Carlos wird experimentell – écriture automatique oder pensées sauvage oder littérature délirante – wer weiß das schon?
Ich nehme mir jetzt genau fünfzehn Minuten Zeit, um einen Text über sinnvolles Alltagsleben zu schreiben. Ich habe in dieser Sekunde noch keine Ahnung, was ich schreiben soll, aber ich bin sicher, dass man das gar nicht braucht.
Die Taube
Kennen Sie den Ruf der Taube, lieber Leser, liebe Leserin? Er war einmal sehr gut! Man sah die Taube als Symbol des Friedens und der Reinheit. Viele Menschen hielten sie zu Hause, auch weil sie treu waren und von ihren Ausflügen immer wieder heimkehrten. Nicht zuletzt landete die ein oder Taube auch in Topf und Pfanne …
Heute ist das anders. Heute sagen wir, wir hätten ein Taubenproblem, der Kot greift alte Gemäuer an, die Tiere übertragen Krankheiten – „Flugratten“ werden sie sogar manchmal genannt.
Ich will Sie einladen (noch neun Minuten!), sich einmal eine Taube aus der Nähe anzuschauen. Sie werden sehen, dass sie wunderschöne Augen hat, sie werden hören, wie beruhigend und melodiös sie gurrt.
Plötzlich ist sie nicht mehr die Flugratte, auch nicht mehr das große Friedenssymbol, sondern einfach ein schönes Geschöpf, einzigartig – keine Taube ähnelt der anderen.
Und nun schauen Sie in den Spiegel (noch sieben Minuten – das reicht dicke!), schauen Sie sich an. Nicht Ihre scheinbar so große Bedeutung im Büro, in der Firma, in der Familie!
Aber auch nicht hässlich, böse, enttäuscht vom Leben, wie sie sich manchmal fühlen …
Hat nicht irgendwann jemand gesagt, Sie hätten schöne Augen?
Hat nicht jemand einmal über Ihre Wangen gestrichen und gesagt, sie fühlten sich wie Seide, wie Pfirsichhaut an?
Und hat Ihr Lachen nicht immer wieder Menschen angesteckt? In den unmöglichsten Situationen – in der U-Bahn, auf dem Schiff, im Wartezimmer des Arztes?
Sie haben allen Grund sich zu mögen! Und zu lachen: Frei, Sie selbst und melodiös wie das Gurren, der einen, einzigartigen Taube!
Ich wünsche Ihnen daher eine „Taubenwoche“, Ihr Energieberater Hans Himmler-Schwöb.
(Fertig! Und sogar noch vier Minuten übrig …)
Carlo Schäfer
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