Aus Carlos’ arkaner Sammlung ‒ heute: Kurze Sätze.
Danke!
Ich sammle. Damit bin ich nicht allein, von der Briefmarke bis zu wechselnden Hohlköpfen im Bett, von denen frau verhauen und betrogen wird, kann man ja alles sammeln.
Meine Sammlung ist freilich unsichtbar, wenn nicht geheim. Ich sammle Sätze, kurze schriftliche Zeugnisse, seltener kurze Dialoge. In aller Regel muss ich so etwas nicht aufschreiben, es ist mir ins Hirn gebrannte.
- Und endlich will ich die Welt an meinen Karfunkeln teilhaben lassen.
- Rauchender Obdachloser in Pforzheim, 1983: „Hasch du mir Feuer oder willsch du einen Streit mit mir?“
- Ebd. Friedhofsgärtner Peters S., 1984: „So viel wie ich wiegt koi dote Sau.“
- Ebd.: „Es gibt verschiedene Dinge.“
- Die überraschende Volte meines steindummen Religionslehrers, nachdem ich meinen Tisch angezündet hatte: „Das geht mich überhaupt nichts an.“
- Ach, sogar so was reicht schon, Rheinländer in Andalusien im Spanischen Lokal: „Isch äss ene Schnitzel!“
- Sowieso der stadtbekannte schiefhalsige Depp in der Straßenbahn, anlasslos: „Eine nackte Engländerin! Die nackte Engländerin!“
- Weiser junger Mann: „Jeder hört mehr oder weniger schlecht.“
- Nicht ganz so weiser: „Ey, fick dein Handy, Spast!“
- Dicker Mann in der Altstadt mit offenem Hosenstall: „Warum hawwe mir denn die blödschde Kinder in Europa? Wegem Lehrer!“
- Meine dahingegangene Großtante Trudel: „Schade, dass Heino kein Prinz ist.“
- Bildungsbürger in der Eisdiele: „Haben sie auch Eise zum Mitnehmen?“
- Todesanzeige für einen Hund: „So nimm denn meine Pfoten!“
- Klassenbucheintrag eines Kollegen: „Schüler, deren Namen ich nicht kenne, beleidigen den Lehrer in herabwürdigender Weise“
- Anderer Kollege: „Eda lackiert ihre Fingernägel und isst.“
- Der Hausierer unlängst, einen gewöhnlichen Britt-Schwamm feilbietend: „Der kostet zehn Euro, fünf kriegen sie von der Steuer zurück und alles geht an blinde Kinder aus der Blindenschule!“
- Der fidele Greis im Hallenbad: „Jeder muss wissen, wie viel er schwimmt. Das muss jeder selbst entscheiden!“
- Ein ebenfalls greiser Wirrkopf neulich vor dem Rewe: „Sehen Sie die Streifen am Himmel? Das sind keine Kondensstreifen! Die sind da, damit die Engelchen mal auf den Strich gehen können“
- Formvollendet höflicher Chinese an riesiger mit Fleischbergen überhäufter Metzgertheke: „Haben Sie Fleisch?“
- Busfahrer auf die aufgebrachte Nachfrage hin, warum er zu spät sei: „Weil ich Kaffe getrunke hab und danach hab ich noch zwei Mal geduscht!“
- Obdachloser in Richtung meines Vaters: „Dich kenn ich aus der Hupenfabrik!“
- In Pforzheim: (wo sonst?) „Ich steck dirs Messer in den Bauch wie schon mal!“
- Und abermals dort: „Irinnen haben grüne Fotzen!“
Noch zwei vom Friedhofsgärtner S.:
„Wichtig isch, dass man eine Musik nicht zu laut und nicht zu leise hört.“
„Gestern stand ich e volle Stund auf dem Brückle überm Kanal und hab zwei Männer beobachtet. Die ware vom KGB.“
Ein Student an der PH Heidelberg letzten Donnerstag zum Kumpel: „Schönes Wochenende bis Dienstag!“
Ich schließe mich an.
Carlo Schäfer
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