Geschrieben am 18. September 2013 von für Litmag, LitMag-Lyrik

LitMag-Weltlyrik: Waltraud Haas

Waltraud Haas, 2013gedichte

fange ich
mit dem schmetterlingsnetz
im morgengrauen

 

auf den donauklippen
sing ich die schiffer herbei

die bunte wäsche auf den kähnen
bezaubert mich

sie erschrecken
nehmen mich nicht mit
ans schwarze meer

 

mein buchstabenzelt

schlage ich auf
in der wüste

sie blüht

 

ich rase

auf einer weißen schüssel
durch die landschaft

blumen wiesen kühe
spritzen
links und rechts
weg

 

Als Nachtrag zum Sprachsalzfestival (siehe Bericht) vier Gedichte der Lyrikerin Waltraud Haas zum Selbstlesen und Nachspüren ihres einzigartig meditativen Zaubers. Sie stammen aus dem Band „Selbstporträt auf rotem Grund“. Nachdenkenswerte Gedichte, die so luftig leicht sind, dass sie sich im „Schmetterlingsnetz“ verfangen, aber auch anders können. Im Morgengrauen ist die Nacht überwunden, mit ihr deren Gespenster. In den Bildern und Empfindungen des Tages, „auf den donauklippen“, balancieren sie dann zwischen Sehnsucht, Schmerz und Frohsinn.

Senta Wagner

Vier Gedichte entnommen aus Waltraud Haas: Selbstporträt auf rotem Grund. Wien: Klever Verlag 2012. 104 Seiten. 15,90 Euro

Waltraud Haas ist 1951 in Hainburg/Donau geboren und lebt seit 1970 in Wien. Seit 1984 ist sie freie Schriftstellerin. Publikationen in Zeitungen, Zeitschriften („kolik“ u. a.), Anthologien und im Rundfunk. Lyrische Arbeiten: „LOTs tochter“. Gedichte (1991), „Weiße Wut“. Lyrik & Prosa (1995), „RUN & RUN“. Gedichte (2002), „Zwerchfellgewitter“. Gedichte (2009).

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