Kokoschkas Gesichter
Oskar Kokoschkas Portrait von Peter Baum 1910 (auf der Rückseite beschriftet von fremder Hand: »Certifique avoir vue ce porträt de LENJNE paint par artiste russe en 1910 Kamifof M Ortiz Paris 1924" - also irrtümlich wurde Peter Baum als LENIN ausgemacht und als solcher portraitiert geisterte er durch die Kunstgeschichte)
Oskar Kokoschka. Humanist und Rebell in einer Ausstellung vom 26.04.2014 - 17.08.2014.
Das Kunstmuseum Wolfsburg wird 20 Jahre alt. 1994 öffnete das neue Haus seine Tore mit einer großen Überblicksschau über das Werk des französischen Künstlers Fernand Léger mit dem Titel Der Rhythmus des modernen Lebens. 1911 - 1924. Sein 20-jähriges Jubiläum feiert das Kunstmuseum Wolfsburg nun mit einer Ausstellung, die dem Porträt-Werk von Oskar Kokoschka (1886 – 1980) gewidmet ist, ebenfalls einem der großen Künstler der Klassischen Moderne.
Rund 55 Gemälde, 138 Papierarbeiten und zahlreiche Dokumente vermitteln, wie Kokoschka sein künstlerisches Talent anhand der Porträt-Malerei entfaltete. In elf Kapiteln geht die Ausstellung zunächst auf die Anfänge seines Werkes in Wien ein (die Arbeiten für die Wiener Werkstätten und die Lilith-Bilder), auf die Berliner Jahre 1910 bis 1916 (die Zusammenarbeit mit Herwarth Walden und seine Beiträge für „Der Sturm“) und seine Dresdner Jahre von 1916 bis 1923. Alma Mahler und Kokoschkas Nähe zur Musik, seine Kinderporträts, allegorische Frauenbildnisse, Politische Allegorien sowie Tierbildnisse und vor allem seine Selbstbildnisse stehen im Zentrum der Betrachtungen.
Der rote Faden dieser Ausstellung ist die Person Kokoschkas selbst: die Menschen, die er kannte, sein Blick auf den Menschen und die Gesellschaft. Seine Bildnisse von Menschen und Tieren verkörpern die Essenz seiner Weltanschauung. So zeigt diese Ausstellung eine einzigartige persönliche Perspektive auf das 20. Jahrhundert und dessen bedeutende Ereignisse. Kokoschka prägte einen Stil, der auf einmal auch sehr zeitgenössisch anmutet.
Die Ausstellung „Oskar Kokoschka. Humanist und Rebell“ orientiert sich an der Entwicklung seines ungewöhnlichen OEuvres. Ausgangspunkt der Ausstellung, die 55 Gemälde und 115 Arbeiten auf Papier umfasst, ist Kokoschkas Zeit an der Kunstgewerbeschule in Wien (1905-1908), sein Wirken für die Wiener Werkstätte und die Werke für die Kunstschau 1908, die bis heute als bahnbrechendes Ereignis der Wiener Moderne gilt. Durch Wien wehte der Geist des Aufbruchs und der Avantgarde, beeinflusst durch Persönlichkeiten wie Gustav Klimt, Sigmund Freud, Gustav Mahler und Arthur Schnitzler. 1909 erregte der vielseitig begabte Kokoschka mit seinem Bühnenstück „Mörder, Hoffnung der Frauen“ einen Skandal. Aus Protest gegen die heftige Kritik ließ er sich den Kopf kahl scheren. Es folgten Kokoschkas frühe Bildnisse, die in Wien meist durch die Vermittlung von Adolf Loos’ zwischen 1909 und 1914 entstanden sind, darunter von Freunden wie dem Publizisten und Satiriker Karl Kraus und dem Schauspieler Karl Etlinger. In seinen expressiven, am Menschen und seiner Umgebung orientierten Bildfindungen dieser Jahre lehnte er sich gegen den vorherrschenden Historismus und den vom Ornament geprägten Jugendstil auf. Die Berliner Jahre 1910-1916, in denen er immer wieder Reisen nach Wien unternahm, waren durch die Zusammenarbeit mit Herwarth Walden und seiner Zeitschrift „Der Sturm“ geprägt. Als Kokoschka 1910 nach Berlin ging, lernte er Franz Marc kennen und traf sich mit Schriftstellern wie Else Lasker-Schüler, Rudolf Blümner, Peter Baum (kürzlich vorgestellt in Lost Voices (3)), Richard Dehmel und Alfred Kerr, deren Bildnisse sich in der Ausstellung wiederfinden.
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