Philosophisches Spiegelkabinett
Nach den großen Erfolgen seiner Erzählungen „Monsieur Ibrahim und die Blumen des Korans“ und „Oskar und die Dame in Rosa“ ist nun mit zehnjähriger Verspätung auch das Debut von Eric-Emmanuel Schmitt auf deutsch erschienen.
In „Die Schule der Egoisten“ präsentiert der in diesem Jahr mit dem „Deutschen Bücherpreis“ ausgezeichnete französische Autor uns ein Rätselspiel mit philosophischer Grundierung: Durch Zufall stößt sein Held, ein versponnener Philosophiedoktorand, in der Bibliothéque Nationale auf den exzentrischen Philosophen Gaspar Languenhaert, der im 18. Jahrhundert in den Pariser Salons für Aufsehen sorgte. Er vertrat die Ansicht, dass die Welt „nur in unseren Köpfen“ existiert und er selbst somit der „Urheber der Welt“ sei.
Gebannt begibt sich der Ich-Erzähler mit detektivischem Spürsinn auf die Spuren Languenharts und droht sich alsbald in falschen Fährten, Fälschungen und mysteriösen Hinweisen zu verlieren. Zuletzt ist er sich gar „nicht mehr sicher, inwieweit er in der Wirklichkeit verankert war“.
„Die Schule der Egoisten“ führt uns in ein philosophisches Spiegelkabinett, in dem Schmitt den ewigen Widerstreit zwischen Geist und Materie amüsant-ironisch ausfechtet. Wer in dieser Fingerübung des promovierten Philosophen letztlich die Oberhand behält und ob die Welt nur in unserer Köpfen existiert, das sei an dieser Stelle aber nicht verraten.
Karsten Herrmann
Eric-Emmanuel Schmitt: Die Schule der Egoisten. Roman. Aus dem Französischen von Inés Koebel. Ammann, Gebunden, 168 S., 16,90 Euro. 3-250-60061-X