Der wahre Sisyphos unserer Tage ist Carlos. Denn niemand sonst begibt sich derart ins Handgemenge mit den wahrhaft scheußlichen Dingen des Alltags, an den Schnittstellen von Wahnsinn, Dumpfheit und gemeiner Denkungsart. Schaudern Sie auch heute …
Immer wieder gern …
… besuche ich die Facebook-Seite von NPD Rhein-Neckarboss Jan Jaeschke. Dieser recht eigentliche Dumpfklumpen postet jeden Dreck, der ihm unter die Wurstfingerchen kommt – mitunter durchaus vergnüglich. So finden wir derzeit einen kleinen Film, der NPD-Reichsführer Apfel beim Versuch zeigt, im Karlsruher Bundesverfassungsgericht die Verfassungstreue seiner Partei überprüfen zu lassen. Zu diesem Zweck stapft der Staatsmann linkisch durch den Karlsruher Schlosspark und posiert schließlich nervös schwankend vor einer Wand. Reingelassen haben sie ihn nicht, natürlich nicht.
Auch ist es durchaus lohnend die Herrschaften, die Gauleiter Jäschkes Aktivitäten kommentieren, herbeizuklicken – Realsatire und Abführmittel gratis, wer wollte das nicht.
Eine jüngere Aktivität Jaeschkes, sein undeutsches Vermeiden der Umlautschreibung stimmt nebenbei fassungslos, war es, im Norden der unerlösten Republik Unterschriften für seine Afterpartei zu sammeln, damit sie wenigstens antreten darf. Mehrere Aufnahmen zeigen ihn, wie immer schneidig, bei Wind und Wetter für die gute Sache werben.
Auf der Rückfahrt ist dem Saubraunbären dann ein Missgeschick passiert, lassen wir ihn selbst zu Wort kommen:
Seit heute wieder zurück im Ländle. Durchschnittlich mit 140Km/h auf dem Rückweg ;-). Leider gings nicht schneller. Auf der Höhe von Nordheim hab ich einen Scheibenwischer verloren. Das hat Spaß gemacht im Regen ohne den linken Scheibenwischer heim zu fahren… Gebremst wird natürlich trotzdem nicht!
Ist der nicht der kommende Mann? Klingt da nicht schon ein wenig „Gefangene werden nicht gemacht!“ an?
Durchschnitt 140 ist es gefahren, unser Janilein! Wenn wir dann unterstellen müssen, dass er gelegentlich das Stampfebein doch Richtung Bremspedal wuchten musste, weil ihm feige jüdische Linksfahrer die Laune verderben wollten, dann hat er seinem Fahrzeug unbekannter Bauart bei Regen und ohne Sicht wohl überwiegend schlappe 200 abgetrotzt.
Wäre jemand so nett, den Arschbomber anzuzeigen?
Ich habe leider keine Zeit.
Denn ich erhole mich noch von einem Wochenendbesuch in Oberschwaben. Was ist dort das Besondere? Vielleicht die Tatsache, dass mir kein anderer Landstrich in Deutschland bekannt wäre, wo es trotz geradezu bissiger Winter ein Diskussionsthema ist, ob man eine Heizung braucht.
Vielleicht ist es aber auch die Rubrik „Tauschbörse“ in der Postille „Wochenblatt“:
Standventilator
neuwertig+verstellbar, weiß gegen 4 Fl. Württ. Rotwein Haberschlachter
Krupps Espresso
Maschine mit Milchschäumer, wenig gebraucht, gg. 6 Fl. Ramazotti
Waschbecken
Porzellan, 60cm gg. 2 Fl. Freixenet
Hundeeinstieg für PKW (Holz) geg. 4 Fl. Bodensee-Secco
oder umgekehrt:
Hausbar
gegen 1 Sack Bio-Dinkelgetreide
oder einfach irre:
Melitta Kaffee-
maschine 2-8 Tassen, Glaskrug gegen 1 kg Tchibo-Crema Bohnen
Schließlich aber könnte man die rätselhafte Mentalität auch durch folgende Todesanzeige in der „Schwäbischen Zeitung“ nachfühlen lassen, einer Zeitung, die ohnehin von derartiger Dumpfheit und so tolldreistem Dilettantismus durchsotten ist, dass ich ernsthaft erwäge, sie zu abonnieren:
Eine außergewöhnliche Frau bekam Erlösung und Verwandlung. Als Oberlehrerin sehr geschätzt, zwang Sie eine schicksalhafte Operation zur Neuorientierung. In einer vorbildlichen Symbiose, mit Ihrem Künstlerbruder, lebte und arbeitete Sie mit und für das Kunstunternehmen „Sanktus“. Trotz größter gesundheitlicher Infragestellung, war Sie Ihren Mitmenschen mit Einfühlsamkeit und Wissen zugetan. Durchdrungen von Ihrer Motivation, verließ Sie, trotz Widersprüchen und Grausamkeiten, nicht das Vertrauen in die Schöpfung. Aus dem „heiligen Geist“ heraus, ging Sie ein ins Licht.
Unterzeichnet ist das Kunstwerk vom Künstlerbruder selbst. Dagegen kommt keine Kaffeemaschine mit 2 bis 8 Tassen an. Da kommt einfach nichts dagegen an. Man verehre die hagelhaft gesetzten Kommata, die geradezu religiös anmutende Großschreibung des Personalpronomens „sie“. Man gebe sich den Formulierungen hin, wie es nur Liebende können:
- gesundheitliche Infragestellung
- vorbildliche Symbiose
- bekam Erlösung und Verwandlung
- den Mitmenschen mit Einfühlsamkeit und Wissen zugetan
Der Hammer, der absolute Hammer. So was als Buch, wo einfach nichts stimmt, das würd ich gerne, aber das könnt ich niemals schreiben. Die Kraft hätte keiner.
Bennoch Sorge, der die Nacht, entgegen aller Müdseinigkeit dann doch wach verblieb, hörte und sah einen, Schuss, der dann doch nicht IHM galt, aber den Nachbarn, Monsignore Krebs scharf infrage stellte, was seine Überlebensart betraf, der er traf… Und schon kann ich nicht mehr.
Was halluziniert die „Schwäbische Zeitung“ einige Blatt weiter vorne und dick einen Artikel überschriftend dann auch noch zusammen?
Angst essen Krankenhausseele auf
Wie gesagt, ich muss mich ein bisschen erholen. Denn ich habe keine so große Seele wie ein Krankenhaus, sondern nur eine kleine verschreckte Seele mit jeder Menge Infrage-Stellung.
Tausche diese gerne geg. 11 Flaschen Gröber-Nacktarsch.
Carlo Schäfer
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