Pick of the Week N° 10
– Seit Jahren bibliographiert, archiviert und kommentiert der Ehrenglauser-Preisträger Thomas Przybilka in seinem BoKAS (= Bonner Krimi-Archiv Sekundärliteratur) wissenschaftliche und publizistische Arbeiten aus aller Welt, die sich mit den unendlichen Facetten von Kriminalliteratur befassen. In unregelmäßig regelmäßigen Abständen erscheinen dann seine unschätzbar wertvollen Zusammenfassungen der aktuellen Sekundärliteratur, die jeder zur Kenntnis nehmen muss, der sich auch nur ein bisschen über seine Lieblingsliteratur kundig machen möchte. Ein solcher „Newsletter“ hat leicht einmal 160 bis 200 Seiten; deswegen empfiehlt CrimeMag jede Woche ein paar Titel aus dieser Fülle, die uns besonders bemerkenswert erscheinen.
Canal i Artigas, Jordi / Martín Escribà, Àlex: La Cua de Palla. Retrat en groc i negre
Im Jahr 1963 begann Manuel de Pedrolo, Verleger der Ecicions 62, mit „La Cua de Palla“ eine katalanisch-sprachige Krimireihe innerhalb des spanischen Krimimarktes zu etablieren. Die Reihe mit schwarzen Illustrationen auf gelben Covern wurde ein Riesenerfolg. Noch heute lehnt sich die katalanische Krimispezialbibliothek „Biblioteca la Bòbila“ in L’Hospitalet in der Aufmachung ihres Newsletters „L’H Confidencial“ an die Kollektion „La Cua de Palla“ an. Jordi Canal i Artigas, Direktor der Biblioteca la Bòbila, und Àlex Martín Escribà, Professor für Katalanische Sprache und Literatur an der Universität de Salamanca, haben mit dem vorliegenden Buch die Geschichte dieser erfolgreichen schwarz/gelben Krimireihe ausführlich und umfangreich dokumentiert und sämtliche Stationen auf dem nicht immer leichten Weg der Edicions 62 von allen Blickwinkeln auf 167 Seiten beleuchtet. Die zweite Hälfte dieser Dokumentation ist einem gewaltigen Anhang gewidmet: Auf insgesamt 252 Seiten wird eine bemerkenswerte Bibliographie angeboten. Neben einer alphabetischen Autorenauflistung (ergänzt mit Geburtsort und Geburtsjahr/Sterbeort und –jahr) folgt eine „Cronologia de les Edicions Originals“ (auch hier haben die beiden Autoren umfangreiche Ergänzungen in Form von Fußnoten beigefügt). Es schließt sich eine „Filmografia Cronològica de les Adaptacions“, ebenfalls mit Fußnotenerläuterungen, an. Im Indexteil „Fitxes Filmogràfiques“ werden neben dem Entstehungsjahr, die Regisseure, Produzenten, Filmmusikkomponisten und die Darsteller aufgelistet. Die umfangreiche „Bibliografia“ verzeichnet „Llibres consultats“, „Articles generals“ und „Bibliografia sobre La Cua de Palla“. Der Indexteil „Catàleg“ beginnt zunächst mit den Bildtafeln der Cover der Reihe La Cua de Palla, es folgt die chonologische Auflistung der Titel „La Cua de Palla“ (Reihenkürzel: CP) von 1963-1970, weitergeführt durch die „Seleccions de la Cua de Palla“ (Reihenkürzel: SCP) von 1981-1996 und „El Cangur/Cua de Palla“ (Reihenkürzel: CCP) von 1996-1997, „La Nova Cua de Palla“ (Reihenkürzel: NCP) des Jahres 2006 und „Labutxaca/Cua de Palla“ (Reihenkürzel: BCP) des Jahres 2009 (alle Reihen mit Titel, Autor, Übersetzer, Erscheinungsfahr, Seitenzahl, Originaltitel, ggf. Filmographie). Neben den bereits genannten Indizes erschließt der „Índex de la Col-lecció i les Seves Adaptacions Cinematogràfiques“ diese sehr empfehlenswerte Dokumentation auf das Beste.
Jordi Canal i Artigas, geboren 1955 in Berga, ist Bibliothekar und der Direktor der Biblioteca la Bòbila in l’Hospitalet, der ersten Krimispezialbibliothek in Spanien, Herausgeber von „L’H Confidencial“ und Koordinator des „Premi internacial de novel-la negra L’H Confidencial“.
Àlex Martín Escribà, geboren 1974 in Barcelona, ist Professor für katalanische Sprache und Literatur, Koordinator des „Congrés de Noval-la i Cinema Negre“ an der Universitat de Salamanca. Er ist Autor diverser Bücher zum Genre, darunter auch „Catalana i criminal“.
Miller, Vivien / Oakley, Helen (ed): Cross-Cultural Connections in Crime Fictions
In zehn Essays wird die Verbindung zwischen Kriminalliteratur und Kriminalfilm untersucht. Unter anderem wird Bezug genommen auf die Darstellung von Mord, die Arbeitsweise von Privatermittlern oder „police procedurals“ in Hinblick zum Beispiel auf Rasse, Geschlecht oder Sexualität in britischen, schwedischen, amerikanischen und kanadischen Kriminalromanen oder –filmen.
Inhalt: V. Miller/H. Oakley: Introduction/D. Schmid: From the Locked Room to the Globe – Space in Crime Fiction/H.A. Goldsmith: The Fact and Fiction of Darwinism – The Representation of Race, Ethnicity and Imperialism in the Sherlock Holmes Stories of Arthur Conan Doyle/G. Green/L. Horsley: „You’re not so special, Mr. Ford“ – The Quest for Criminal Celebrity/C. Robinson: Hard-Boiled Screwball – Genre and Gender in the Crime Fiction of Janet Evanovich/S.E. Billingham: „A Wanted Man“ – Transgender as Outlaw in Elizabeth Ruth’s „Smoke“/H. Oakley: Dissecting the Darkness of „Dexter“/M. Nicholls: The Machine Gun in the Violin Case – Martin Scorsese, Mean Streets and the Gangster Musical Art Melodrama/B. Nicol: In the Private Eye – Private Space in the Noir Detective Movie/C. Beyer: Death of the Author – Maj Sjöwall and Per Wahlöö’s Police Procedural/S. Powell: „Betty Short and I Go Back“ – James Ellroy and the Metanarrative of the „Black Dahlia“ Case.
Vivien Miller ist Professorin für Amerikanische Geschichte an der University of Nottingham.
Helen Oakley ist Dozentin für Kunst an der Open University (East Midlands/UK)
Hohmann, Tobias: Edgar & Bryan Edgar Wallace
Fast 4 Kilogramm bringt dieser großformatige Text/Bild-Band auf die Waage! Wallace-Fan Oliver Kalkofe leitet die umfangreiche Werkschau der Wallace-Verfilmungen mit einem Vorwort ein. Nach einer kurzen Edgar Wallace-Biographie („Der Lebensweg eines Genies“) wirft Tobias Hohmann einen Blick auf die Entstehungsgeschichte der Edgar-Wallace-Filme. Alle Kino- und TV-Verfilmungen werden von Hohmann auf jeweils 10 bis 20 Seiten ausführlich gewürdigt, ergänzt durch umfangreiches Fotomaterial sowie Textkästen zu Stabangaben, Fakten und Werbematerial des Filmverleihs. Neben Hohmanns Ausführungen werden Zeitungskritiken zu den Filmen berücksichtigt. Ausführliche Kapitel widmen sich den Wallace-Parodien, aber auch den Epigonen (Mabuse-Reihe oder die Louis Weinert Wilton-Adaptionen). Abgeschlossen wird dieser Band mit einer Kurzbiographie zu Bryan Edgar Wallace („Der Sohn eines Genies“), die den letzten, umfangreichen Teil einleitet: „Die Bryan Edgar Wallace Filme“. Hinzu kommen fast 70 Biographien der Schauspieler, Produzenten, Regisseure und Drehbuchautoren der verschiedenen Wallace-Filme. Ein Film-Index und ein Personen-Index erschließen diesen voluminösen Band.
Thomas Przybilka
Zur Homepage des BoKAS.