Geschrieben am 12. Juni 2013 von für Kolumnen und Themen, Litmag

Lesungsbericht: Myk Jung in Leipzig

Myk Jung by Frank WeinreichRockstar im Herzen

– Shakunda im Stern, ein kleines Lesecafé im Leipziger Süden, perfekt gelegen auf der Leipziger Karl-Liebknecht-Straße.

Normalerweise findet hier die Lesebühne Leipzig statt, eine freie Lesebühne, zu der zwei Autoren oder Autorinnen durch die Moderatorin geladen werden. Außerdem gibt es vier Leseplätze für Autorinnen und Autoren, Schreibende und Dichtende, die gern ihre Texte einem Publikum präsentieren möchten. Ein Mischkonzept, dass auch am vergangenen Freitag, den 07. Juni wieder mehr als gut funktionierte. Ein Bericht von Sophie Sumburane.

Geladen war dieses Mal jedoch nur einer, der Essener Autor und Musiker Myk Jung. Anmeldungen gab es trotzdem, offenbar wollten viele Leipziger gern mal auf einer Bühne mit dem Tolkien-Parodisten lesen. Gekommen sind einige der Angemeldeten dann auch, allerdings als Zuhörer.

Denn diese Lesebühne stand ganz im Zeichen von schwarzem Humor, skurrilen Storys und viel Surrealismus.

Myk Jung, geboren in Essen, etwa 24 Monate bevor die Beatles dort gastierten, startete seine Karriere als Musiker verschiedener Rockbands, gründete schließlich seine eigene Band „The Fair Sex“ und suchte einen Ausgleich zur düsteren, harten Musik in der Literatur.

„Ich weiß auch nicht, warum mir das immer ins humoristische abgleitet.“, antwortet er ironisch. Denn tatsächlich sprühen alle seine Texte nur so vor Witz, Ironie und schrägen Anspielungen.

So nahm er seinen Auftritt auf der Leipziger Karl-Liebknecht-Straße zum Anlass, sich über deren früheren Namen auszulassen. Adolf-Hitler-Straße.

Im Ernst, die hieß so. Wirklich.

Nun gut. Myk Jung fand einen Weg, selbst darum eine skurrile Story zu bauen.

Gern stellte er sich in einer Kurzgeschichte in die Tradition von Myk Jagger, wie er mit zwei Jahren als Kindergartenkind Myk Jaggers Karriere entscheidend beeinflusste. Daraus schlussfolgerte er für sich das Prädikat Rockstar, welches er direkt in der nächsten Geschichte schon wieder ins Absurde zog. Er schlüpft in seinen Texten gern in verschiedene Rollen, spielt Mykcolumbo aber löst eigentlich keinen Mordfall. Denn das Opfer mit dem Ticktack in der Nase, ist gar nicht aus Essen, sondern aus einer anderen Galaxie, und das Ticktack ist kein Ticktack sondern ein Hirnfortsatz. Auch kein Mentos. Also sind die Essener Polizisten auch nicht für den Mord zuständig. Ende. Myk Jung schafft es, bis zum Ende des Abends den Skurrilitäten immer noch eins drauf zu setzen.

Das Publikum war begeistert, der Autor las mit derart trockenem Witz, dass ich mir keine Steigerungsform des Vortrags mehr vorstellen kann.

Myk Jung Hobbknick

Myk Jung in Leipzig

Schade war einzig, dass der Autor der ersten deutschsprachigen Tolkien-Parodie „Der Herr der Ohrringe“ nicht aus seinem Buch las. Auch nicht aus seinem im März im Leipziger Plöttner Verlag erschienenen zweiten Werk „Der Hobbknick“.  Dennoch kam die Sprache natürlich auch auf diese Bücher. Schon auf seiner Homepage findet sich der Hinweis, die Bücher seien keine „Verhohnepipelung“, sondern „eher eine sich vor dem Tolkienschen Originalwerk verneigende Slapstickversion von ausufernder Imaginationskraft.“ Denn tatsächlich ist Myk Jung Tolkien-Fan.

Und so trägt er alle seine Texte mit einem Augenzwinkern vor, reist Witze über Essensreste im Kühlschrank, oder viel mehr im Namen der Essensreste. Zum Beispiel dem kleinen Joghurt Kurt, der versucht eine Symbiose zu bilden mit dem haarigen Schimmelfleck, der sich immer weiter auf seiner Oberfläche ausbreitet. Ist er ein bipolar-persönlichkeitsgestörter Joghurt? Sind sie eins? Fragen, die den Kühlschrank bedeuten.

Und immer wieder Stauder Pils. Essener Bier.

„Was inspiriert dich zum Schreiben?“, eine immer wieder gern gestellte Frage.

„Alles mögliche, dies und das, jenes. Themen, die wir uns auf unserer Lesebühne „Schementhemen“ vorgeben. Und wenn alles nichts hilft, mach ich mir ein Stauder Pils auf.“ Und lacht.

Und zum Abschluss des sehr gelungenen Abends erläutert uns der Autor noch den Einfluss, den der Dialekt des Ruhrgebiets auf die afrikanischen Sprachen und Kulturen hat.

Wer da dahinter kommen möchte, sollte zu Myk Jungs nächster Lesung gehen. Alle Termine finden Sie auf seiner Homepage, seine Lesereise endet nie, auch dank seiner mitreisenden, umtriebigen Managerin Tyne Endless, auf die Myk Jung in seinen Texten gerne anspielt.

Es lohnt sich!

Sophie Sumburane

Zur Homepage von Myk Jung, zur Webseite der Leipziger Lesebühne. Foto oben: Frank Weinreich,  Lesungsfoto: Dirk Hohmann.

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