Geschrieben am 12. März 2011 von für Carlos, Crimemag, Kolumnen und Themen

Carlos

Gute, saubere, anständige deutsche Kriminalliteratur in einfacher, aber kernhafter Sprache! Nichts für Hirnis und Intellektuelle. Wer wollte sich diesem Trend verschließen? Deswegen schreibt Carlos heute einen Wettbewerb aus. Spitzen Sie Ihren Computer, fahren Sie Ihre Bleistifte hoch …

Nun also, wie eigentlich schon vor 14 Tagen geplant: Ein Krimiwettbewerb. Preis: Mitwirkung in einer Anthologie zu den ersten Pfalz-Elsass-Krimitagen. Titel: Kleiner Grenzverkehr. (Aber bitte kein Schweinkram! Carlo Schäfer soll eine Geschichte veröffentlicht haben, in der ein Hund und ein Romajunge zum gemeinsamen Geschlechtsakt gezwungen werden. So was wollen wir nicht. Deutschfranzosen sind traditionell Hundefreunde!)

Zwei Geschichten sind schon eingereicht und seitens des Summ-Verlags mit dem Preis der Mitwirkung bedacht worden.

Sie, liebe Leser und Freunde des Spartenkrimis, liebe Hobbyschreiber und Pfalz-Elsasskenner, dürfen nun im Folgenden zur Anregung den (Teil-)Abdruck der beiden großartigen Erzählungen sowie die – von den Autoren selbstverfassten – Autorenbiographien genießen.

Der Schlagbaum

Von Thomas Jost-Yeboah


Freddy Colmar prüfte sorgfältig den Zuckergehalt des neuen Weines, als es klopfte.
„Herein“, sagte er, ohne sich umzuschauen. Das war ein Fehler, denn ohne Vorwarnung schlug ein Projektil in das Fass neben seinem Kopf ein.
Instinktiv ließ sich Collmar fallen und unter den alten Holztisch rollen.
Er konnte nur die Beine des Eindringlings, der nun langsam, aber zielsicher näherkam, sehen. Selbst im dämmrigen Licht des Weinkellers fiel es ihm auf. „Das sind französische Schuhe. Und ich habe sie schon einmal gesehen“, schoss es ihm durch den Kopf.„Kommen Sie, Err Kolmaar“, sagte der Fremde mit französischem Akzent. „Sie glauben doch nischt, dass die Sach-e vergessen ist … isch sagge nur: Schlagggbaum!“
„Wenn ich“, rief Colmar in das linke Hosenbein des Eindringlings, der nun direkt vor dem Tisch stand, „etwas dazu beigetragen habe, dass ihr Schweine die offenen Schlagbäume zwischen den befreundeten Regionen Pfalz und Elsass, die ihr missbraucht, um unschuldige Flüchtlinge aus Ghana über die Grenze zu schaffen, nicht mehr so ohne weiteres benutzen könnt, dann sage ich nur: Ich würde es wieder tun!“
„Und noch!“, fügte er angriffslustig hinzu, „hast du mich nicht gefunden!“

[…]

Grenztod

Von Anne Schnubbel

Annemarie goss sich eine Tasse Jasmintee ein und seufzte. Das machte sie immer, wenn die Kinder in der Schule im Gymnasium waren, der alte Bernhardiner Ramses ein wenig frische Luft geschnappt hatte und sie das erste Mal Zeit für sich hatte. „Ich wüsste zu gerne, wer letztes Jahr meinen Mann auf dem Weinfest vergiftet hat“, dachte sie. Was sie nicht wusste, war, dass der Täter aus der unmittelbaren Nachbarschaft in Maikammer stammte. Stattdessen stand sie auf und ging ans Fenster, um den Blick auf die deutsch/französische Grenze zu genießen.
„Ich sollte“, sagte sie laut zu sich selbst, „wieder einmal mit den Kindern nach Weiler direkt hinter der Grenze fahren, damit sie auf andere Gedanken kommen. Der Tod von Herbert hat sie so sehr mitgenommen. Aber wer kümmert sich dann um Ramses?“
Ihr Blick fiel in den Vorgarten, wo ihr unauffälliger Nachbar, der aus dem Saarland stammende Jasper Fabry, eine Giftflasche vergrub!
„Also wirklich, Jasper!“, rief sie hinunter. „Das darfst du nicht vergraben. Das gehört auf die Deponie im Industriegebiet von Bad Bergzabern!“
Irgendetwas schien Fabry nervös zu machen, denn er zog einen Revolver.
Annemarie maß dem Vorfall zunächst keine besondere Bedeutung bei, sondern zog nun auch und zwar sich zurück.
„Was ich nicht wissen kann“, dachte sie, „ist, dass ich gerade mit dem Mörder meines Mannes, der Betriebswirt war, geplaudert habe.“ […]

Thomas Jost-Yeboa (* 1950) lebt seit seiner Geburt in der Grenzpfalz. Ausgedehnte Reisen brachten den Hobbyfotograf mit vielen Kulturen in Kontakt. Beruflich ist er seit dreißig Jahren auf dem Vermessungsamt der Domstadt Speyer beschäftigt.
Also nicht so grenznah, was sich aber nach Feierabend regelmäßig ändert – er wohnt in einer Ferme bei Wissembourg, die er so manches Jahr (zwinker!) schon renoviert.
Mit seiner aus Ghana stammenden Frau Gala, die in Landau Erziehungswissenschaften studiert, hat er einen zweijährigen Sohn, der den „alten“ Papa ganz schön auf Trab hält!
Jost-Yeoah kam eher zufällig zum Schreiben, es hat einfach irgendwie angefangen. Heute erfreut sich seine Krimireihe um den Winzer und Hobbydetektiv Freddy Colmar wachsender Beliebtheit in der Region.
Was macht ein Autor, wenn er nicht schreibt, im Haus werkelt, fotografiert, mit dem Sohn „Die Hottentotten kommen“ spielt?
Nun, er weiß einen guten Tropfen zu schätzen, sei der nun aus der Pfalz oder dem Elsass. Und er engagiert sich leidenschaftlich gegen Ungerechtigkeit in der Welt.

Werke:

Freddy Colmar und der tote Asylant im Weinberg
Freddy Colmar und die arbeitenden Elsässer Inderkinder
Freddy Colmar in Afghanistan

Anne Schnubbel (Jahrgang 1958) lebt mit ihrem „Männe“ Hans, zwei ehemaligen Dobermannwelpen, die inzwischen gestandene Dobermänner sind und (immer noch) Pastis und Cezanne heißen, sowie zwei Katzen („Muschi“ und „Murr“) und mit ihren vier besten Kindern der Welt: Alice, Alma, Leonid und Kasper, seit vielen Jahren in Kandel, in Nähe der deutsch-französischen Grenze.
Anfänglich fiel es der Autorin nicht leicht, sich einzuleben, denn ursprünglich stammt sie aus dem schönen Sauerland, wo sie die Schulbank drückte, bevor sie zum Studieren sogar nach Hamburg „emigrierte“ (sie ist dann dort Diplommakrameelehrerin geworden und Hans (Volkswirt) begegnet), inzwischen ist sie aber eine leidenschaftliche Grenzpfälzerin geworden, wobei ihr die lebenslustige, offene Art der von dort stammenden Familie ihres Hans (Mann) und die offene, lebenslustige Art der Pfälzer und Elsässer, die sie auf Weinfesten und auch sonst schätzen gelernt hat, half.
Zum Schreiben kam die Autorin aus einem scheinbar traurigen Anlass. Beim zweitjüngsten Sohn der Autorin, die schon immer die Literatur liebte so ist zum Beispiel Leonid nach „Leonid Dostojewsky“ benannt bei Leonid wurde das Downsyndrom gefunden.
Die Autorin begann dann lustige Krimigeschichten – bevorzugt regional und für Frauen – zu schreiben, um sich von ihrem Kind abzulenken. (Heute ist Leonid übrigens hochbegabt und spielt fabelhaft Ringtennis (3. Oberliga Grenzpfalz, RTC Kandel)
Heute ist die Autorin durch ihre vielen Lesungen und Bücher in der Region bekannt! Mehr über die Autorin, die auch Schreibseminare (VHS Maikammer) und Workshops zum Thema Krimi abhält, unter www.anne-schnubbel-krimi-autorin.de.)

Werke:

Der Mostmord (Kriminalroman)
Anne mischt auf! (Humorvoller Kinderkrimi)
Flammkucheninferno (Gesammelte Erzählungen)

The World´s Most, ähmm ...

Einsendungen bitte (ernstgemeint – die „besten“ veröffentliche ich im Rahmen von „Carlos“) per Mail via carlo-schaefer.de.
Würde mich wirklich freuen, wenn jemand mitmacht.
Wirklich, wirklich!
(Bitte mit ausführlicher Biographie!!!!!!!)

Carlo Schäfer

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