Der Herbst des Einsamen von Georg Trakl Der dunkle Herbst kehrt ein voll Frucht und Fülle. Vergilbter Glanz von schönen Sommertagen. Ein reines Blau tritt aus verfallner Hülle; Der Flug der Vögel tönt von alten Sagen. Gekeltert ist der Wein, die milde Stille Erfüllt von leiser Antwort dunkler Fragen. Und hier und dort ein Kreuz auf dem Hügel; Im roten Wald verliert sich eine Herde. Die Wolke wandert übern Weiherspiegel; Es ruht des Landmanns ruhige Gebärde. Sehr leise rührt des Abends blauer Flügel Ein Dach von dürrem Stroh, die schwarze
Read More Das süße Sterben der Verliebten von Celander Stirb nur / Amando stirb / die Lust steht dir zur Seiten / Die schöne Marmor-Brust will dir das Grab bereiten: O wunderschöner Tod! glücksehlig wer so stirbt / Und in der hohlen Schooß ein süsses Grab erwirbt. Man stirbt indem man lebt / man geht in Wollust unter / Und wird nach solchen Tod zu neuen Freuden munter. Besteige nur das Grab / erfüll die schöne Grufft / Denn der ist recht vergnügt / der so in Grabe dufft. Celander = Johann
Read More Liebeskampf von August Stramm Das Wollen steht Du fliehst und fliehst Nicht halten Suchen nicht Ich Will Dich Nicht! Das Wollen steht Und reißt die Wände nieder Das Wollen steht Und ebbt die Ströme ab Das Wollen steht Und schrumpft die Meilen in sich Das Wollen steht Und keucht und keucht Und keucht Vor dir! Vor dir Und hassen Vor dir Und wehren Vor dir Und beugen sich Und Sinken Treten Streicheln Fluchen Segnen Um und um Die runde runde hetze Welt! Das Wollen steht! Geschehn geschieht! Im gleichen Krampfe
Read More Killer Joe von Jon Hendricks This here’s the story about Killer Joe He’s a real bad cat, ‚forget I told you so Silk on the corners of his fancy threads double breasted pin stripe coat top press fast talkin‘ good looking flim flam jive why he’s the kind o‘ cat that’ll make a dead man cry so look out for Killer Joe! Killer Joe – Killer Joe Killer Joe – love dough [Repeat] Love of gold Has made him very cold [Repeat Top] I hit the big town an’he turned me roun‘
Read More Der Mordknecht Es reit ein Herr und auch sein Knecht, Wohl über ein Heide, die war schlecht, Ja schlecht! Und alles was sie redeten da, War all’s von einer wunderschönen Frauen, Ja Frauen! »Ach Schildknecht, lieber Schildknecht mein, Was redst von meiner Frauen? Ja Frauen! Und fürchtest nicht mein braunen Schild, Zu Stücken will ich dich hauen, Vor mein’n Augen.« »Euern braunen Schild den fürcht ich klein, Der lieb Gott wird mich wohl behüten, Behüten!« Da schlug der Knecht sein’n Herrn zu todt, Das geschahe um Fräuleins-Güte, Ja Güte! »Nun
Read More Menschliches Elende von Andreas Gryphius Was sind wir Menschen doch? Ein Wohnhaus grimmer Schmerzen, Ein Ball des falschen Glücks, ein Irrlicht dieser Zeit, Ein Schauplatz herber Angst, besetzt mit scharfem Leid, Ein bald verschmelzter Schnee und abgebrannte Kerzen. Dies Leben fleucht davon wie ein Geschwätz und Scherzen. Die vor uns abgelegt des schwachen Leibes Kleid Und in das Totenbuch der großen Sterblichkeit Längst eingeschrieben sind, sind uns aus Sinn´ und Herzen. Gleich wie ein eitel Traum leicht aus der Acht hinfällt Und wie ein Strom verfleußt, den keine Macht aufhält,
Read More König Donalds Zunge von Hanns von Gumppenberg König Donald, schau‘ nicht immer voran, Schau um dich links und rechts – Schon sank dein letzter Panzermann Im Föhnsturm des Gefechts! König Donald schaut nicht hin noch her, Und jetzt wär’s all‘ zu spät: König Helge mit gezücktem Speer Als Sieger vor ihm steht. Da wallte Donalds Nordmannssinn – Er bat nicht für sein Loos, Er bäumte hochauf das Löwenkinn Und bleckte die Zunge bloß! Wohl lag er schnell vom rächenden Stich Durchstoßen und hingestreckt, Doch ob ihm der Athem des Lebens
Read More Fräser von Paul Zech Gebietend blecken weiße Hartstahl-Zähne aus dem Gewirr der Räder. Mühlen gehen profund, sie schütten auf den Ziegelgrund die Wolkenbrüche krauser Kupferspäne. Die Gletscherkühle riesenhafter Birnen beglänzt Fleischnackte, die von Öl umtropft die Kämme rühren; während automatenhaft gestopft die Scheren die Gestänge dünn zerzwirnen. Ein Fäusteballen hin und wieder und ein Fluch, Werkmeisterpfiffe, widerlicher Brandgeruch An Muskeln jäh emporgeleckt: zu töten! Und es geschieht, dass sich die bärtigen Gesichter röten, daß Augen wie geschliffene Gläser stehn und scharf, gespannt nach innen sehn. (1913)
Read More waldmann und der ernst der lage, eins von Ror Wolf waldmann kommt auf einen sprung vorbei und er sagt: was war das für ein schrei? er holt den revolver aus der hose und er ruft in diese atemlose stille: halt, hier wurde doch geschrien, und am rand der tasse ist strychnin, und der kopf von doktor winternitz sitzt auf seinem hals ganz blaß und spitz. waldmann, ein revolverkalter mann, sieht sich das in aller ruhe an. die pinzette zupft, und mit der lupe untersucht er bart und salbentube, handschuh ohrenschützer
Read More Shotgun Blues by Sonnyboy Williamson/Lightnin´Hopkins Yes, I said, go bring me my shotgun Oh, bring me back some shells Yes, I said, go bring me my shotgun Oh, bring me back a pocket full of shells Yes, if I don’t get some competition You know there’s gonna be trouble here Yes, you know my woman tried to quit me When I ain’t done nothin‘ wrong She done put me out of doors But I even ain’t got no home as it goes Bring me my shotgun Oh Lord, and a
Read More Nightpiece by James Joyce Gaunt in gloom, The pale stars their torches, Enshrouded, wave. Ghostfires from heaven’s far verges faint illume, Arches on soaring arches, Night’s sindark nave. Seraphim, The lost hosts awaken To service till In moonless gloom each lapses muted, dim, Raised when she has and shaken Her thurible. And long and loud, To night’s nave upsoaring, A starknell tolls As the bleak incense surges, cloud on cloud, Voidward from the adoring Waste of souls. (1915)
Read More Eve of Destruction by Barry McGuire The eastern world, it is exploding Violence flarin‘, bullets loadin‘ You’re old enough to kill, but not for votin‘ You don’t believe in war, but what’s that gun you’re totin‘ And even the Jordan River has bodies floatin‘ But you tell me Over and over and over again, my friend Ah, you don’t believe We’re on the eve of destruction. Don’t you understand what I’m tryin‘ to say Can’t you feel the fears I’m feelin‘ today? If the button is pushed, there’s no runnin‘
Read More Sonett 131 von William Shakespeare Thou art as tyrannous, so as thou art, As those whose beauties proudly make them cruel; For well thou know’st to my dear doting heart Thou art the fairest and most precious jewel. Yet, in good faith, some say that thee behold, Thy face hath not the power to make love groan; To say they err I dare not be so bold, Although I swear it to myself alone. And to be sure that is not false I swear, A thousand groans, but thinking on
Read More Schöne Jugend von Gottfried Benn Der Mund eines Mädchens sah so angeknabbert aus. Als man die Brust aufbrach, war die Speiseröhre so löcherig. Schließlich in einer Laube unter dem Zwerchfell fand man ein Nest von jungen Ratten. Ein kleines Schwesterchen lag tot. Die andern lebten von Leber und Niere, tranken das kalte Blut und hatten hier eine schöne Jugend verlebt. Und schön und schnell kam auch ihr Tod: Man warf sie allesamt ins Wasser. Ach, wie die kleinen Schnauzen quietschten! (1912) Abbildung: Gottfried Benn ca. 1951; Zeichnung von Tobias Falberg
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