Geschrieben am 11. Dezember 2010 von für Carlos, Crimemag, Kolumnen und Themen

Carlos

Heute ist Carlo als Sinngeber in einer rätselhaften Welt zugange, als Übersetzer und Transmitter von Schrott in wahrhaft erschütternde Bedeutung … Enjoy!

Es gibt eine Maschine, die das, was Menschen sagen, in Geräusche übersetzt, die den wahren Informationsgehalt des Gesagten schlüssig wiedergeben. Darüber hinaus bezieht die Maschine auch die gesamte psychische Allgemeinbefindlichkeit respektive Verkommenheit der gesprochen habenden Person in die Geräuschbildung ein, was der Sache soundtechnisch – laienhaft gesprochen – den letzten Schliff gibt.

Ich besitze diese Maschine, jawohl! Das Christkind hat sie mir gebracht, gestern.

Ich sagte: „Aber Christkind, es ist doch noch gar nicht Weihnachten!“

Das Christkind freilich entgegnete: „Du aber, Carlo S., der du von den Veranstaltern deiner Lesungen aufs Bitterste zerquält wirst, der dich die junge Rowohltlektorenriege verschmäht und vergessen hat, du Armer, dessen dir du dudeldudumm …“

Wir müssen es zugeben, das Christkind war ziemlich dicht.

Aber egal: Nun also steht die Maschine vor mir und arbeitet, das muss ich sagen, vorzüglich. Beispielsweise gibt man den folgenden Satz von Ministerpräsident S. Mappus ein:

Richtig ist, dass die Politik bei diesem Projekt in der Vergangenheit viel versäumt hat.

Den übersetzt meine Maschine in ein entschleunigtes, ja niedliches:

DÖFF DÖFF DÖFF DÖFF

Gibt man nur den Namen unseres Außenministers und Afterkanzlers ein, so macht sie:

HUIHUIHUI

Fügt man seinen großartigen Satz

Das, was man bei den Jungen Liberalen lernt, ist vor allen Dingen eines. Man lernt Menschen kennen zu lernen, Menschen zu verstehen

hinzu, ertönt:

SCHÖBBEL SCHÖBBEL SCHNUFF

Jetzt allerdings habe ich schwere Fehler gemacht, ich habe mal wieder eine von Pfarrer Jürgen Flieges kleinen Onlinepredigten gelesen (das war der erste Fehler) und dann meiner Maschine zugemutet (zweiter Fehler):

Kennen Sie Menschen im Rollstuhl? Es ist in unserer Gesellschaft ja ganz schön wichtig, mit welchen „Rädern“ man vorfährt. Ein Blick auf den Stern, vorne auf den Kühler und auf die PS, die unter der Haube sind. Ein einschätzender Blick. Alles ist klar. Das ist eine ganz eingefressene Krankheit bei uns: Menschen daran zu messen, mit welchem Gefährt sie vorfahren. Dabei ist es doch so viel ehrlicher, dem Menschen ins Gesicht zu sehen. Nicht auf die Räder. Schauen Sie ihn an. Lächeln Sie ihn an. Sprechen Sie mit ihm. Lernen Sie ihn kennen. Und dann kann alles klar sein. Zwischen Ihnen beiden. Solange man sich von Rädern blenden lässt, ist man blind für den Menschen. Passen Sie gut auf sich auf!

Da ist mir meine Maschine jetzt leider mit einem finalen Seufzer an multiplem Kolbenfraß verendet. Waren es die Anführungszeichen bei „Rädern“, die in der Tat einfach nur rätselhaft sind? War es die nun mindestens schwierig abzuringende Kohärenz der Sätze eins, zwei und drei? Irgendwie legt uns Meister Fliege doch nahe, dass es nicht gut ist, Rollstuhlfahrern auf den Kühler bzw. die PS unter der (geschlossenen?) Haube zu schauen. Und warum ist es ehrlicher, Menschen ins Gesicht zu schauen? Ehrlicher? Wen soll ich kennenlernen? Ich glaube irgendeinen Rollstuhlfahrer – dabei kenne ich doch schon einen, der hat aber keinen Kühler. Oder ist das Gelbe in dem Beutel an der Seite Kühlflüssigkeit? Wer weiß.

Na ja.

Dann muss es halt ohne maschinelle Unterstützung weitergehen. Schuster bleib bei deinen Leisten. Betrachten wir uns mal einige (echte) Krimineuerscheinungen des Dezember 2010, grade so in der Reihenfolge, wie sie mir unters Mäuslein gepurzelt sind. Konzentrieren wir uns hierbei auf die (literarisch hochwertigen) Titel und sehen wir ein, dass ICH auch ohne Christkindmaschine für jeden der sechsundzwanzig recht verheerenden Verkaufsversuche einen besseren Vorschlag habe und sogar noch ein paar Zusatzinformationen liefere:

ECHT: Der Krater
ICH: Der Krater gerade, Vater? – Ein perverser Astronaut und seine verzweifelte Tochter – ein Mondregionalkrimi

ECHT: Frost
ICH: Frostfristfrust – Wie lange übersteht Margot die Aussetzung bei Freudenstadt? – Nordschwarzwaldfrauenkrimi

ECHT: Dead or Alive
ICH: Dad is Alive or: Why is Alice Dead? – Humorvoller Wyomingkrimi von Fred Pulver

ECHT: Schwarze Lügen
ICH: Schwarze Lügner – ein republikanischer Mississippikrimi von Guy Pelikan

ECHT: Rotes Blut – Ein Fall für Ann Lindell
ICH: Rodelblut – ein Wintersportkrimi – Ein Fall für Kommissar und Curler Asmus Lindgreen

ECHT: Das Regenmädchen
ICH: Die Wolkenbruchnutte – ein Fall für die reife Uschi und ihren stummen Stammkunden Kurt

ECHT: Den Tod in der Hand
ICH: Den Mausetot im Schritt – Krimi aus der Reihe „Urologie rockt“ (In Planung: Das Inkontinenzmonster)

ECHT: Seelengift – Ein Fall für Clara Niklas
ICH: Selim gafft – Migrantenspannerkrimi – Ein Fall für Klamydios Nikolaidis

ECHT: Vertrau mir!
ICH: „Verhau mir!“ Berlinerregionalschnauzekrimi im sadomasochistischen Umfeld

ECHT: Gepeinigt
ICH: Gepeinigt, gekreuzigt, geschlachtet, gekocht bei vollem Bewusstsein, dann langsam erwürgt – die traurige Geschichte eines Heiminsassen, von ihm selbst erzählt – trauriger Heimkrimi

ECHT: Kaltes Feuer – Ein neuer Fall für Emily Tempest
ICH: Eiskalte Eier – ein Osterkrimi – ein Fall für Ehrwürden Temptation

ECHT: Schrei in der Dunkelheit
ICH: Brei in der Dunkelheit – ein Blindebabyskrimi

ECHT: Die Lieferung
ICH: Die Expresslieferung – ein Postkrimi und Fall für den hobbyermittelnden HIV-positiven Briefträger Sascha Ulbricht (Ostkrimi)

ECHT: Todesgier
ICH: Der tote todesgierige Todesgeiertöter Tobi (Topkrimi)

ECHT: Die Handschrift des Todes
ICH: Die Anschrift des Todes – ein neuer Sascha Ulbricht Krimi (Ostpost)

ECHT: Die Tote im Regen – Ein Fall für Anna di Santosa
ICH: Die Wolkenbruchnutte in der Regentonne – Ein neuer Fall für die reife Uschi, erstmals mit ihrem neuen Kinderkunden Andi Santiago

ECHT: Todesengel
ICH: Tote Todesengel – geköpfte Altenpflegerinnen versetzen Osnabrück in Aufruhr und geben Rätsel auf (Regionalrätselkrimi)

ECHT: Der Geruch von Blut
ICH: Der Geruch von Blut, Eiter, Pisse und vor allem Sperma – ein Katholischekirchekrimi

ECHT: Schwärzer als der Tod
ICH: Schwärzer als schwarz und tot – das Ende des badisch/ghanaischen Bezirksschornsteinfegers Samuel Yeboah – ein badischer Bezirks- und Eine-Weltkrimi

ECHT: Kaperfahrt
ICH: Caprifixers Kaperfahrt– Undercover als kalabrischer Heroinmatrose wider Willen Geiselnehmer – von Umberto Cazo (untergetaucht)

ECHT: Die Pforte
EBENFALLS ECHT: Haus des Schweigens  – Da machen wir einfach einen draus, ist eh alles wurscht.
ICH: Die schwarze Bluttodespforte des flüssigstickstoffkalten Schweigehauses – Auftakt zur neuen Heidelberger Krimireihe von P. R. Vinz

ECHT: Finster
ICH: . Finsterpuzer – ain legasthenischer Gebeudereinigungskrimie

ECHT: Angst
ICH: Arschangst und Arglist – Ein Darmspiegler treibt sein perverses Spiel in Oberursel – Nordhessenanalkrimi

ECHT: Die Frau in Weiß
ICH: Die Sau isst Eis – hochsommerlicher Missbrauchskrimi – ein Kinderarzt ermittelt und lernt die scheue Physiotherapeutin Caro kennen, doch es gibt noch einen Kinderarzt und noch eine Physiotherapeutin …

ECHT: Die Vergangenheit ist ein gefährliches Land
ICH: Das Bimmel ist ein hochloder Diffel – ein Schwurbkrimi

Carlo Schäfer

Mehr Carlo Schäfer gibt es hier.

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