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Magazin für Verrisse aller Art    Archiv

Herausgegeben von Hans Dieter Eberhard

   



AUSGABE 8


Editorial

Lieber Surfer,

der Kampf gegen die Leitkultur ist hartes Brot. Nun müssen wir uns auch noch um die Freiheit des Geistes kümmern, die von einer Gruppe retardierter Naturwissenschaftler frech verleugnet wird. Leider sind gewisse Geistesmenschen an der Misere selber schuld, wenn ihnen nichts Besseres einfällt, als ihre angestammten Domänen beleidigt zu verlassen, um sich auf die Rieselfelder der sogenannten Kulturwissenschaft zurückzuziehen. Schillern gleich schwingen wir eine Lanze für die Freiheit.

Auch die Freiheit der Meinungsäußerung ist bedroht. Unterbeschäftigte Rechtsvertreter marodieren im weltweiten Netz, schnüffeln von Website zu Website. Mit ihrer Wühlarbeit prüfen sie, wo man noch eine Abmahnung anbringen kann samt kostenpflichtiger Unterlassungserklärung. Gegen derartige Verwanzungen ist keine Software gewachsen. Achten Sie auf die Schere im Kopf.

Literarisch bot die Saison wenig. Neue Formen des Kitsches blühen auf. Der deutsche Film landet einen Tiefschlag nach dem anderen. Wir haben mit der Entsorgung begonnen.

An dieser Stelle erlauben wir uns, Robert Walser zu zitieren: Der Kunst gegenüber gibt es nur zwei echte Empfindungen, die Entrüstung oder das Entzücken, den Abscheu oder das Wohlgefallen . . . Grausamkeit und Roheit sind gesund, die Verachtung ist ein Gefühl, das diejenigen, die zu einer anderen Stunde zu schwärmen verstehen, zu schätzen wissen. Eine halbe Kunstleistung zu schätzen, ist unmöglich. In der Kunst gibt es keine Achtung, keinen Respekt, die Kunst ist nicht unser lieber guter Freund, der Gold wert ist, weil er ehrlich ist. Wenn Kunst nichts als ehrlich ist, ist sie schlecht . . . Heutzutage treten viele Menschen in die Reihen der Kunstbeflissenen ein, deshalb, weil sie fühlen, daß sie ein gutes und wohlwollendes Herz haben. Man hält sich für einen Künstler, dadurch, daß man empfindet, daß man kein gemeiner Kerl ist. als ob nicht gerade die Grundlage zur vortrefflichen Kunstarbeit die genaue Kenntnis des Gemeinen wäre . . . Vielleicht hat die Kunst im Laufe der Zeit ein zu hohes und zu solides Ansehen gewonnen, es ist zu gefahrlos geworden, sich mit ihr zu befassen, das mag die Ursache sein, warum jeder dritte oder vierte nette Mensch Künstler werden will. Man sollte versuchen dieses Gebiet zu mißkreditieren, damit sich in Zukunft nur die Lumpen und Helden darauf zu tummeln wagen.

Mit anderen Worten: in der Kunst gibt es keine mildernden Umstände.

Die Redaktion


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