Geschrieben am 2. März 2011 von für Kolumnen und Themen, Litmag, Sachen machen

Sachen machen: Aqua Bouncing

Aqua Bouncing

– Isabel Bogdan begibt sich für CULTurMAG ins Handgemenge mit den Dingen und probiert skurrile, abseitige und abenteuerliche Sachen aus. Diesmal ist sie herumgehüpft.

Soundtrack: Kirmesmucke, Konsens-Discopop.

Uuuund marschieren! (mz-mz-mz-mz) Eins-zwei-drei-vier, und die Knie hochziehen! Hoch, hoch, hoch, hoch, höher! (mz-mz-mz-mz) Schneller! Noch vier! Noch drei! Noch zwei! Noch eins! Und Kick nach vorn! Mit rechts! Und links! Und rechts! Und links! (mz-mz-mz-mz) Noch vier! Noch drei! Noch zwei! Noch eins! Und Kicks zur Seite! Mit rechts! Und links! Und rechts! Und links! (mz-mz-mz-mz) Noch vier! Noch drei! Noch zwei! Der letzte! Marschieren! Und rechts nach vorn und links nach hinten! Und eins! Und zwei! Und drei! Und vier! (mz-mz-mz-mz) Und Schrittsprung! Und …

Na, anstrengend zu lesen? Fragen Sie mich mal, ich hüpfe hier so rum. Auf einem Ein-Mann-Trampolin. Im Wasser. Zusammen mit vier anderen Frauen, von denen zwei sehr durchtrainiert sind und vor mir stehen, ich sehe sie die ganze Zeit, zwei stehen schräg hinter mir, ich kann nicht sehen, wie sie zurechtkommen. Jedenfalls bin ich die Einzige, die zum ersten Mal da ist, die anderen kennen das alles schon (mz-mz-mz-mz). Wir hüpfen zu schlimmer Musik mehr schlecht als recht im Takt auf den kleinen Trampolins herum, kicken dabei nach vorne, nach hinten, zur Seite, zumindest versuchen wir es, gegen den Wasserwiderstand, ziehen die Knie hoch oder an die Seiten, werfen die Fersen an den Po, ich kippe vornüber. Man muss sich erstmal daran gewöhnen, wie man beim Springen im Wasser das Gleichgewicht hält und immer wieder auf dem Trampolin landet, statt auf dem Rand oder gleich daneben. Noch dazu haben wir Schaumstoffmanschetten um Hände und Füße, das gibt Auftrieb und macht es noch anstrengender, die Füße wieder runterzukriegen oder sie überhaupt schnell durchs Wasser zu bewegen. Wer mir zuguckt, würde vermuten, dass ich meinen Bewegungsapparat nicht ganz unter Kontrolle habe. Ich muss kichern (mz-mz-mz-mz).

Die beiden bescheuertsten Ideen des Tages waren – nein, nicht hierherzukommen. Es ist mörderanstrengend, aber es macht auch wirklich Spaß. Die erste bescheuerte Idee war, eine halbe Stunde zu früh da zu sein und diese halbe Stunde mit Schwimmen zu verbringen. Wo doch schon im Internet stand „Fitnesslevel: Fortgeschrittene“. Seit wann ist mein Fitnesslevel fortgeschritten? Also. Schnapsidee, vorher auch noch zu schwimmen, nachdem ich seit ungefähr hundert Jahren nicht mehr geschwommen bin. Die zweite blöde Idee war, gar nicht erst auf die Idee zu kommen, etwas zu trinken mitzunehmen. Denn boah, ist! das! anstrengend! Ich merke schon im Wasser, dass ich etwas trinken müsste, dringend, denn wenn ich nicht genug trinke, bekomme ich Kopfschmerzen (mz-mz-mz-mz). Ich kippe vom Trampolin, tauche mal kurz unter, um meinen erhitzten Kopf zu kühlen, wahrscheinlich habe ich schon eine knallrote Rübe, dabei sind erst zehn Minuten vergangen. Und ich kann schon nicht mehr. Das kenne ich auch vom Laufen, da kann ich immer schon nach zweihundert Metern nicht mehr, und dann geht es doch noch erstaunlich lange. Also weitermachen, gegen den Auftrieb und die Schwerkraft, ein Kick nach vorn, einer nach hinten (mz-mz-mz-mz), hü-hüpf, ein Kick nach rechts, einer nach links (mz-mz-mz-mz), Schrittsprünge, Grätsch-Sprünge, nach zwanzig Minuten nehme ich die Schaumstoffdinger von meinen Füßen und lege sie an den Beckenrand. Ohne geht es ein bisschen leichter. Ihr könnt jetzt kurz was trinken, sagt die Trainerin, schönen Dank auch, das würde ich ja gerne. Mein Kopf wummert, ich bin kurz davor, einen Schluck Schwimmbadwasser zu trinken (mz-mz-mz-mz).

Vierzig Minuten lang springen wir auf den Trampolins herum. Es macht immer noch tierischen Spaß, aber länger könnte ich nicht, ich bin fix. und. fertig. Zum Abschluss machen wir fünf Minuten Dehn- und Entspannungsübungen, dann klettere ich die Leiter hoch und stelle fest, dass mir die Knie wackeln. Ich trage mein Trampolin in den Trampolinraum und bekomme noch ein Lob von der Trainerin: Für das erste Mal hätte ich das total toll gemacht, und sie würde sich freuen, wenn ich wiederkäme. Ich freue mich auch, grinse dümmlich und fange sofort an zu frieren, nach so viel Anstrengung. Ich wanke zur Dusche, trinke ein bisschen warmes Duschwasser und verbringe den Rest des Abends damit, Apfelschorle in mich reinzukippen und mich von meinem Mann auslachen zu lassen, weil ich immer noch einen roten Kopf habe.

Am nächsten Tag habe ich erstaunlicherweise keinen Muskelkater.

Isabel Bogdan

Isabel Bogdan übersetzt seit 10 Jahren Literatur aus dem Englischen (u. a. Jonathan Safran Foer, Miranda July, ZZ Packer, Tamar Yellin, Andrew Taylor, Sophie Kinsella, Alice Sebold, Janet Evanovich). Sie lebt und arbeitet in Hamburg. Zur Webseite von Isabel Bogdan.

In Hamburg wird „Aqua Bouncing“ vom Bäderland angeboten.