Geschrieben am 20. Dezember 2014 von für Carlos, Highlights 2014, Kolumnen und Themen

Carlos: Weihnachten

carlos42

Auch wenn wir heute unseren großen CultMag-Jahresrückblick feiern, es hilft nichts: Bald ist Weihnachten und wie Weihnachten ist, das weiß Carlos. Schöne Bescherung!

Weihnachten bei …

Wie feiern sie wohl, die Mittleren und Großen dieser Welt? Ich weiß es, es ist nämlich überall das Gleiche, es gibt Krach:

Korankasper und Köpffan Pierre Vogel ist stinksauer, dass er sich das mit dem Islam angetan hat: Der Schweinebraten von der Oma, der Hammerpunsch vom stracken Onkel Bert, die Butterplätzchen mit lecker Schweinegelatine, die gehen ihm schon seit Wochen ab, nun aber, am Heiligen Abend, ist es nahezu unerträglich. Als ihm die Alte etwas Tee auf den anwachsenden Ranzen schüttet, gibt’s kräftig auf die Burka. Immerhin das ist ja am Fundamentalismus was Gutes. Beim Einkaufen fragt keiner nach dem Veilchen.

Auch Präsident Obama ist reichlich entnervt. Jetzt wird er sogar zuhause überstimmt, von seinen drei Weibern. Statt den scharfen Rippchen, veganes Hasenfutter, statt einem anständigen Bud, gruselige, hochgradig verdünnte Saftschorlen.
Sein Handy brummt, es geht um irgendeine Bombardierung. Er ist vollkommen dafür und grustelt nach dem Wodka im Geheimfach. Da ist nur ein Zettel: „No, you can’t.“

Lothar Matthäus feiert mit Boris Becker das Fest in Sydney, weil beide Krach mit ihrer jeweiligen Knusperbiene haben. Irgendwas ist aber in der Planung katastrophal schief gegangen, denn die Legenden haben sich auf einen Skiurlaub eingestellt.
„Du hast hier doch früher Tennis gespielt!“, ereifert sich der Rekordnationalspieler ächzend in der Daunenjacke.
„Das war nicht in Sydney!“, entgegnet der Londoner Leimener. „Das war in Australien!“
„Dann lass uns da schnell hinfliegen!“, brüllt Matthäus.
„Okay“, sagt Boris auf Englisch. „Ich ziehe vorher nur rasch wieder meine Handschuhe und meinen Schal an.“

Papst i. R. Benedictus hat den Krach schon hinter sich, von Gänswein ausgerechnet eine Bibel, vom Nachfolger 10 Euro und eine Tafel Nussschokolade, vom Bruder die falsche Enziansorte, von niemandem den neuen Ministrantenkalender. Schöne Bescherung, wahrlich und wörtlich. Gramvoll steckt er das Wiener Würstchen in den süßen Senftopf, immer und immer wieder, ganz sanft …

„Ausgerechnet eine Ballpumpe“, denkt Mats Hummels. Vielleicht stimmte es doch, was alle sagten, und seine Süße war wirklich doof wie eine Kelle Sand. Er erkennt, dass es eine Volleyballpumpe ist und seufzt.

Putin erschießt den angeketteten Bären aus nächster Nähe, allerdings erst beim dritten Versuch. Wütend wirft er die Flinte nach seinem kreidebleichen Burschen, verfehlt auch diesen.

Günther Grass blättert in den Lübecker Nachrichten und reagiert erst verblüfft, dann rasend, nicht ahnen könnend, dass weiter westlich Wolfi Biermann längst in seine Inkontinenzwindel gebissen hat. Ein hoher Festtag und beide stehen sie nicht in der Zeitung. Das geht nicht. Beide rufen Diekmann an.

„Ich kann das nicht annehmen!“, blafft Bischöfin Käßmann den Briefträger an. „Ich will nichts zu Weihnachten!“, schreit sie. „Dieses Fest ist eine verkommene Konsumschlacht! Es hat nichts mehr mit dem zu tun, was es einmal war. Adveniat: Er kommt! Der Heiland wird geboren. Stattdessen: Süßer die Kassen nicht klingeln!“
„Es ist ein Strafzettel“, entgegnet der Postbote unterwürfig.
„Da sehen Sie’s!“. brüllt die gefallene Hirtin und schlägt die Tür ins Schloss.

Carlo Schäfer

Mehr von Carlos gibt es hier. Und zu seinem eBook Tod dreier Männer bei CulturBooks.

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