Gurgel, gurgel
Sündenlümmel Pierre Vogel, der rheinische Gottesbote hat eine Formkrise – lesen Sie dazu einen Kommentar von Carlos vom CrimeMag:
Pierre Vogel, ehemaliger Boxer und heute in Sachen Salafismus Champion aller Klassen (freilich nicht aller Verbände) hat eine Formkrise. Man könnte meinen, es sei Heimweh, dass er nach wenigen Wochen den neuen Wohnort Hamburg wieder gegen einen „im Kölner Raum“ rücktauscht. Aus Mekka hat es ihn ja seinerzeit auch wieder dorthin gezogen, offiziell, weil seiner herzkranken Tochter von deutschen Ärzten, die dereinst in der Hölle schmoren werden, in der Domstadt besser geholfen werden konnte als im Schatten der Minarette. Ich schätze, dass auch der Karneval fehlte.
Aber diesmal liegt der Fall anders, der rheinische Gottesbote ist angefressen, halber Burn-out, wenn nicht dreiviertel, das planlose Herumzigeunern und weitere Symptome, zu denen ich noch komme, legen das nahe. Dass er – sagen wir es schlicht – am Arsch ist, ist nur zu verständlich. Youtubet man seinen Namen, finden sich neben vielen Filmchen seiner recht einfach gehaltenen Botschaften auch zunehmend innerislamistische Angriffe. Besonders ein frommer Mohr, dessen Deutsch tatsächlich etwas besser ist, als das des apokalyptischen Jecken, greift Vogel in einer mehrminütigen Ansprache hart an. Man weiß allerdings nicht weswegen. (Ohnehin wird ja der Genuss salafistischer Propaganda durch die ständig dazwischen gegurgelten arabischen Preisungen des Allermächtigsten empfindlich gemindert.) Immerhin wird ab Minute 4 eine Sache klar, neben weiterhin etlichen anderen Geheimsünden, die der Schwarze dem kölschen Missionar unter anderem vorwirft: Es habe dieser persönliche Aussprachen in Münster und Mönchen-Gladbach kurzfristig abgesagt. Beide Orte werden mehrmals genannt, dann mahnt der Kombatant noch mindestens ein halbes Dutzend mal, Vogel möge „keine Spielchen mehr“ mit ihnen (wer auch immer sie sind) spielen.
Ein Video weiter sieht man denselben Dunklen und einen Helleren (nur auf die Hautfarbe bezogen) auf einer Veranstaltung, wo zunächst Zweiterer über Vogels anscheinend miserables Arabisch wütet und dann der, der keine Spielchen mag, betont (erneut die Zauberformel nur immer wieder mit sakraler Würde vortragend), Vogel habe „sich selbst einen K.O.-Schlag versetzt“, endlich auch warum: Sündenlümmel Pierre habe behauptet, Allah habe Hände, Arme und vor allem, er könne sitzen. Dann wird ein Filmchen eingespielt, wo Vogel eben dieses nicht sagt, aber was zählt Logik, wenn man ohnehin schon alles weiß.
Außer gegen solch freche Salafistenschelte anzupredigen und anzugurgeln, muss der sensible Vogel neuerdings an einer zweiten Front kämpfen: Seine sunnitischen Brüder von der Isis wirken einfach nicht sehr sympathisch. Vielleicht ja nur auf den ersten Blick, weil uns Enthauptungen, Kreuzigungen und sonstige Dreibastigkeiten unvertraut geworden sind, aber derzeit ist ihr Image nicht das beste, das mag auch den ein oder anderen Konvertiten, der seine sieben Zwetschgen noch leidlich beisammen hat, nachdenklich stimmen. Den dummen Pierre nicht, aber er mag es wittern: Die Sache stand schon mal besser, das Bild der friedfertigen Salafisten, der höchstens mal der Alten eine wammelt, erfährt eine Trübung. Irgendwie. Was tun?, grübelt Imam Rotbart wohl so manche Stunde. Viel fällt ihm nicht ein.
Ja, Vogel eiert bei diesem Thema erheblich herum, plaudert einerseits von der Verzerrung durch die Medien und auch, dass er ja nicht dort sei, also gar nichts wissen könne. „Ich war noch nie in Syrien!“
An einer Stelle macht er gar vor, was man in Sachen Isis tun möge: Mit Däumchen und Wurstfinger quetscht er die Lippen zusammen: Man möge den Mund halten. Auch das stehe im (gurgel, gurgel) Koran.
Schließlich sei noch ein letzter kurzer Film geschildert, der mich zur Diagnose „Formkrise/Burn-out“ kommen ließ: Vogel steht miserabel gelaunt an seiner Wohnungstür, halb drinnen und halb draußen, barhäuptig (!), was verboten und mit Ohrabschneidung belegt sein dürfte, und gibt einem Eleven ein „Interview“ zur Lage in und um Syrien. Obwohl er sich die Fragen selbst ausgedacht hat, entgleisen seine Züge, während er antwortet, ungewohnt heftig, schier schimmert der überwundene Preisboxer aus den Mauseäuglein. Nein, er schicke weder Geld noch Sprengbuben dorthin, weil ihn – und da wird er richtig sauer – der Verfassungsschutz 24 Stunden und sieben Tage in der Woche überwache, der wüsste es ja dann als erster. In allem Groll darüber, dass er als Feind der Verfassung auch noch als solcher behandelt wird, schwant ihm aber dann, dass sein Dementi so doch schon wieder reichlich kriminell ausfällt, also legt er erneut nach, dass man ja auch gar nicht wisse, was dort los sei, schwafelt dann blöde gegen sich selbst an, er habe ja gar nichts gegen Schiiten, bzw. natürlich doch, sie seinen Brüder, aber man müsse sie tadeln, schier rot wird da der kahle Schädel, die Mordlust lässt den Prediger endgültig boxerisch pendeln, grade so kriegt er die Kurve zu einer kläglichen Schlusswendung, vergisst zu gurgeln, nickt dem Surenknecht zu und schließt die Wohnungstür von innen, wirft also den einbestellten Stichwortgeber sozusagen raus, nachdem er ihn sowieso nicht reingelassen hat.
Der ganze rheinische Frohsinn, der sonst sein frommes Bärtchen in praller Gemütlichkeit beben ließ, ist einer spukhaften Verbissenheit und wohl auch prädementen Verwirrtheit gewichen.
Man hat fast das Gefühl, dass Vogel der Islam allmählich gewaltig auf den Sack geht, dass er mit seinem Baustellenarabisch vielleicht anfangs gar nicht kapiert hat, was er treibt, vor allem, was er alles nicht mehr treiben darf, und dann war’s zu spät, dass er von fröhlichen Kölschabenden, Mutters Eisbein und einer Stripperin aus der Überraschungstorte träumt, keinen Bock mehr hat, ewig aufs Paradies und die Jungfrauen zu warten. Ehrlich gesagt ein höchst angenehmer Gedanke. Doch, doch.
Carlo Schäfer
Mehr von Carlos gibt es hier. Und zu seinem eBook Tod dreier Männer bei CulturBooks.