Geschrieben am 29. September 2012 von für Crimemag

Carlos

Nicht nur in Sachen Sittlichkeit ist Carlos, groß, auch zur Literatur unserer Zeit hat er Kernhaftes zu sagen:

In Sachen zweier Autorenkollegen:

Deutschlands beste Schriftstellerin, Hera Lind, hat auch 2012 wieder ein Superbuch geschrieben:

Männer sind wie Schuhe

Zugegeben, der Sparkassendirektor Jürgen war nie Lottes Traummann. Aber ihm hat sie drei Kinder und die eigene Musikschule zu verdanken. Das hält so lange, bis der Flötist Christian auftaucht und Lotte vor Augen führt, in welch ausgetretenen Schuhen sie durchs Leben geht. Jürgen schießt in seiner Eifersucht ein Eigentor nach dem anderen. Aber hat Lotte den Mut, die alten Latschen gegen die High Heels einzutauschen?

Es fällt auf, dass sich Hera Lind einer Art Baukastensystem bedient: Frau passiert was, es wird turbulent, es wird alles gut. Das ist natürlich nicht als Vorwurf zu verstehen. Denken wir an Kafka: Es geschehen schwer verständliche Dinge, dann endet der Text. Oder Shakespeare: Leute geraten in Raufhändel, das Ganze endet tragisch. Und Goethe: Etwas passiert.

Offensichtlich befindet sich Hera Lind unter den „Top five“ der deutschen Literaturgeschichte!

Trotzdem möchte man ihr für ihr Spätwerk kleinere Variationen wünschen.

Hier zwei Vorschläge:

Der Chaoskoreaner

Der Deutschamerikaner Guy Pelikan und der deutsche Tänzer René Pelikan-Wüllen sind ein rundherum glückliches Paar in einer eingetragenen Lebensgemeinschaft. Während sich Guy rührend um das Hexenhäuschen der beiden am Rande Berlins, dem seinen Garten und die Katzen Musch, Murr und Elvis kümmert, feiert René als Ballettänzer große Erfolge. Als endlich der Kauf eines griechischen Adoptivsohns Babis abgewickelt ist, scheint dem Glück der drei nichts mehr im Weg zu sein und zu stehen.

Doch da sieht Guy, der in Wirklichkeit mit der Hausmannrolle unzufrieden ist und von einer Wiederaufnahme seines Friseurstudiums träumt, einen Bericht über den blinden nordkoreanischen Bürgerrechtler Kim, der kürzlich in Deutschland – und zwar ausgerechnet in Berlin – Asyl bekommen hat und es passiert: Die beiden verlieben sich unsterblich ineinander!

Aber René gibt nicht auf und erobert Guy zurück. Aus Eifersucht schießt Kim beim Blindenfußball ein Eigentor nach dem anderen, bis Guy ihn zufällig im Theater trifft und beide ein romantisches Wochenende in München verbringen.

Aber was wird aus Babis? Und aus Musch, Murr und Elvis? Da fällen alle sieben eine mutige Entscheidung!

Oder aber, Hera Lind wagt den ganz großen Schritt, die kaum verschlüsselte Biografie:

Männer sind wie Tretboote

Hera ist eine sehr erfolgreiche Schriftstellerin und hat die besten Kinder der Welt. Nach turbulenten Jahren, einer aufreibenden Trennung sowie einiger missglückter Spekulationen hat sie sich an der Seite des österreichischen Hoteliers Dolferl ein neues, glückliches Leben aufgebaut.

Aber sie muss auch einmal alleine sein! Daher verbringt sie alleine ein romantisches Wochenende in Heidelberg. Dort lernt sie den Schriftsteller Carlo Schäfer kennen.

Irgendetwas fasziniert sie an dem jüngeren Dickeren.

Auch Carlo ist zunehmend fasziniert von der geheimnisvollen Künstlerin. Bei einer Tretbootfahrt gestehen sie einander ihre Liebe. Doch das Boot ist beschädigt und droht zu sinken! Ein Ruderboot kommt näher, die Rettung! Doch es ist anscheinend Dolferl, der ihnen heimlich gefolgt ist. Doch dann ist es doch nicht Dolferl und die Sache wird erst so richtig verzwickt, als Carlos Frau nach Hause und ihnen auf die Schliche kommt …

—————————————————————————————

Zum zweiten Kollegen, dem Sprachwissenschaftler und Kinderbuchautor Wilhelm Topsch. Der hat, in der Branche nicht unbedingt die Regel, ein kundiges, lesbares, wirklich angemessenes Buch zum kindlichen Schrifterwerb verfasst. Das ist mein voller Ernst – nur, warum muss er sich in diesem bitte mit folgendem Text aus seiner Feder, das Ganze zu singen auf die Melodie von „Glory, Glory, Halleluja!“, dann doch wieder abschießen?

Refrain:
Alle Kinder lernen lesen,
Indianer und Chinesen.
Selbst am Nordpol lesen alle Eskimos.
Hallo Kinder, jetzt geht’s los.

„A“, sagt der Affe, wenn er in den Apfel beißt.
„E“, sagt der Elefant, der Erdbeeren verspeist.
„I“, sagt der Igel, wenn er sich im Spiegel sieht,
und wir singen unser Lied:

Refrain

„O“, sagt am Ostersonntag jeder Osterhas‘.
„O“, sagt der Ochse, der die Ostereier fraß.
„U“, sagt der Uhu, wenn es dunkel wird im Wald,
und wir singen, dass es schallt:

Refrain

„Ei“, sagt der Eisbär, der in einer Höhle haust.
„Au“, sagt das Auto, wenn es um die Ecke saust.
„Eu“, sagt die Eule, „heute sind die Mäuse scheu!“
Und wir singen noch mal neu:

Refrain

….

Anmerkung:
Heute werden die Angehörigen arktischer Völker als Inuit bezeichnet. Daher kann in der ersten Strophe auch folgende Zeile verwendet werden: „Selbst am Nordpol ist der Spaß am Lesen groß. Hallo Kinder, jetzt geht’s los.“
Die Anmerkung, die nicht von ihm stammt, aber auch nicht von mir, ist dann noch so eine Kostbarkeit für sich.
Aber man soll ja nicht nur kritisieren, sondern die Welt nur immer besser und schöner machen!
Zunächst zur Anmerkung, hier muss ergänzt werden:

Anmerkung 2:
Heute werden die Rothäute nicht mehr Indianer genannt, sonder „native americans“. Mit ein bisschen „Zungenakrobatik“ könnt ihr also singen:

Alle Kinder lernen lesen,
Native americans und ihre friends,

ferner Neger und Chinesen.
Selbst am Nordpol der Innuit macht mit.
Hallo Kinder, singt jetzt fit!

Anmerkung 3:
Zu Negern sagt man heute „afroamerikanische Mitbürger“, aber das geht nicht mehr hinein!

Ferner fehlen, aufbauend auf den Vokalen, kurze lesemotivierende Wörter:

„Kack!“, sagt das Yak, denn es juckt ihm am Sack.
„Arsch!“, sagt der Barsch zu der Bärschin reichlich harsch!
„Nein!“, sagt das Schwein, doch der Bauer sticht hinein!
Und wir stimmen alle ein:

Und schließlich:

„Fick mich!“, sagt der Sittich, doch Sittichin sagt: „Nicht ich!“
„Yes!“, sagt Obama, er ist Afroamerikaner.
„No!“, sagt das Klo, denn es will nicht in den Zoo
und wir singen alle froh!

So, zwei Autoren geholfen und noch nicht einmal nach der Post gekuckt, wenn das kein guter Tagesanfang war!

Carlo Schäfer

Hier geht’s zur Homepage von Carlo Schäfer.

Tags : ,