ des Redners Steinbrück öffentlich aufs Tapet kamen (womit er hätte rechnen müssen). Seine „Beinfreiheit“ hat er nun aber sofort genutzt, um sich sowohl selbst ein Bein zu stellen als auch darüber zu stolpern, so dass er nun nicht mehr auf die Beine kommen wird.

Dabei hätte der gewitzte Rhetor, der durch seine Redeweise zum Millionär geworden & vor allem als 15.000 €-Sammler bekannt geworden ist, das Wort „Geld“ meiden müssen wie der Teufel das Weihwasser. Angesichts der Nassforschheit, mit der er seine Rednerhonorare & seine Geldgier als die normalste Sache der Welt der potentiellen SPD-Wählerklientel hinstellte, hätte man annehmen dürfen, er sei klug genug, nun von Geld im Zusammenhang mit sich nicht mehr öffentlich zu reden.

 

Aber er kann das nicht. Also ist der gewitzte Redner nicht klug genug, wenn er noch nicht einmal seine eigenen Interessen mit Intelligenz verfolgen kann, ohne sich (& seine Partei) erneut zu beschädigen. Ein SPD-Kanzlerkandidat, der ohnehin nach seinem bisher verheerenden öffentlichen Image schon chancenlos war, jemals Kanzler zu werden, hat bei dem zweithöchsten Staatsamt nichts anderes im Kopf als dessen Dotierung, die er für zu gering hält. Die amtierende Kanzlerin nimmt sofort diese erkennbare Vorlage auf & zeigt ihre souveräne Verachtung für den bekannten Abgreifer, indem sie noch nicht einmal persönlich repliziert, sondern nur ihren Pressesprecher erklären lässt, dass sie das Kanzlergehalt für angemessen halte.

Nun könnte Peer Steinbrück mit seiner Bemerkung sogar recht haben, wenn er moniert, dass nordrhein-westfälische Sparkassendirektoren mehr einsacken als das, was einem Kanzler der Bundesrepublik zugemessen ist. Aber er ist in diesem Fall der falsche Redner.

Sogar sein Ex-Kumpan Gerhard Schröder, der seit geraumer Zeit an der langen finanziellen Leine seines russischen Freundes, des „lupenreinen Demokraten“ Wladimir Putin, in einem Schweizer „Steuerparadies“ als ein Gaspromchef geführt wird, hat natürlich gut reden, wenn er (nun befragt) das Kanzlergehalt für ausreichend hält & im Falle einer Unterbezahlung den Wechsel in „die Wirtschaft“ empfiehlt. Also genau das, was er aus seiner politischen „Anschubfinanzierung“ gemacht & was der zeitweilig zum schlichten Bundestagsabgeordneten zurückgestufte Steinbrück auf seine Rednerweise mit „Nebenverdiensten“ für sich eingefahren hatte – bevor es seiner unverkennbaren Eitelkeit schmeichelte, von seiner Partei zum Kanzlerkandidaten ge- & berufen zu werden.

Das war eben jene „eine Dummheit, die auch der Gescheiteste macht“, wie schon der russische Dramatiker Ostrowski behauptete. Denn damit waren die lukrativen finanziellen Fischzüge, die der ehemalige Finanzminister insgeheim als vermeintliche Nebenerwerbsgewinne tätigte, sowohl erst einmal zu unterbrechen als auch für alle Augen öffentlich zu machen. Wobei es nichts zur Sache tut, dass es seine politischen Gegner waren, die ihn dazu zwangen – was er hätte wissen oder ahnen können.

Aber sie waren zugleich sicher, dass der Bloßgestellte nicht öffentlich „petzen“ & sie als Pharisäer, die sie sind, denunzieren würde. Zu einer solchen Geschäftsgebarenstörung der politischen Klasse, die sich von der besitzenden lukrativ mästen lässt, wird einer nicht fähig sein, der über das Verhältnis von Leistung & Entlohnung nicht ins Grübeln gerät, wenn er für seine Anwesenheit als Redner oder Gesprächspartner 15.000 & mehr Euro einsackt.

(Nur Bankbetrüger, welche die Namen von Steuerbetrügern mit einer illegal von ihnen gezogenen CD dem Staat verscherbeln, verdienen für eine noch geringere Leistung noch weitaus mehr).

Jemand, der sich für so einzigartig hält, dass es ihm ganz normal erscheint, wenn ihm mit 15.000 € dankend das gewetzte Maul gestopft wird, wenn er es, irgendwo eingeladen, zu einer Rede geöffnet hat, ist nämlich jenseits der von ihm so oft beschworenen gesellschaftlichen „Mitte“. Von einem wie ihm & seinesgleichen zu erwarten, er habe noch irgendwelche Skrupel, wäre wohl in dieser Gesellschaftsschicht in jeder Hinsicht zu viel verlangt.

Die Sozialdemokraten sind nun leider an ihrem lädierten Ansehen selber schuld, weil sie einen Raffke wie Steinbrück auf den Schild hoben, obwohl der Mann mit seinen Fixierungen doch bereits hinlänglich bekannt & damit absehbar prekär für die Partei war.

Der deutsche Dramatiker Carl Sternheim hat den Steinbrück‘schen Phänotypus in seinen Theaterstücken, die „aus dem bürgerlich Heldenleben“ erzählten, für die Gesellschaft des Kaiserreichs auf die Bühne gebracht. Da es wohl heute weder einen Dramatiker noch einen TV-Drehbuchautor von seiner künstlerischen Qualität gibt, müssen wir bis auf weiteres mit der Realität Vorlieb nehmen, in der sich Peer Steinbrück mit seinen unverblümten Ansichten als Inbegriff unseres „bürgerlichen Heldenlebens“ fortlaufend blamiert.

Wolfram Schütte

Foto: http://www.dts-nachrichtenagentur.de/nachrichtenbilder/, freigegeben nach Wikipedia Commons. Quelle.

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