Generation X on the road
David Trueba erzählt flott, humorvoll und schnörkellos – allerdings nicht ohne hin und wieder etwas zu dick aufzutragen und in die Nähe des Klischees zu geraten.
Sie sind gegen Ende zwanzig und in einer Wohlstandsgesellschaft aufgewachsen, sie haben nichts so richtig gelernt und trudeln ohne große Ziele durch ihr Leben – es ist die Generation X, die ebenso in Amerika wie in Europa beheimatet ist und sich auf einer ständigen Suche befindet: nach Freiheit und Abenteuer, nach Sinn und schnellem Sex.
Und so machen sich in David Truebas Roman auch die „Vier Freunde“ Raul, Claudio, Blas und Solo in einem alten Käse-Lieferwagen von Madrid aus auf den Weg, der das Ziel ist: „Der Plan bestand darin, keine Route festzulegen. Es gab ein Abreise-, aber kein Rückkehrdatum.“ Kreuz und quer jagt das so unterschiedliche Gespann – ein dicklich-liebenswürdiger Trottel, ein frischverheirateter und sexbesessener Macho, ein charmanter Casanova und ein melancholischer Erzähler – durch das sonnendurchglühte Spanien. Dabei wird am Strand und auf dörflichen Sommerfesten reichlich dem Alkohol zugesprochen und bei der Jagd auf Frauen die ohne peinliches Pathos beschriebene Freundschaft so manches Mal auf die Probe gestellt. Mehr und mehr werden sich die vier Freunde bewusst, dass sie sich an der entscheidenden Schwelle zum Erwachsenwerden bewegen und dabei sind, „das letzte Pulver unserer Jugend zu verschießen.“
David Trueba erzählt flott, humorvoll und schnörkellos – allerdings nicht ohne hin und wieder etwas zu dick aufzutragen und in die Nähe des Klischees zu geraten. Seine schönsten Episoden gelingen ihm ohne Zweifel im zweiten Teil des Buches, als die vier Freunde aufgrund einer Autopanne in der Einöde stranden und die Bekanntschaft der exzentrischen alten Dame Estrella machen, die hier ein extra für sie erbautes Hotel bewohnt. Von hier aus geht es dann mit einer weißen Chrysler-Stretch-Limousine weiter zur Hochzeit von Solos Ex-Freundin Barbara und damit hinein in die Tiefen einer verlorenen und doch noch heftig brennenden Liebe. Es ist eine trotzig-melancholische Hoffnung, welche die desillusionierte und dennoch sinnsuchende Generation X auf Touren hält: „Ein Romantiker hofft entgegen jeder Wahrscheinlichkeit.“
Karsten Herrmann
David Trueba: Vier Freunde. Roman. Taschenbuch: Heyne 2002. Broschiert – 265 Seiten. 9 Euro. ISBN: 3453211944. Gebunden: Frankfurter Verlagsanstalt, 320 S., 44 DM. Roman. Aus d. Span. v. Peter Schwaar
