Geschrieben am 23. August 2014 von für Carlos, Crimemag

Carlos

carlos41

Strandzeit!
Lesezeit!
Krimizeit!
Voilà!

DIE PULPOTRILLOGIE Teil 3

 

Teil 3: Pulpo hat mehr als ein Problem und noch eines

(Don Sinistre alias „Pulpo“ hat seine Frau rschossen, das hat sein Sohn Nero ihrem Herkunftsclan, den übermächtigen Silicones verraten. Der fette Privatermittler Whopper soll den nach Fisch stinkenden Trottel retten. Doch Whopper hat Hunger.) (zu Teil 1 und Teil 2)

„Dein eigener Sohn hat dich verraten. Er hat nur darauf gewartet, jetzt war die Gelegenheit da. Das ist die bittere Wahrheit, Pulpo.“ Der schaute zu Boden. „Ich nehme an, ich soll deinen Arsch sanieren, weil mir Don Silicone etwas schuldet.“ Pulpo deutete ein Nicken an. „Weil ich seine Zwillinge gerettet habe, als die Iren sie in die Mangel nehmen wollten?“ Wieder nickte Pulpo. „Weil ich sie sogar ein weites Mal zurückgebracht habe, als sie in dieser verrückten Sekte waren und nackt in Baumhütten wohnten?“ Ein drittes Mal wackelte Pulpos Quadratschädel auf und ab. „Weißt du, Pulpo“, sagte ich, der Hunger kehrte zurück, reaktionsschnell schnitt ich ein Stück von meinem Gürtel ab und kaute es innig, „es gibt da nur ein Problem.“

„Was für ein Problem?“, Pulpo war sichtlich unbehaglich zumute, er wand sich geradezu, „was für ein Problem, Whopper? Es gibt kein Problem, Whopper! Du rettest mich, ich erschieße Nero, es gibt kein Problem.“
„Doch es gibt eines.“
„Gibt es nicht!“
„Doch.“
Und was? Was für ein Problem?“ Er hatte die Augen geschlossen wie ein Kind, das unsichtbar sein will.
„Du hast die Zwillinge erschossen.“
„Nur einen“, schrie Pulpo. „Der andere ist über ihn gestolpert und die Treppe heruntergefallen.“

Ich schwieg. Ich fühlte das alte Fieber. Die Intensivierung der Wahrnehmung, wenn die Jagd beginnt. Mein Gott stank es in diesem Büro nach Fisch.

„Folgendes“, sagte ich. „Ich gehe jetzt essen. Dann nehme ich Kontakt mit den Silicones auf. Ich werde auch schauen. Du bist wahrscheinlich hier am sichersten sein. Ich werde dich aber einschließen müssen. Geh‘ lieber nochmal auf die Toilette.“
„Ich habe an alles gedacht“, sagte Pulpo und schaute mich wieder etwas festeren Blicks an. „Ich bin Profi.“

Er entnahm seinem Jackett die Nähmaschinenknarre, einen kleinen Gaskocher, eine winzige Espressomaschine, ein Madonnenbild, diverse Gläser mit unterschiedlichen Antipasti und ein Weißbrot.

„Aber eine Toilette hast du nicht dabei?“
Jetzt konnte er schon wieder triumphierend lächeln: „Ich trage eine Inkontinenzwindel.“
Ich stand auf, die Kraft reichte so eben grade.
„Wenn mir langweilig wird“, sagte Pulpo, „würde ich ein wenig in die Wand schießen, die da drüben, wo keine Möbel stehen. Ich lasse sie dir dann wieder herrichten.“
Ich war zu schwach um das zu kommentieren.

Ich schloss von außen ab. Nahezu blind tastete ich mich durch die Straßen. Als ich endlich im koscheren Hähnchengrill von meinem Kumpel Birnbaum angekommen war, als ich endlich den Bürzel des zweiten Huhns aussaugte, konnte ich wieder klar denken.
Eines ließ sich nicht leugnen: Pulpo hatte mehr als ein Problem. Und jetzt hatte er noch eines.

Die Tür zu meinem Büro hatte einen Stahlkern, Fenster gab es keine, das Haus war unbewohnt. Ich würde vielleicht eine Weile verreisen. Birnbaum brachte mir das dritte Brathuhn.

„Nero?“, fragte ich.
„Bei den Fischen.“

Birnbaum gehörte zu keiner Familie, aber er war der Informant schlechthin. Ich bestellte einen Fisch. Wie heißt nochmal der Ire ohne Nase, der so schön sauber machen kann und allen Müll wegschafft, wirklich: allen?“, fragte ich meinen Freund.
„Du meinst sicher Tom Kennedy, der nichts riechen kann.“
Ich nickte: „Es wird ein bisschen eklig sein, wenn ich ihn in drei Wochen in mein Büro schicke.“
„Das stört ihn nicht“, sagte Birnbaum. „Wer hat ihm eigentlich die Nase abgeschossen?“
„Es war eine Wette“, erinnerte ich mich. „Er hat sie gewonnen.“

Zufrieden zerlegte ich den Fisch und ließ die Gedanken treiben, in die fernen Tage der Kindheit …

Ja, mein Vater hieß Alfred Hammer II., aber meine Mutter hörte auf den Mädchennamen Rosaria
Paula Bimba Paolo … SILICONE!

ENDE

Hier geht’s zu Teil 1 und Teil 2.

Carlo Schäfer

Mehr von Carlos gibt es hier. Und zu seinem eBook Tod dreier Männer bei CulturBooks.

Tags : , ,