Geschrieben am 24. März 2012 von für Crimemag

About Crime Fiction – Pick of the Week N° 4

Pick of the Week N° 4

– Seit Jahren bibliografiert, archiviert und kommentiert der Ehrenglauser-Preisträger Thomas Przybilka in seinem BoKAS  (= Bonner Krimi-Archiv Sekundärliteratur) wissenschaftliche und publizistische Arbeiten aus aller Welt, die sich mit den unendlichen Facetten von Kriminalliteratur befassen. In unregelmäßig regelmäßigen Abständen erscheinen dann seine unschätzbar wertvollen Zusammenfassungen der aktuellen Sekundärliteratur, die jeder zur Kenntnis nehmen muss, der sich auch nur ein bisschen über seine Lieblingsliteratur kundig machen möchte. Ein solcher „Newsletter“ hat leicht einmal 160 bis 200 Seiten; deswegen empfiehlt CrimeMag jede Woche ein paar Titel aus dieser Fülle, die uns besonders bemerkenswert erscheinen.

Super Bitches and Action Babes. The Female Hero in Popular Cinema, 1970 – 2006

Ursprünglich ware es Männer, die in knallharten Actionszenen in Thrillern, Western oder SciFi-Filmen agierten. Mit Beginn der 70er Jahre änderte sich dies. Pam Grier öffnete in „Coffy and Foxy Brown“ das Actiongenre für weibliche Darsteller. Rikke Schubart analysiert an ausgewählten Film-Beispielen der Jahre 1970 bis 2006 den Eintritt weiblicher Superhelden in Actionfilme, die immer noch von Männern für vorwiegend männliche Zuschauer geschrieben, produziert und gedreht wurden. Die feministische und post-feministische Argumentation dieser Untersuchung richtet den Blick auf die „Begründerinnen“ des weiblichen Actionfilms.

Inhalt: Einführung – Female Heroes in an Age of Ambivalence. Teil 1: The Rise Against Men: „Godmother“ of Them All: The Rise and Fall of Pam Grier / A Pure Dominatrix „Ilsa, She-Wolf of the SS“ / Enough! Birth of the Rape-Avenger. Teil 2: From the Margins: Meiko Kaji – Woman with a Vengeance / „Beautiful Vase Made of Iron and Steel“ – Michelle Yeoh / Failed Female Hero? „Queen of Martial Arts“ Cynthia Rothrock. Teil 3: Into the Action: Sigourney Weaver – The „Alien“ Series and the Mother Archetype / Daddy’s Action Girl – „Nikita“ and the Daughter Archetype / The Warrior and the Wardrobe – The Amazon Hero. Teil 4: Age of Ambivalence: Disturbing Creature – The Female Soldier in the War Film / The Action Star Persona of Milla Jovovich / High Trash Heroines – Lara, Beatrix, and „Three Angles“. Eine ausführliche Filmographie beschließt diese Untersuchung.

Rikke Schubart lehrt an der University of Southern Denmark Literatur-, Medien- und Kulturwissenschaften. Zur Homepage der Autorin.

Schubart, Rikke: Super Bitches and Action Babes. The Female Hero in Popular Cinema, 1970 – 2006. 2007, 368 S., 67 Fotos, McFarland, 978-0-7864-2924-0, US $ 35,00.

Gefährliches Pflaster. Kriminalität im Römischen Reich

Das Römische Reich war eines der größten Imperien der Weltgeschichte, leistete sich ein gewaltiges, in ganz Europa eingesetztes Heer und hatte einen gut funktionierenden Verwaltungsapparat. Was das Imperium Romanum allerdings nicht zu leisten vermochte, war für die Sicherheit seiner Bürger zu sorgen. Eine Polizei war unbekannt, und so waren die Untertanen des Römischen Reiches bei kriminellen Übergriffen sich selbst überlassen. Eindrucksvoll wird die Kriminalität im Römischen Reich in dem gleichnamigen Begleitband zur Ausstellung „Gefährliches Pflaster“ (LVR-RömerMuseum im Archäologischen Park Xanten, 8. Juli 2011 bis 12. Februar 2012) beschrieben.

Diebstahl, Raub, Mord und Totschlag waren damals wie heute mehr oder weniger an der Tagesordnung. Wurde jemand bestohlen, so war er auf sich allein angewiesen bei dem Versuch, sein Hab und Gut wiederzuerlangen. Wurde allerdings ein Krimineller erwischt, so folgten drakonischen Strafen auf dem Fuße, da Gefängnisstrafen unbekannt waren. Für den gefassten Täter bedeutete dies den direkten Weg ins Amphitheater, um dort vor Publikum von wilden Tieren zerfleischt oder auch gekreuzigt zu werden. In insgesamt 29 reich illustrierten Beiträgen wird dem Leser geschildert, mit welchen Verbrechen sich die Menschen der römischen Antike auseinanderzusetzen hatten. Die Beiträge sind in vier Hauptteile geglieder: „Das Sicherheitsbedürfnis der provinzialrömischen Bevölkerung“, „Kriminaldelikte“, „Strafverfolg und und Rechtsprechung“, und im Teil „Ausblick“ wird im Beitrag „Zustände wie im alten Rom?!“ römisches und heutiges Strafrecht gegenübergestellt und verglichen.

Dr. Marcus Reuter, geboren 1966, studierte Provinzialrömische Archäologie, Alte Geschchte sowie Vor- und Frühgeschichte an den Universitäten Freiburg und Wien. Er ist Leiter des LVR-RömerMuseum im Archäologischen Park Xanten.

Romina Schiavone M.A., geboren 1979, studierte Vor- und Frühgeschichte und Kunstgeschichte in Frankfurt/M. Sie ist freiberufliche Archäologin und Kuratorin der Sonderausstellung „Gefährliches Pflaster – Kriminalität im Römischen Reich“ im LVR RömerMuseum im Archäologischen Park Xanten.

Reuter, Marcus / Schiavone, Romina (Hg): Gefährliches Pflaster. Kriminalität im Römischen Reich. 2011, 437 S., zahlr. s/w und farb. Abbildungen, Verlag Philipp von Zabern (Xantener Berichte, Grabung – Forschung – Präsentation, Bd. 21), 3-8053-4382-5 / 978-3-8053-4282-4, EURI 19,90. Zur Homepage von APX.

Crime Culture. Figuring Criminality in Fiction and Film

Die Herausgeber haben führende internationale Literatur- und Kulturwissenschaftlicher gebeten, bestimmte Kriminalromane der amerikanischen „hard-boiled“-Schule, Kriminalromane von afroamerikanischen Autorinnen, aber auch Gangsterfilme, TV-Serien und „True Crime“-Literatur auf die kulturellen Auswirkungen der „sinnlosen“ Morde (senseless murders) hin zu untersuchen und zu analysieren. Zur Fragestellung, warum die fiktionale Kriminalität in der modernen Gesellschaft einen besonderen Stellenwert eingeräumt bekommt, geben Beiträger z.B. wie Mark Seltzer, Elisabeth Bronfen oder Lee Horsley in ihren Essays ausführlich Antworten und Stellungnahmen.

Inhalt: Bran Nicol / Patricia Pulham / Eugene McNulty: Crime Culture and Modernity. Teil 1. Breaking Boundaries – Games, Art & the Image (Mark Seltzer: Playing Dead – Crime as a Social System / Benjamin Noys: Psychopathology as a Game – J.G. Ballard and Conceptual Crime / John Lechte: Crime, Abjection, Transgression and the Image). Teil 2. Revisiting Noir (Elisabeth Bronfen: The Female Side of Crime – Film Noir’s Femme Fatale and The Dark Side of Modernity / Andrew Pepper: Post-war American Noir – Confronting Fordism). Teil 3. Vixens and Victims – Criminal Femininities (Lee Horsley: Dead Dools and Deadly Dames – The Cover Girls of American True Crime Publishing / Linden Peach: Contemporary African American Women’s Crime and Mystery Novels). Teil 4. Angels of Death – Criminal Masculinities (Páraic Finnerty: Killer Boys, Male Friendship and Criminality in „The Butcher Boy, Elephant and Boy“ / Andrew Spicer: The Angel of Death – Targetting the Hitman). Teil 5. Reading the Criminal Order (Christopher Wilson: Risk Management – Frank Abagnale, jr. and the Shadowing of Pleasure / Bran Nicol: Police Thy Neigbour – Crime Culture and the „Read Window“ Paradigm).

Bran Nicol ist Dozent für Moderne und Zeitgenössische Literatur an der University of Portsmouth

Eugene McNulty lehrt Englisch am St. Patrick’s College der Dublin City University

Patricia Pulham lehrt Viktorianische Literatur an der University of Portsmouth.

Nicol, Bran / McNulty, Eugene / Pulham, Patricia (Hg): Crime Culture. Figuring Criminality in Fiction and Film. 2010, 256 S., Illustrationen, Continuum (Continuum Library Studies), 978—0-8264-3235-3, £ 60,00.

Thomas Przybilka

Zur Homepage des BoKAS.

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