gedichte
fange ich
mit dem schmetterlingsnetz
im morgengrauen
auf den donauklippen
sing ich die schiffer herbei
die bunte wäsche auf den kähnen
bezaubert mich
sie erschrecken
nehmen mich nicht mit
ans schwarze meer
mein buchstabenzelt
schlage ich auf
in der wüste
sie blüht
ich rase
auf einer weißen schüssel
durch die landschaft
blumen wiesen kühe
spritzen
links und rechts
weg
Als Nachtrag zum Sprachsalzfestival (siehe Bericht) vier Gedichte der Lyrikerin Waltraud Haas zum Selbstlesen und Nachspüren ihres einzigartig meditativen Zaubers. Sie stammen aus dem Band „Selbstporträt auf rotem Grund“. Nachdenkenswerte Gedichte, die so luftig leicht sind, dass sie sich im „Schmetterlingsnetz“ verfangen, aber auch anders können. Im Morgengrauen ist die Nacht überwunden, mit ihr deren Gespenster. In den Bildern und Empfindungen des Tages, „auf den donauklippen“, balancieren sie dann zwischen Sehnsucht, Schmerz und Frohsinn.
Senta Wagner
Vier Gedichte entnommen aus Waltraud Haas: Selbstporträt auf rotem Grund. Wien: Klever Verlag 2012. 104 Seiten. 15,90 Euro
Waltraud Haas ist 1951 in Hainburg/Donau geboren und lebt seit 1970 in Wien. Seit 1984 ist sie freie Schriftstellerin. Publikationen in Zeitungen, Zeitschriften („kolik“ u. a.), Anthologien und im Rundfunk. Lyrische Arbeiten: „LOTs tochter“. Gedichte (1991), „Weiße Wut“. Lyrik & Prosa (1995), „RUN & RUN“. Gedichte (2002), „Zwerchfellgewitter“. Gedichte (2009).