Rasant, rasant
– Viktor Hoffmann ist ja schon vom Namen her der geborene Loser – haha, Scherz! Nee, aber ehrlich: Wenn der Ich-Erzähler von „All exclusive“, ein Twenty-something, zu Beginn dieses „Unterwegsromans“ in die USA aufbricht, einfach so, auf den Spuren von Ginsberg, Kerouac & Co., da meint man als Leser schon zu ahnen, wohin das Pferd trippelt. Zumal, wenn man den Satiriker Gunnar Homann zu kennen glaubt. Ja, na klar, das wird jetzt so eine witzige Coming-of-Age-Geschichte mit gutem Ausgang. Denkste…
Obwohl, zunächst mal verläuft alles nach Plan: Viktor, mit FH-Abschluss und dem Traum, in den USA auf den Spuren der Beatniks die volle Freiheit zu spüren, lernt dort über drei Ecken Frau Feininger kennen, die das genaue Gegenteil seiner selbst ist: total planend, immer im Dienst ihrer Magisterarbeit, selbst beim Campen immer wie aus dem Ei gepellt. Was zunächst blanke Verachtung ist – Viktor bietet Frau Feininger sogar offiziell das Sie an – entwickelt sich mit der Zeit in eine zarte Zuneigung, die zunächst natürlich keiner der beiden dem anderen gestehen würde. Frau Feininger sammelt für ihre Magisterarbeit („Lebensplanungsverhalten der US-amerikanischen Unterschicht“) Fragebögen, die sie von Angehörigen eben dieser sogenannten Unterschicht ausfüllen lässt. Viktor hingegen mischt sich unters Volk, lernt diese Unterschicht kennen – und findet dabei en passant im Badezimmer der gemeinsamen Herberge 3 fette Tafeln Haschisch.
Langsam wird ein Stiefel draus, denn mit diesem Stoff lässt sich Geld verdienen – zum Beispiel durch Wiederverkauf an Frau Feininger, die damit wiederum neue Fragebogenausfüller ködern kann. So ergibt sich langsam eine Win-Win-Situation und eine Liebesgeschichte, bis der Besitzer des Haschisch-Apartments zurückzukehren droht…
Man ahnt schon wieder was, so von wegen Drogenbaron jagt jetzt die Diebe. Wir wollen ja nicht zu viel verraten, aber man wird immer wieder überrascht. Und wundert sich dann doch immer mehr, wie diese Geschichte zum Ende hin geradezu tragische Formen annimmt. Viktor findet sich – nicht plötzlich, sondern mit offenen Augen hineingesteuert – in der typischen Mittelklasse-Hölle wieder.
Rasant, rasant: Auf nicht einmal 140 Seiten jagt der Autor seinen Helden einmal quer durch die USA und dann in eine komplette Katastrophe. „Ist das nicht zum Lachen?“, lautet der letzte Satz, und dabei ist es zum Heulen. In der Zwischenzeit aber hat man sich gut amüsiert.
Tina Manske
Gunnar Homann: All exclusive. Ein Unterwegsroman. Köln: Dumont-Buchverlag 2011. 140 Seiten. 14,99 Euro.