Geschrieben am 13. Februar 2004 von für Bücher, Litmag

Nick McDonell: Zwölf

Drogen, Sex, Gewalt

Still ist es um die jungen und jüngsten literarischen Wunderkinder geworden, mit denen sich die deutschen Verlage seit Benjamins Leberts „Crazy“ zu toppen versuchten. Neue Sensationsmeldungen kommen dagegen nun aus Amerika: So das Debut des 17jährigen Nick McDonell, das selbst die ehrwürdige New York Times als „so schnell wie Speed und so erbarmungslos wie Acid“ bejubelte.

McDonell erzählt in „Zwölf“ von White Mike, einem jungen Drogendealer, der selber absolut clean ist und cool dem Nietzsche- Credo des „Amor fati“ folgt. Getrieben vom hektischen Rhythmus seiner Heimatstadt New York City streift er durch die gleißenden Straßenfluchten und wartet auf das Beepen seines Handys, mit dem der nächste Deal eingeleitet wird. Wie White Mike selber sind seine Kunden verwöhnte weiße Highschool-Kinder superreicher Eltern, die ihre Langeweile betäuben und das Leben in vollen Zügen in sich hineinschießen wollen. Zudem steht der Jahreswechsel bevor und soll mit einer gigantischen Party und jeder Menge der neuen Droge „Zwölf“ zelebriert werden.

Wie die immer schneller werdende MTV-Ästhetik mischt Nick McDonell seine Geschichte aus knappen Schnitten und Splittern zusammen. Unterschiedslos schießen Drogen-Exzesse, Liebes-Gesäusel, Lifestyle-Geschwafel und kalte Gewalt ineinander. Hier gibt es keine Werte und Ziele mehr, es geht nur noch „ums Habenwollen. Denn wenn Du nichts haben willst, dann hast Du nichts…“

Lakonisch beschreibt der 17jährige Debutant den grenzenlosen ennui der New Yorker jeunesse doree, der schließlich – und hier stand eindeutig wieder einmal Bret Easton Ellis Pate – im tödlichen Amok mündet. Trotz vieler stilistischer und kompositorischer Schwächen zieht McDonell den Leser in seinen wirbelnden Erzählsog und wirft schockierend grelle Blitzlichter auf den Gefühlszustand seiner Generation.

Karsten Herrmann

Nick McDonell: Zwölf. KiWi, 230 S., 7,90 Euro. ISBN 3-462-03228-3