Erst topp, dann Flopp
Virtuos und kulinarisch schwelgend lässt der spanische Autor Juan Bas seinen Roman „Skorpione im eigenen Saft“ beginnen und zieht den Leser tief in seine Geschichte – doch dann versalzt er ihm die sämige Suppe.
Erzählt wird die Geschichte von Pacho, der ein verwöhnter, „glücklicher und verantwortungsloser Nichtsnutz“, ein Spieler, Dandy, Gourmet und Lebemann, kurz: ein Connaisseur bester Prägung ist. An einem schicksalhaften Tag lernt Pacho, dem gerade von seinem reichen Herrn Papa der Geldhahn zugedreht wurde, „Asti“ Anton Astigarraga kennen. Dieser „dem Genuss, dem Exzess und der Ausschweifung“ verfallene Wüterich und Eigenbrödler betreibt hinter herunter gekommener Fassade in der Altstadt von Bilbao eine Tapas-Bar mit exquisiten Kreationen – so zum Beispiel „Gänseleber in Gelee von Tempranillo mit karamellisierter Birne“.
Zunächst wird lecker angerichtet…
Zusammen mit „Asti“ gründet Pacho die „Weltkarte von Bilbao“, eine mondäne Tapas Bar, in der alsbald die Créme de la Créme der Stadt speist und trinkt. Als die beiden am Vorweihnachtsabend des Jahres 2000 schließlich sogar die baskische Regierung im Guggenheim-Museum mit Tapas verköstigen sollen, scheinen sie am Ziel ihrer Träume. Doch Pacho ahnt nicht, dass Asti, der im faschistischen Spanien einst Francos Vorkoster war und ein schreckliches Schicksal erlitten hat, auf einem heimlichen Rachefeldzug ist und seine Chance eiskalt nutzen will.
…und dann kalt abserviert
Juan Bas zelebriert in der ersten Hälfte seines Romans ein großartiges, groteskes Fest der Sinne. Seine Prosa brodelt frisch, frech und mit einem guten Schuss Vulgarität aus den Seiten heraus und macht Appetit auf immer mehr. Doch in der zweiten Hälfte präsentiert uns Bas die Lebens-Beichte von Asti, die auf der Folie des baskischen Befreiungskampfes oder besser: Terrors angelegt ist und vergleichsweise zäh, bieder und humorlos daherkommt. Zum Finale mündet der Roman in einem surrealen Show-Down, der die Helden und Leser federleicht aus dieser Welt katapultiert.
Karsten Herrmann
Juan Bas: Skorpione im eigenen Saft. Roman. Aus dem Spanischen von Susanne Mende. Frankfurter Verlagsanstalt. 2004. Geb. 310 S. 19,90 Euro. ISBN 3-627-00118-4