Geschrieben am 5. April 2014 von für Carlos, Crimemag

Carlos

carlos41

Blutende Herzen

Carlos hat beschlossen, Belletrist zu werden. Gnadenlos und mit allen Mitteln. Kommt Ihnen irgendwie bekannt vor? Aber lassen Sie selbst lesen …

Zart strich Ilonas Hand über das bekleidete Gemächt des Generals von Gabel, dies respondierte in der Art des gesunden, beherrschten Mannes. Der General nahm stumm sein Monokel aus dem Auge und ließ den Schulterhalfter sanft zu Boden gleiten, den Säbel desgleichen. Dieweil die beiden Liebenden, nur immer begieriger einander entkleideten und zarte, leise Worte tauschten, konnten sie kurz vergessen: Dies: Ein Paar nur für eine Nacht waren sie! Denn morgen würde Gabels Regiment in froher Gewissheit des Todes zuvörderst frontend der portugiesischen Infanterie den Widerstand bieten, welchselber nötig und genügend sein würde, den Zangenangriff der Kameraden gelingen zu lassen.

Dies marterte auch den Feldmarschall Graf Leiff von Gaaden, die Entbehrungen des gemeinen Soldaten teilend, schlaflos auf einem einfachen Strohlager liegend. Mit blutendem Herzen, doch der eisernen Entschlossenheit des vielfach ausgezeichneten Schlachtenhelden, wusste er in Julius Gabel einen seiner treuesten und tapfersten Männer, einen der edelsten Menschen, dem er je begegnet war, zu opfern.

So schwer war ihm der Entscheid gefallen, dass er tags zuvor, des beträchtlichen Risikos entachtend, zu Pferde die Kontorkonsularswitwe Martha Freie von Gabel aufsuchte, um ihr zu sagen, dass er ihr nun auch den dritten Buben nehmen musste. Wie bewunderte er diese Frau, die da nur in weher Beherrschung entgegnete: „Er stirbt für Gott und Vaterland, wie könnte mich da Ihre Entscheidung grämen.“

„Und doch weiß ich um Ihren Schmerz, gnädige Frau!“; durfte er bewegt entgegnen, „Musste ich doch einst meinen Sohn Egon-Hyazinth, mein liebes Kind, das eben nur nie die männliche Tugend der Tapferkeit erwerben wollte, selbst füsilieren und, ach, vergib mir mein Sohn dereinst im Reich des Ewigen, auch noch ehrlos mit Schemel und Strang.“

In stillem Schmerz schlief der Feldmarschall ein und träumte symboliter von einer Rose, die roh dem nährenden Mutterboden entrissen ward – von einem teuflisch grinsenden Lusitanen, welcher aufs Abscheulichste verwahrlost war und den Davidsstern frech über dem losen Hemde trug.

Der Feldkurat Ottheinrich Rülke indes, der das Paar in aller Eile noch getraut hatte, verbrachte die Nacht im Gebet in der kleinen Zeltkapelle und wollte dorten verharren, bis des Schindwegs Ende für von Gabel erreicht sein würde. Jedoch geschah es, dass er noch vor dem Armen vor den Herrn treten durfte. Um die fünfte Stunde verstummten seine Psalmen und sein hierdurch vorgeblich besorgter Bursche Waldemar fand ihn laut eigenem Berichte hinterrücks erschlagen im Streu.

Von der allgemeinen Unruhe aufgeschreckt hielt von Gabel inmitten eines mannhaften Beckenhubs inne, beendete den actum koitalis präcox und eilte hinzu. Er tötete den Burschen mit nur einem Säbelhieb der Gnade und Gerechtigkeit, obschon Waldemar seine Unschuld beteuerte, sintemal aber log, wie von Gabel befand. Da ein anderer Bluttäter nie gefasst wurde, ist auch dies in die ehrenvolle Vita des Generals zu inscribieren, mit dem Federkiel des Adlers und der Tusche der Caesaren.

Er selbst starb am hohen Mittage an einem qualvoller nicht sein könnenden Bauschuss.

Kein Wehlaut drang aus seiner Kehle.

Mutter und Witwe verrichteten noch manches gute Werk an den Ärmsten der Armen, bis ein Fieber beide alsbald und endlich auch erlöste!

So einen Scheiß würde ich gerne mal tausend Seiten in die Tasten labern, aber ich pack es nicht.

Im Gegenteil, das wars für heute.

PS: Für den Tausendseiter wählte ich das Pseudonym Felicitas Schmidt.

Carlo Schäfer

Mehr von Carlos gibt es hier. Und zu seinem eBook Tod dreier Männer bei CulturBooks.

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